Auckland. Katzen sind Serienmörder, sagt der Neuseeländer Gareth Morgan. Er bekämpft die Tiere mit einer Kampagne und bringt Millionen Katzenfreunde gegen sich auf. Sein Aufruf sorgt für Furore - aber Experten geben ihm zumindest für Neuseeland Recht. Wenn Tierarten aussterben, sind oft Katzen schuld.

Gareth Morgan hat ein Herz für Tiere - vor allem für einheimische, bedrohte Arten. Deshalb will der Neuseeländer Katzen aus seinem Land vertreiben. "Katzen sind geborene Killer", sagt er. Millionen Anhänger der Tiere sind entsetzt. "Katzen vernichten? Sie spinnen wohl!" ist noch einer der freundlichsten Kommentare auf seiner Webseite. "Ihr bescheuerten Radikalen", schäumt eine Schreiberin. "Wie wär es stattdessen mit Zerstörungsmaschinen für euresgleichen?"

Doch Morgan ist kein fanatischer Katzenhasser. "Katzen töten aus Spaß", sagt er und spricht aus, was viele Biologen bestätigen. Zoologin Yolanda van Heezik von der Universität Otago zum Beispiel nennt Katzen "subventionierte Raubtiere" und schreibt: "Die Gesellschaft muss sich überlegen, ob sie eine wilde Tierwelt haben will oder Katzen."

Katzen sind schuld, dass Tierarten ausgestorben sind

"Verwilderte Katzen sind für mindestens 14 Prozent der weltweit ausgestorbenen Vögel, Säugetiere und Reptilien verantwortlich und sind die Hauptbedrohung für weitere acht Prozent, die kurz vor dem Aussterben sind", warnen Forscher in der Zeitschrift "Global Change Biology".

