Die neuen E-Book-Reader „Kindle Paperwhite“ von Amazon und „Tolino Shine“ von mehreren deutschen Buchhändlern und der Telekom haben hintergrundbeleuchtete Bildschirme. Mit denen kann man auch im Dunkeln lesen. Wir haben die beiden neuen E-Book-Reader zum Test gebeten
Kindle Paperwhite
So sieht’s aus
Handlich, angenehm leicht, im praktischen Taschenbuchformat: So ließe sich der neue E-Book-Reader aus dem Hause Amazon beschreiben. Und das Gerät des weltgrößten Online-Versenders hat noch eine Besonderheit: Es hat einen hintergrundbeleuchteten Bildschirm. Den suchte man bei Lesegeräten für elektronische Bücher bislang vergeblich. Folge: Sie ließen sich nur bei Licht benutzen.
Das Paperwhite-Display behebt dieses Manko. Künftig darf auch unter der Bettdecke geschmökert werden. Eine Taschenlampe ist dafür nicht mehr nötig. Und der Akku spielt auch mit: Trotz Hintergrundbeleuchtung reicht eine Ladung für tagelangen Lesegenuss. Eine praktische Lederhülle (35 Euro Aufpreis) legt sich perfekt um das Gerät und macht es kaum größer. Ein Magnetverschluss verhindert, dass sich die Display-Abdeckung beim Transport des Gerätes ungewollt öffnet.
So funktioniert’s
Der Kindle Paperwhite kommt mit nur einer Taste aus – nämlich dem Ein- und Aus-Schalter. Ansonsten setzt Amazon auf einen berührungsempfindlichen Bildschirm, der in unserem Test präzise auf Fingertipps reagierte. Wer den E-Book-Reader das erste Mal startet, wird dank eines einfachen Lernprogramms durch die wichtigsten Funktionen geführt.
Amazons Kindle-Fire
Unser Testgerät wählte sich dank integrierter – und kostenloser – UMTS-Schnittstelle ins Mobilfunknetz ein, um Kontakt zum Amazon-Buchladen aufzunehmen. Und dort finden Neukunden zumindest ein Buch vor – die ausführliche Betriebsanleitung des Geräts. Weitere Käufe gehen schnell und unkompliziert, ein Kundenkonto bei Amazon vorausgesetzt.
Amazon hat auch einen Internet-Browser in das Gerät integriert. Um schnell E-Mails im Netz zu checken oder Nachrichten zu lesen, reicht die Software völlig aus. Auf Farbe muss man aber wegen des Graustufen-Displays folgerichtig verzichten. Außerdem funktioniert der Browser nur im W-Lan.
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Das ist uns aufgefallen
Der Kindle Paperwhite ist – wie seine Vorgänger – ein Gerät, das nur im Amazon-Universum funktioniert. Besitzer können also nur dort elektronische Bücher herunterladen. Publikationen in anderen Dateiformaten, beispielsweise im ePub-Format, versteht der neueste Kindle leider nicht. Das Amazon-Angebot ist aber mittlerweile riesig, auch in deutscher Sprache. Lesern, die sich für den Kindle interessieren, muss aber klar sein: Sie binden sich an Amazon.
Unser Fazit
Der Kindle Paperwhite ist ein rundum gelungenes Gerät, nicht nur wegen seiner kompakten Abmessungen und des guten Bildschirms. Blättern geht einfach per Fingerwisch, das Buchangebot ist groß. Wem die 189 Euro für die von uns getestete Mobilfunkversion des Paperwhite zu teuer sind, kann mit der der W-Lan-Variante 60 Euro sparen. Die funktioniert dann aber nur zu Hause oder in öffentlichen W-Lan-Zonen. Schade: Amazon legt dem Kindle nur ein USB-Kabel zum Laden des Gerätes bei. Ein Adapter für die Steckdose kostet 10 Euro extra.
Tolino Shine
So sieht’s aus
Edel und silbergrau kommt er daher, gerade mal 180 Gramm schwer und kleiner als ein Taschenbuch: Der „Tolino Shine“ soll die Antwort sein auf Amazons neueste Reader-Generation; die Buchhändler Thalia, Hugendubel, Weltbild und der Club Bertelsmann haben sich mit der Telekom zusammengeschlossen, um dem Online-Giganten die Stirn zu bieten. Der Sechs-Zoll-Bildschirm tut so, als wäre er pures Papier (dank E-Ink-Technologie) und lässt sich mit einem Tastendruck beleuchten. Das ist ebenso cool wie augenfreundlich und erleichtert dem Nachwuchs das heimliche Lesen unter der Bettdecke – oder den Eltern auf dämmriger Sommer-Terrasse.
So funktioniert’s
Ein kleiner Schiebe-Schalter oben links wirft das Gerät an; die Taste am unteren Rand dient allein dazu, jederzeit zur Startseite zurückzuspringen – durchaus praktisch. Ansonsten darf gewischt werden: Der Touchscreen reagiert schnell und präzise, der Reader ist problemlos intuitiv zu bedienen (ein Benutzerhandbuch steht aber auch parat).
Tippt man eine Seite kurz an, erscheint oben und unten die Menüleiste: samt Inhaltsverzeichnis und Suchfunktion, Schrift-Einstellungen (sieben Größen, sechs Schriftarten) und Lesezeichen. Moment – wo kann der Leser denn Notizen machen? Nirgends. Schade, viele andere Reader haben diese Funktion.
Mittels W-Lan lässt sich auf die Ebook-Shops des Anbieters zugreifen, bei dem der Reader gekauft wurde – aber, Achtung! – auch nur auf diesen einen. Die anderen Shops sind übers Internet zu erreichen: Mit dem Tolino kann man auch surfen, das dauert aber sehr lange. Es empfiehlt sich der kleine Umweg über einen PC, um neue Käufe in die Bibliothek zu stellen.
Das ist uns aufgefallen
In den Tolino passen beinahe mehr Bücher, als man je lesen kann: Zwei Gigabyte Speicher lassen sich um eine zukaufbare Speicherkarte (32 Gigabyte) erweitern. Zudem stellt die Telekom kostenlos ihre Cloud zur Verfügung. Käufe können dauerhaft im Netz verstaut und auf bis zu fünf Geräte geladen werden.
Unser Fazit
Der Tolino ist mit rund 100 Euro deutlich günstiger als die Amazon-Konkurrenz, und er bindet seine Leser nicht an einen einzigen Ebook-Anbieter. Der Tolino kann die gängigen Formate (Epub, TXT und PDF ) darstellen. Dafür aber müssen Nutzer auf einige Anwendungen verzichten, die andere Reader bieten: die Notizfunktion ebenso wie etwa Wörterbücher oder Wortmarkierungen. Warum diese kleinen aber feinen Extras nicht enthalten sind, ist völlig unverständlich.