München. So viel Wirbel war selten um den Echo: Zuerst die Nationalismus-Vorwürfe gegen die Band Frei.Wild aus Südtirol. Dann die Ankündigung, die ehemalige französische First Lady Carla Bruni werde den Galaabend mit einem Lied bereichern, das angeblich ihrem Mann Nicolas Sarkozy gewidmet ist.

Der seit 1992 verliehene Echo möchte gerne sein, was die Brit Awards in Großbritannien und die Grammys in den USA schon sind: Eine Preisverleihung der Musikbranche, die das ganze Geschäft im strahlenden Glanz erscheinen lässt.

Das öffentliche Interesse am deutschen Echo war zuletzt allerdings eher mäßig, im vergangenen Jahr schauten nur noch 2,5 Millionen Menschen und damit etwa eine Million weniger als in den beiden Vorjahren zu.

Vielleicht hat ja der Wirbel um Frei.Wild zumindest den Effekt, dass sich wieder mehr Menschen für die am Donnerstag in Berlin stattfindende von Volksmusik-Star Helene Fischer moderierten Gala interessieren. Frei.Wild stand wegen ihrer sehr guten Verkaufszahlen auf der Nominierungsliste des Echo. Die ebenfalls nominierten Bands Kraftklub und MIA. kündigten deshalb ihren Verzicht an und provozierten so die Echo-Veranstalter dazu, Frei.Wild wieder auszuladen.

Verkaufszahlen als Grund für Echo-Nominierung?

Der Vorwurf gegen die Südtiroler lautet, sie verherrlichten Nationalismus und hätten braune Tendenzen. Das bestreitet die Rockband. Die Echo-Verantwortlichen wollen als Folge des Streits nun überdenken, ob die reinen Verkaufszahlen als Grund für eine Nominierung weiter ausreichen. Diese Zahlen sind allerdings in fast allen der 27 Kategorien ausschlagebend für die Verleihung der Preise.

Echo 2012Für die Toten Hosen, die mit "Tage wie diese" so erfolgreich wurden wie selten in ihrer langen Geschichte, führten die vielen verkauften CDs zu sieben Nominierungen. Der stets mit einer Panda-Maske auftretende Rapper Cro schaffte es nach seinem rasanten Aufstieg immerhin auf sechs Nominierungen - damit sind beide deutlich favorisiert.

Mit im Rennen sind andere bekannte Branchenvertreter wie Die Ärzte, Unheilig, Peter Maffay oder Lena Meyer-Landrut. Und auch Heino darf hoffen. Nachdem seine Cover-Versionen bekannter Rocknummern zu Jahresbeginn zum Verkaufshit wurden, sprang der blonde Volksmusiker mit der Sonnenbrille noch kurzfristig auf die Nominierungsliste - in der Kategorie Rock/Pop National.

Diesmal wird Carla Bruni, die Ehefrau des ehemaligen französischen Ministerpräsidenten Nicolas Sarkozy, die große Showbühne betreten. Bruni macht Werbung für ihr Ende des Monats erscheinendes Album "Little French Songs".

Das sorgt in Frankreich besonders deshalb für Wirbel, weil ihr als Präsident abgewählter Mann Nicolas Sarkozy gerade in den Umfragen eine Renaissance erlebt und sein Nachfolger Francoise Hollande im Stimmungstief steckt. (afp)