Lauter gute Gründe, Katzen zu hassen

Katzen sind launisch.
Katzen sind launisch.
Von wegen leise Samtpfoten. Katzen schmeißen dauernd polternd irgendwas um und miauen mitten in der Nacht stundenlang, weil ihnen einfach mal langweilig ist.
Von wegen leise Samtpfoten. Katzen schmeißen dauernd polternd irgendwas um und miauen mitten in der Nacht stundenlang, weil ihnen einfach mal langweilig ist.
Katzen riechen nicht gut. Die ganze Wohnung müffelt nach Katze.
Katzen riechen nicht gut. Die ganze Wohnung müffelt nach Katze.
Sie verschmähen ohne Angabe von Gründen ihr teures Diät-Pasteten-Futter mit zartem Honig-Gelee, um zehn Minuten später den abgelaufenen Schinken aus dem Mülleimer zu fischen.
Sie verschmähen ohne Angabe von Gründen ihr teures Diät-Pasteten-Futter mit zartem Honig-Gelee, um zehn Minuten später den abgelaufenen Schinken aus dem Mülleimer zu fischen.
Katzen kratzen und beißen. Auch ohne Grund.
Katzen kratzen und beißen. Auch ohne Grund.
Katzen spielen bei der Hygiene ihres Klos die Diva. Aber sie haben kein Problem damit, beim geringsten Anlass aus Protest ihren Lieblingsplatz als Toilette zu missbrauchen.
Katzen spielen bei der Hygiene ihres Klos die Diva. Aber sie haben kein Problem damit, beim geringsten Anlass aus Protest ihren Lieblingsplatz als Toilette zu missbrauchen.
Katzen fressen Stromkabel an.
Katzen fressen Stromkabel an.
Für Katzen ist die ganze Wohnung ihr persönlicher Spielplatz. Sie müssen selbstverständlich auf jeden Schrank, in jedes Regal und in jede Schublade klettern.
Für Katzen ist die ganze Wohnung ihr persönlicher Spielplatz. Sie müssen selbstverständlich auf jeden Schrank, in jedes Regal und in jede Schublade klettern.
Katzen sind nicht sauber. Das ist ein Gerücht, das Tierfutter-Konzerne in die Welt gesetzt haben, damit sich noch mehr Menschen Katzen anschaffen.
Katzen sind nicht sauber. Das ist ein Gerücht, das Tierfutter-Konzerne in die Welt gesetzt haben, damit sich noch mehr Menschen Katzen anschaffen.
Katzen wollen gar nicht erzogen werden. Katzen wollen Menschen erziehen.
Katzen wollen gar nicht erzogen werden. Katzen wollen Menschen erziehen.
Man kann einen Kratzbaum-Erlebnispark in der Größe von Disneyland für sie anlegen. Die Tapete zu zerstören macht ihnen trotzdem viel mehr Spaß.
Man kann einen Kratzbaum-Erlebnispark in der Größe von Disneyland für sie anlegen. Die Tapete zu zerstören macht ihnen trotzdem viel mehr Spaß.
Wenn ein Hund in die Wohnung macht, ist er todkrank oder kurz davor, zu implodieren. Bei einer Katze hat man vielleicht fies geguckt oder eine neue Blumenvase gekauft - und schon wird hemmungslos ins Haus gemacht.
Wenn ein Hund in die Wohnung macht, ist er todkrank oder kurz davor, zu implodieren. Bei einer Katze hat man vielleicht fies geguckt oder eine neue Blumenvase gekauft - und schon wird hemmungslos ins Haus gemacht.
Wenn man Katzen hält, muss man sich jeden Tag einschränken. Man darf kein Essen unbeaufsichtigt herumstehen lassen, muss immer die Fenster schließen, darf nichts Zerbrechliches liegen lassen, kann nicht mal spontan ein Wochenende wegfahren.
Wenn man Katzen hält, muss man sich jeden Tag einschränken. Man darf kein Essen unbeaufsichtigt herumstehen lassen, muss immer die Fenster schließen, darf nichts Zerbrechliches liegen lassen, kann nicht mal spontan ein Wochenende wegfahren.
Aus irgendeinem Irrglauben heraus denken Katzen, dass sie Anspruch auf den besten Platz in der Wohnung - vorzugsweise Bett oder Fernsehsessel - haben.
Aus irgendeinem Irrglauben heraus denken Katzen, dass sie Anspruch auf den besten Platz in der Wohnung - vorzugsweise Bett oder Fernsehsessel - haben.
Ihre Haare sind überall: auf Jacken, Socken, Handtüchern und Stuhlkissen. Sogar im Essen. Egal, wie oft man saugt.
Ihre Haare sind überall: auf Jacken, Socken, Handtüchern und Stuhlkissen. Sogar im Essen. Egal, wie oft man saugt.
Katzen wollen spielen, wenn man schlafen will und schlafen, wenn man spielen will.
Katzen wollen spielen, wenn man schlafen will und schlafen, wenn man spielen will.
Sie nerven eine halbe Stunde, weil sie gestreichelt werden wollen. Und wenn man sie dann streichelt, kratzen sie.
Sie nerven eine halbe Stunde, weil sie gestreichelt werden wollen. Und wenn man sie dann streichelt, kratzen sie.
Katzen zerstören alles. Servietten, Christbaumkugeln, Strumpfhosen, Teppichboden.
Katzen zerstören alles. Servietten, Christbaumkugeln, Strumpfhosen, Teppichboden.
Sie fressen alle liebevoll gehegten Grünpflanzen an, obwohl ganz klar ist, dass sie davon brechen müssen.
Sie fressen alle liebevoll gehegten Grünpflanzen an, obwohl ganz klar ist, dass sie davon brechen müssen.
Mit Katzen kann man nicht spazieren gehen. Mit Katzen kann man nicht joggen gehen. Mit Katzen kann man eigentlich gar nichts machen.
Mit Katzen kann man nicht spazieren gehen. Mit Katzen kann man nicht joggen gehen. Mit Katzen kann man eigentlich gar nichts machen.
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Auch die neuseeländische Umweltschutzbehörde ist gnadenlos. "Wenn wir Katzen in Schutzgebieten finden, behandeln wir sie wie Schädlinge", steht auf ihrer Webseite. "Katzen töten so viele wilde Tiere, dass die paar Ratten, die sie jagen, das nicht aufwiegt", sagt Behördensprecher Herb Christophers.

