Essen. . Es ist eine beachtliche Entwicklung: Im Jahr 2005, so der Verband der Deutschen Zweiradindustrie, verkauften die Hersteller hierzulande 40.000 bis 50.000 Pedelecs. Im vergangenen Jahr waren die Verkaufszahlen bereits auf 360.000 gestiegen. Wir erklären, was Sie beim Kauf beachten sollten.
Pedelecs sind Fahrräder, deren Radler durch einen Elektromotor unterstützt werden, wenn diese in die Pedalen treten. Im vergangenen Jahr waren die Verkaufszahlen bereits auf 360.000 gestiegen. Angaben des Allgemeinen Deutschen Fahrrad -Club (ADFC) zufolge sind derzeit auf Deutschlands Straßen bereits etwa eine Million Pedelecs unterwegs. Wir erklären, was Sie beim Kauf beachten sollten.
Stabilität
Pedelecs sind schwerer als herkömmliche Fahrräder und kommen auch schneller in Fahrt. Entsprechend höher ist die Belastung, die die Bauteile aushalten müssen. Bei einem Test der Zeitschrift Öko-Test (3/2013) stellte sich heraus: Beim Härtetest auf dem Rollenstand gingen bei einigen der zehn getesteten Modellen Felgen, Speichen oder gar der Rohrrahmen kaputt. Garantien für das Ausbleiben solcher Schäden gebe es nicht, sagt der ADFC. Gleichwohl rät er, beim Kauf auf das – im Gegensatz zum normalen Fahrrad – vorgeschriebene CE-Zeichen zu achten. Damit zeige der Hersteller an, dass er die geltenden Sicherheitsvorschriften eingehalten hat. Roland Huhn vom ADFC sagt: „Kaufen Sie sich niemals einen Bausatz zum Selberbauen.“
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Bremsen
Vier von zehn getesteten Modellen brachten nicht einmal die für normale Treckingräder geforderte Norm von 100 Kilogramm sicher zum Stehen. Zwei der vier Räder zeigten zudem deutliche Unterschiede im Bremsverhalten bei Trockenheit und Nässe, berichtet Öko-Test. Für Fahrradexperten seien hydraulische Scheibenbremsen das Nonplusultra. Hydraulische Felgenbremsen seien zuverlässiger als mechanische. Ein Rücktritt werde zwar gern gefahren, sei „am Berg aber unpraktisch“.
Der Antrieb
„Der Mittelmotor setzt sich auf dem Markt immer mehr durch“, sagt Roland Huhn vom ADFC. Dieser ist über dem Tretlager angebracht und treibt das Rad über die Kette an. ADFC und Öko-Test attestieren Mittelmotor-Rädern ein stabiles Fahrverhalten. Mittlerweile gibt es Mittelmotor-Räder auch mit Rücktritt-Bremse. Der Frontmotor sitzt in der Vorderradnarbe. Da er das Rad zieht, könne es am Berg, in Kurven oder auf losem Untergrund leichter durchdrehen oder wegrutschen. Beim Heckantrieb sitzt der Motor in der Hinterradnarbe. Durch die ungleiche Gewichtsverteilung sind die Räder schwerer zu tragen – in die Bahn oder in den Keller zum Beispiel. Mit Gepäck beladen „neigen sie zum Flattern“, berichtet Öko-Test.
E-Bike gegen Auto
Motorsteuerung
Die Sensoren, die die E-Motoren steuern, um die passende Unterstützung zu liefern und das Tempo zu kontrollieren, beeinflussen das Fahrverhalten. Der Trittfrequenzsensor erkennt die Bewegung der Kurbel. Er berücksichtigt aber nicht, mit welcher Kraft der Fahrer in die Pedale tritt. Nachteile: die Motorunterstützung kann schwächer oder stärker als gewünscht ausfallen und die Kontrolle des Rades erschweren. Bei hoher Trittfrequenz schaltet der Motor ab. Der Drehmomentmotor misst hingegen die Trittkraft und unterstützt entsprechend der gewünschten Unterstützungsstufe. Nachteil laut ADFC: Das Rad kann bei schlechter Steuerung losfahren, wenn ein Fuß aufs Pedal gesetzt wird. Ein zusätzlich eingebauter Geschwindigkeitssensor kann dies verhindern
Akku/Reichweite
Manch Hersteller behauptet, der Akku seines Pedelecs habe eine Reichweite von 100 Kilometern. „Unseriös“, sagt der ADFC. Denn: Die Reichweite des Akkus ist nicht nur abhängig von der darin gespeicherten Energie, sondern auch von Faktoren wie Gewicht des Fahrers, Wirkungsgrad des Antriebs, Steigungen, Gegenwind, Anzahl der Anfahrten oder Außentemperatur. „Einen vergleichbaren Test für die Reichweite der Akkus gibt es bisher nicht“, sagt Roland Huhn. Der einzige verlässliche Anhaltspunkt für die Reichweite ist der Energiegehalt des Akku, angegeben in Wattstunden (Wh). Im Schnitt hätten die Akkus eine Reichweite von 40 bis 50 Kilometern. Hochwertige Akkus „leben“ etwa drei bis fünf Jahre und vertragen 1000 Ladezyklen, wobei die Kapazität nach 300 bis 500 abnehme. Vor dem Kauf eines Pedelecs sollten Verbraucher immer darauf achten, was ein Ersatzakku kostet. Huhn: „Das teuerste beim Pedelec ist der Akkuverschleiß.“
Preise
Auch hier sind sich ADFC und die Tester von Öko-Test einig: Billig-Pedelecs aus Super- oder Baumarkt sind nicht zu empfehlen. „1700 Euro müssen Interessierte schon ausgeben, um eine vernünftige Qualität zu bekommen“, sagt Roland Huhn. Öko-Test empfiehlt sogar eine Investition von 2000 Euro. Wer mehr Geld ausgebe, bezahle damit entweder den Namen, eine höhere Akkukapazität oder Extras.
Vom Fahrrad zum Pedelec
Die Probefahrt
Das A und O vor dem Kauf ist die Probefahrt. Mindestens einen Nachmittag lang sollten Interessierte folgende Fragen klären: Wie fährt das Rad mit und ohne Motor? Wie reagieren die Bremsen? Ist der Anschub sanft oder ruppig? Wie setzt der Motor am Berg ein? Wie gut lässt sich die Motorunterstützung einstellen? Ist die Betriebsanleitung verständlich?