Backnang. . Bei einem Brand in einem Wohnhaus im baden-württembergischen Backnang sind eine Mutter und sieben ihrer Kinder ums Leben gekommen. Das Feuer war mitten in der Nacht ausgebrochen. Als die Feuerwehr am Unglücksort eintraf, brannte die alte Gerberei, in der zwei türkische Großfamilien lebten, bereits lichterloh.
Es ist eine dieser Suchen, bei denen man hofft, nichts zu finden. An diesem Sonntagmorgen erfüllt sie sich nicht. Kaum haben sie die Flammen einigermaßen unter Kontrolle, durchkämmen die Feuerwehrleute das große Haus in der Wilhemstraße im Zentrum von Backnang nahe Stuttgart. Und je weiter sie vordringen, desto größer wird der Schrecken. Bis zum frühen Nachmittag haben sie acht Leichen geborgen. Eine Mutter und sieben ihrer Kinder sind bei einer der verheerendsten Brandkatastrophen der vergangenen Jahre ums Leben gekommen.
Kurz nach vier Uhr in der Nacht, so heißt es, habe ein Zeuge das Feuer im ersten Stock einer ehemaligen Gerberei bemerkt. Wo einst Leder gemacht wurde, leben heute zwei türkische Großfamilien, im Erdgeschoss ist ein deutsch-türkischer Kulturverein untergebracht. Aus einer der Wohnungen dringt in dieser Nacht offenbar Rauch. Der Zeuge alarmiert die Feuerwehr, versucht aber auch selbst vergeblich zu retten, was nicht mehr zu retten ist.
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Ein elfjähriger Junge konnte gerettet werden
Als die ersten Retter eintreffen, brennt es lichterloh, haben die Flammen auf die darüber liegende Etage übergegriffen und schlagen aus dem Dach. „Es wurde sofort Verstärkung angefordert“, sagt Klaus Hinderer, Sprecher der Polizei Waiblingen. Einen vermutlich elf Jahre alten Jungen, dessen Onkel und Großmutter, die „auf eine Art Balkon“ geflüchtet sind, kann die Feuerwehr retten. Sie kommen verletzt in ein Krankenhaus, 50 Familienangehörige und Bekannte werden psychologisch betreut.
Mit einem Großaufgebot von 100 Einsatzkräften bekämpft die Feuerwehr die Flammen. Von allen Seiten – aber auch von benachbarten Dächern aus – schießt aus Schläuchen Wasser auf das Feuer. Dennoch wird es bis zum Mittag dauern, ehe auch die letzten Glutnester unter Kontrolle sind.
Rauchsäule über dem Ortszentrum
Als am Morgen die Sonne durch die Wolken bricht, steht immer noch eine Rauchsäule über dem Ortszentrum. Fassungslos blicken Menschen an den Absperrungen in der Wilhelmstraße auf das Unglückshaus. Viele von ihnen haben die Retter am Morgen aus zwei gut besuchten Gaststätten im Erdgeschoss evakuiert.
Sobald die Umstände es zulassen, kämpfen sich erste Retter in die Wohnung. Doch für eine Mutter und ihre sieben Kinder im Alter zwischen sechs Monaten und 16 Jahren kommt jede Hilfe zu spät. Nach ersten Ermittlungen starben sie an Rauchvergiftungen, bevor das Feuer schließlich ihre Körper erfasste. „Ich hoffe nicht, dass wir weitere Personen finden“, sagt ein Polizeisprecher. „Ausschließen können wir es im Moment leider noch nicht.“ 13 Menschen waren in den beiden betroffenen Wohnungen gemeldet. Unklar ist aber, wie viele sich in der Unglücksnacht in dem Gebäude aufgehalten haben. Der Vater der Kinder war laut Polizei zum Zeitpunkt des Dramas nicht zu Hause.
Schon am Morgen trifft der türkische Generalkonsul in Stuttgart, Mustafa Türker Ari, in Backnang ein. Die türkische Regierung hat da von den deutschen Behörden bereits schnelle Aufklärung verlangt. Er erwarte eine Klärung der Brandursache, die „keinen Raum für Zweifel lasse“, hatte Vizepremier Bekir Bozdag per Twitter erklärt. Angesichts fremdenfeindlicher Anschläge in Deutschland in den vergangenen Jahren habe das Feuer in der türkischen Öffentlichkeit die Sorge ausgelöst, auch der Brand von Backnang könne politische Hintergründe haben.