Was in Neuseeland gilt, ist nicht auf Deutschland übertragbar

In Deutschland sind nach Angaben des Naturschutzbunds (Nabu) Katzen ein weniger großes Problem als in Neuseeland. "Der Unterschied ist: Es gab schon immer Landraubtiere in Deutschland, zum Beispiel Wildkatzen und an sie haben sich die anderen Tiere gewöhnt", sagt Experte Lars Lachmann.

So könnten Katzen zwar Vogelpopulationen verkleinern, die Arten aber niemals ganz ausrotten. In Neuseeland lebten dagegen auch flugunfähige Vögel, zum Beispiel Kiwis, für die Katzen eine große Gefahr seien.

"Soll ich meine Katze etwa einschläfern lassen?" 

Morgan ist ein wohlhabender Unternehmer, der auch Geld für gute Zwecke spendet. Seine Kampagne gegen Katzen hat er gestartet ohne Kontroversen zu scheuen. Auf seiner Webseite stellt er rhetorisch die Frage: "Soll ich meine Katze etwa einschläfern lassen?" Dann antwortet er selbst: "Das muss nicht sein, ist aber eine Möglichkeit."

Seine ernster gemeinte Botschaft: "Liebe Katzenbesitzer, schafft euch keine neuen Katzen mehr an." Mit sanften Methoden sei der Plage nicht Herr zu werden. "Schutzgebiete mit Zäunen gegen Katzen, das sind am Ende auch nur Katzenfutterfabriken." Viele wilde Tiere in freier Natur könnten so nicht geschützt werden. "Glattechsen, Eidechsen, Geckos - sind alle in Gefahr auszusterben."

Artenvielfalt schwindet in Neuseeland besonders schnell

Außer Katzen gibt es eine ganze Reihe weiterer Tiere, die Neuseeland bedrohen. Die Inseln haben sich vor gut 80 Millionen Jahren von anderen Kontinenten gelöst. Ungestört von Menschen und anderen Säugetieren entstand dort zunächst eine einzigartige Flora und Fauna. Vor allem ein Vogelparadies.

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Es entwickelten sich die flugunfähigen Kiwis, die weltgrößten Adler und die größten Vögel überhaupt, die inzwischen ausgestorbenen, straußenähnlichen Moa. Als vor rund 1000 Jahren die Maori-Vorfahren an Land kamen, waren die Tage im Paradies gezählt. Denn sie jagten und brachten Ratten und Opossums ins Land.

"Obwohl Neuseeland als einer der letzten Flecken der Erde besiedelt wurde, hat kaum ein Land einen ähnlich schlimmen Einbruch an Artenvielfalt erlebt", schreibt die Regierung in ihrem neuesten Papier zur Biodiversität. Säugetiere fressen Vögel, Eier und Reptilien und trampeln Pflanzen platt. Mehr als 25 000 Tier- und Pflanzenarten wurden nach Neuseeland gebracht, mit verheerenden Folgen: 32 Prozent der nur in Neuseeland beheimateten Vogelarten seien ausgestorben. "Unsere Arten waren auf den plötzlichen Einfall dieser neuen Arten völlig unvorbereitet."

Auf kleineren Tieren wurden Schädlinge ausgerottet

Die Umweltbehörde kämpft an allen Fronten gegen die Eindringlinge. Unter "Schädlinge" führt sie unter anderem Ziegen, die erstmals 1773 mit Captain Cook an Land kamen, das 1851 eingeführte Rotwild und Opossums, die 1837 angesiedelt wurden, um eine Pelzindustrie zu starten. Außerdem Frettchen, Hermeline und Wiesel, die 1880 kamen, um die Kaninchen unter Kontrolle zu halten. Jagdlizenzen gibt es umsonst.

Auf 200 der kleinen Inseln Neuseelands wurden diese Tiere rigoros ausgerottet. So konnte die Vegetation dort wieder sprießen. Vor allem am Boden brütende Vögel bekamen dadurch besseren Schutz. Ein katzenloses Neuseeland - wie es sich Morgan wünscht - würde das Überleben für Kiwis und Co. tatsächlich einfacher machen. (dpa)