Peking. In China haben nach der Erkrankung von mehr als 600 Kindern an Bleivergiftung die aufgebrachten Anwohner eine Fabrik gestürmt. Hunderte Menschen rissen den Zaun um die Zink- und Bleischmelze in Changqing nieder, wie die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua am Montag berichtete.

Im Norden Chinas sind mehr als 600 Kinder im Umkreis einer Schmelzerei an Bleivergiftung erkrankt. Die Zahl der Betroffenen habe sich seit Anfang der Woche verdoppelt, meldete die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua. Wie die Agentur am Montag meldete hätten Hunderte aufgebrachte Anwohner die Firma gestürmt.

Wut über Umweltvergiftung

Hunderte Menschen rissen den Zaun um die Zink- und Bleischmelze in Changqing nieder. Bei den Protesten seien mindestens zehn Lastwagen beschädigt worden. Nach Behördenangaben wurde etwa hundert Polizisten eingesetzt, um die Menge auseinanderzutreiben. Die betroffene Firma hatte sich am Freitag bei den Anwohner für die Umweltverschmutzung entschuldigt. Behörden hatten die Bleibelastung aber auch in Zusammenhang mit der Luftbelastung durch den Straßenverkehr in der Region gestellt.

Bei mehr als 80 Prozent der 730 Kinder aus zwei Dörfern nahe der Fabrik wurden überhöhte Bleiwerte gemessen. 166 von ihnen mussten im Krankenhaus behandelt werden. Xinhua zufolge wurden teilweise bis zu 400 Milligramm Blei pro Liter Blut gemessen. Normal sind maximal 100 Milligramm pro Liter, ab 200 Milligramm kann das Nervensystem geschädigt werden. Wie sich die Kinder die Vergiftung zuzogen, ist noch unklar. Die Behörden ordneten eine umfangreiche Untersuchung von Boden, Grund- und Abwasser an.

Blei in Böden, Wasser und der Luft

Im Juli waren die ersten Fälle von Bleivergiftungen aufgetreten, die vor allem für Kinder gefährlich sind. Eine Untersuchung ergab, dass aus der örtlichen Schmelzerei Blei ausgetreten war und Boden, Wasser und Luft verschmutzt hatte. Nach Behördenangaben sollen nun alle Familien, die in 500 Metern Umkreis um die Fabrik leben, innerhalb von zwei Jahren umgesiedelt werden.

In vielen armen Regionen Chinas haben die Behörden die Ansiedlung umweltverschmutzender Industrien zugelassen, ohne sich um die Konsequenzen zu kümmern. In jüngster Zeit gibt es deshalb zunehmend wütende Proteste der Anwohner. (afp/ap)