Koblenz. . Auch wenn er sich zweimal von Dieter Bohlen getrennt hat: Der ehemalige Modern Talker Thomas Anders kommt von Pop-Titan Dieter Bohlen nicht los. Und von seinen alten Hits auch nicht. An diesem Freitag feiert er seinen 50. Geburtstag.
Er war ja mal Weltrekordhalter. Im Eierschaumschlagen. Aber damit geht Thomas Anders nicht hausieren. Nicht, dass ihm das peinlich wäre. Es ist einfach nicht wichtig, nur eine Anekdote unter vielen aus den letzten 27 Jahren. Es ist ja auch nicht der schnelle Umgang mit dem Rührbesen in einer TV-Show, der ihn bekannt gemacht hat, es ist die Musik. Sänger bei Modern Talking war er, und viele haben ihn damals gehasst. Genau wie die Lieder des Duos. Noch mehr Menschen aber haben beides geliebt. Sonst hätte das ungleiche Paar nicht 125 Millionen Singles und Alben verkaufen können. An diesem Freitag wird Anders 50 und blickt entspannt zurück. „Das war eine geile Zeit damals.“
Heute ist nicht mehr viel übrig von dem jungen Sänger mit Hang zu Sonnenbank und Lipgloss. Der seine Klamotten gerne weit und das schwarze Haar gerne lang trägt. Und dazu eine überdimensionierte Kette mit dem Namen seiner Frau um den Hals: Nora. Ein halbes Dutzend Nummer-eins-Hits landet die Band – und alle klingen ähnlich. Was an Dieter Bohlen liegt, dem blonden Mann mit der Vokuhila-Frisur, der die Songs geschrieben und produziert hat und nun neben ihm über die Bühne springt.
Keine Show läuft ohne die alten Hits von "Modern Talking"
Heute sind Anders Haare längst kurz, die Anzüge schwarz und elegant, und die Frau an seiner Seite heißt Claudia. Von Bohlen ist er auch getrennt. Zweifach sogar. Als die beiden 1987 erstmals verschiedene Wege gehen, ist Anders „froh das alles vorbei ist“ und will gar keine Musik mehr machen. 1998 kommen die beiden doch wieder zusammen, bis Bohlen 2003 die zweite Auflösung verkündet. „Da war ich nur froh, den Halbwahnsinnigen los zu sein“, erinnert sich Anders. „Am nächsten Morgen habe ich bei der Plattenfirma angerufen und gesagt, dass ich alleine weiter mache. Ich wollte singen. Das ist bis heute so geblieben.“ Zuletzt – und das sogar recht erfolgreich – zusammen mit dem Songschreiber und Produzenten Uwe Fahrenkrog-Petersen als Duo Anders/ Fahrenkrog.
Auch interessant
So ganz will der selbsternannte Pop-Titan aber nicht verschwinden aus Anders Leben. „In 98 Prozent aller Interviews geht es irgendwann doch wieder um Dieter Bohlen. Der Mann ist einfach mein Schicksal.“ Wahrscheinlich, weil es den einen ohne den anderen nicht gegeben hätte. Und umgekehrt. Früher hat ihn das gestört heute kann er damit leben. Auch weil er gut davon leben kann.
In Osteuropa ist Thomas Anders ein Superstar
Vor allem im Ausland. In Südamerika, noch mehr aber in Osteuropa ist Anders nämlich ein Superstar, verkauft die meisten Platten, füllt die größten Hallen. „Die Basis kommt von Modern Talking“, gibt der gebürtige Münstermaifelder zu. Denn keine Show läuft ohne die alten Hits. Da flippen sie aus, die Fans, und keiner vermisst mehr Bohlen. Er mag der Kopf von Modern Talking gewesen sein, Anders aber ist bis heute die Stimme. Und die wollen sie hören.
In Deutschland gibt er auch Konzerte, öfter aber gibt er Galas. Ist eher Entertainer als Sänger. Und wenn er mal nicht auf Tournee ist oder im Studio dann engagiert er sich für den Kinderschutzbund. Oder bummelt mit Frau und Sohn durch Koblenz. Letzterer mag übrigens seine Musik. „Noch“, sagt Anders, ahnt aber , dass sich das mit zunehmendem Alter ändern wird. „Ich wäre auch besorgt, wenn das nicht passieren würde.“
Für negative Schlagzeilen sorgt er selten – im Gegensatz zum einstigen Sangeskollegen, für den Provokation zum Lebensinhalt gehört. Anders ist da anders, ist der Ruhige, der Besonnene, der er immer schon war. Heute aber kann es lauter werden. „Ich werde den 50. Geburtstag schon etwas größer feiern.“ Ist ja etwas Besonderes. Eine Glückwunschkarte von Bohlen erwartet er allerdings nicht, denn: „Von Bohlen“, sagt Anders, „erwarte ich grundsätzlich gar nichts mehr.“