Den Haag. . Von Willem-Alexander der Niederlande wird mehr Volksnähe erwartet, als sie Noch-Königin Beatrix zeigte. Schon jetzt, wenige Tage vor der Thronfolge-Zeremonie, setzt der 45-Jährige gemeinsam mit seiner Ehefrau Máxima auf Popularität.

Das Beste am neuen König ist seine Königin. So geht Volkes Meinung, und nicht nur die des einfachen. „Seine größte Qualität ist, die richtige Frau geheiratet zu haben“, sagt Dorine Hermans, Biografin des niederländischen Königshauses, und so reden auch politische Journalisten: „Seine weitaus wichtigste Entscheidung war die Wahl von Máxima.“

Und soll keiner sagen, er meine das nicht so. Man mag ihn aber trotzdem, muss ihn einfach mögen, diesen Willem-Alexander Claus George Ferdinand van Oranje-Nassau, der am 27. April 46 wird und drei Tage später König der Niederlande.

Wie man ihn anredet, findet der Prinz nicht weiter wichtig

Ein freundlicher Mann ist dieser blonde Prinz mit dem fältchenumrandeten Lächeln, das er von seiner Mutter Beatrix hat, bei ihm aber wärmer ausfällt; dieser erste männliche Monarch seit 123 Jahren wird das Zepter nicht vor sich hertragen wie eine Monstranz. „Ich bin kein Protokoll-Fetischist“, sagt er in einem großen Interview kurz vor Amt und Würden, das heute Abend im niederländischen Fernsehen ausgestrahlt wird. Seine Majestät? Alex? Sollen die Leute ihn doch nennen, wie sie wollen: Er ist einer von ihnen.

Vater von drei kleinen Mädchen, ein Mann, der gern Sport mag und schnelle Autos. Einer, der als Schüler schon ein Draufgänger war und als Student noch schlimmer, „Prins Pilsje“ haben die Niederländer ihn damals genannt, diesen Jungen mit den Bierchen, Mädchen und roten Bäckchen. Liebevoll war das, sorgenvoll aber auch: Da wuchs immerhin der künftige König heran, der sein Geschichtsstudium nicht eben brillant meisterte. „Intelligent, aber nicht intellektuell“, pflegte man freundlich zu sagen.

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Königin Beatrix perfektionierte eine Doppelrolle

Aber sympathisch. Authentisch wohl auch, wobei man das nicht sicher wissen kann: Die „Niederlande GmbH“ war unter ihrer „Vorstandsvorsitzenden“ Beatrix, die nun zurücktritt, ein möglichst geschlossener Verein, der persönliche Einblicke vermied. Die Noch-Königin perfektionierte die Doppelrolle aus privatem Familienmensch und distanzierter Herrscherin; sie war, wofür es in ihrer Sprache ein wunderbares Wort gibt: „afstandelijk“. Ihr Erstgeborener Willem-Alexander kommt da eher nach der Oma: Königin Juliana, die „moeder des vaderlands“, war so volksnah wie Tochter Beatrix niemals sein mochte.

Das niederländische Königshaus.
Das niederländische Königshaus.

Wenn aber die Monarchisten im Nachbarland ihren künftigen König fürchten, dann gerade dafür: für seine Bürgerlichkeit, seine Popularität, für ein „mitreißendes Staatstheater“, vor dem die Historikerin Daniela Hooghiemstra im „NRC Handelsblad“ warnt, in dem Königin Máxima im Scheinwerferlicht strahlt wie ein Popstar – könnte das den Thron ins Wanken bringen? „Wenn der König so ist wie der Durchschnitt“, fragt Biografin Hermans und liefert den Republikanern eine Vorlage, „wieso soll er dann noch König sein?“

Als Mann des Volkes wird er wohl auch ein König des Volkes sein

Willem-Alexander, Durchschnittstyp im Schatten einer schönen, starken, schlauen Frau: Das indes wird ihm kaum gerecht. Der Prinz ist vorbereitet, gut ausgebildet, ein weltweit anerkannter Umweltexperte, durch Lebenserfahrungen wie die Krankheiten von Vater und Bruder gestählt. Freundlich wie immer vermittelt er sogar eine gewisse Vorfreude auf seine Aufgabe. „Unsere Aufgabe“, er ist ja nicht allein. Er wird ein König des Volkes sein, wie er ein Mann des Volkes ist. „Es wird ein neuer Wind wehen“, ahnt Dorine Hermans.

Vielleicht, finden manche Untertanen, könnte „de koning“ für etwas mehr Respekt an seinem Aussehen arbeiten, sein jungenhaftes Grinsen verbergen unter einer neuen Mode: Eine Facebook-Gruppe fordert für den König – einen Bart. Willem van Oranje hat einst einen gehabt, Willem II., Willem III., was also ist mit Willem IV.? Der will keinen Bart und nicht so heißen: „Willem-Alexander“, alstublieft. Den „König“ darf das Volk weglassen. Das „. . . und Máxima“ wohl nicht.