Mainz. . Er ist eine Fernsehlegende. Mit der 300. Folge tritt Claus Theo Gärtner als TV-Detektiv „Matula“ am Karfreitag ab. Dem handfesten Privatermittler war es egal, wer unter ihm Chef war. „Ein Fall für zwei“ war stets ein Solo für ihn. Seine Film-Figur war ein Spiegelbild der Generation der '68er.
Einzig Günter Strack hielt mit. Ansonsten war es egal, wer unter Claus Theo Gärtner Chef war. „Ein Fall für zwei“ war eine klassische Mogelpackung. Tatsächlich war der ZDF-Krimi stets ein Solo für Gärtners Alter Ego Matula. Der kantige Privatdetektiv verhalf dem Gesetz stets mit Fäusten und Finten, Herz und Hirn zu seinem Recht. Die Rechtsanwälte, die ihn bezahlten, störten nicht weiter. Am Karfreitag, 20.15 Uhr, spricht eine Legende des deutschen Fernsehens – wie der Titel der 300. Episode nahe legt – „letzte Worte“. Wie Gärtner wurde, was er ist: eine Spurensuche.
Eine schöne Legende – leider ist sie falsch
Sie beginnt mit einer Legende: dass Claus Theo Gärtner ein Ruhri sei. Eine schöne Geschichte, sie passt zu der Rolle seines Lebens. Sie hat nur einen Fehler: Sie ist falsch. Tatsächlich wird Gärtner am 19. April 1943 in Berlin geboren, als Sohn eines Kaufmanns und einer Balletttänzerin. Dennoch spielt das Ruhrgebiet eine Rolle im Leben des Mannes, der mit einer schwarzen Lederjacke zur Welt gekommen zu sein scheint. Er wächst in Oberhausen auf. Die Stadt spielt sogar für seine künstlerische Karriere eine Rolle: Gärtner macht seine ersten Bühnen-Erfahrungen in Oberhausens Kindertheater.
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Später studiert er Musik und Schauspiel. Nebenher jobbt er, schiebt Kulissen, zapft Bier, fährt Rallyes. Das erdet den kleinen, drahtigen Mann mit den wasserblauen Augen und der ewigen Günther-Netzer-Gedächtnisfrisur.
Strack wollte Gärtner – und das war ein Glücksgriff
Und genau das kommt ihm zugute, als das ZDF eine Nebenfigur für Günter Strack als TV-Anwalt in der Serie „Ein Fall für zwei“ sucht. Strack will Gärtner. Was er nicht ahnt: Diese Entscheidung erweist sich als Glücksgriff, macht die Serie zu einem Langzeit-Erfolg, der seines gleichen sucht.
Der erste „Fall für zwei“ flimmert am 11. September 1981 über die Bildschirme dies- und jenseits der Mauer – nur wenige Wochen, nachdem Götz George als „Tatort“-Rüpel Hort Schimanski ein neues Kapitel des Fernsehkrimis aufgeblättert hat. Beide Schauspieler schaffen es, ihre Rollen zu Ikonen einer Generation aufmüpfiger junger Männer zu machen.
Matula nimmt es mit Regeln nicht sonderlich genau
Privatdetektiv Hermann Josef Matula nimmt es, wie Schimanski, mit Regeln nicht sonderlich genau – ein Spiegelbild der Generation ‘68, die sich gegen ihre Eltern auflehnte. Zudem haben Matula wie Schimanski eine starke körperliche Präsenz, die sie auch ausspielen. Ihr Erscheinungsbild weist sie als Männer von unten aus. Schimanski trägt Schmuddeljeans, Matula Lederjacke – was bei Gärtner umso stärker wirkt, weil die Serie im feinen Frankfurt angesiedelt ist.
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Gärtner gibt nicht nur den Rebell, er gibt auch den Macho. Der notorisch klamme Freizeit-Bleifuß mit dem Raucher-Bass fährt vor der Kamera konsequent Modelle der italienischen Sportwagen-Schmiede Alfa Romeo.
Dass Gärtner im Lauf der Jahre immer kantiger wirkt, macht ihn umso glaubwürdiger. Lebenserfahrung, so lautet die unausgesprochene Botschaft der Bilder, hinterlässt Spuren.
Aber keineswegs Spuren, die zum Aufhören zwingen. Zum Abschied sagt Matula: „Es war mir eine Freude.“ Aber seine Miene erzählt vom exakten Gegenteil. Der Mime, der bald 70 wird, signalisiert: Rente mit 67 – das ist nur etwas für Memmen. Und Matula ist keine Memme; er war es nie.