Frankfurt. . Kristin und P.C. Cast sind das erfolgreichste Mutter-Tochter-Autorengespann weltweit. Die Serie „House of Night“ hat Millionen von Fans in über 40 Ländern. Ein Ende der Serie ist nicht in Sicht. Nun ist sogar eine Verfilmung geplant.
Ist ja eine harte Zeit, die Pubertät. Auch äußerlich. Pickel bekommt man und unreine Haut. Oder – wenn man ganz viel Pech hat – plötzlich eine blaue Mondsichel auf der Stirn. So wie Zoey Redbird. Die ist nun „Gezeichnet“, ein Vampir. Zum Glück nur im Buch. In einer ganzen Buchreihe allerdings. „House Of Night“ heißt sie und hat das Mutter-Tochter-Autorenduo P.C. und Kristin Cast aus den USA steinreich gemacht. Denn mittlerweile gibt es schon zehn Bände, die sich mehr als zwölf Millionen Mal verkauft haben.
Dabei waren Redbird und all die anderen mystischen und mysteriösen Gestalten gar nicht ihre eigene Idee, wie Phyllis Christine Cast unumwunden zugibt. Ihre Agentin ist es, die eines Tages vorschlägt: „Mach doch mal was über Vampire im Internat.“ Fantasy-Autorin ist Mama Cast zu jener Zeit, bekannt in einschlägigen Kreisen, aber weit davon entfernt, berühmt zu sein. Oder gar reich. Ihr Geld verdient sie als Lehrerin für Hochschulenglisch. „Mich hat die Idee gereizt, ein Buch für die Altersgruppe zu schreiben, die ich unterrichte“, erinnert sie sich heute.
„Mama, so spricht doch heute niemand mehr.“
Zumal sie glaubt, die Zielgruppe zu kennen – mit all ihren Problemen und Sorgen. Und der Art und Weise, wie sie darüber redet. Aber da irrt die heute 52-Jährige. Denn was immer sie Tochter Kristin im ersten Überschwang an gerade geschriebenen Dialogen vorliest, erntet nur ein Seufzen und die Antwort: „Mama, so spricht doch heute niemand mehr.“ Doch P.C wird nicht sauer, sie hat eine Idee. „Werde doch Co-Autorin“, schlägt sie der damals 19-Jährigen vor.
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Kristin willigt ein, überarbeitet. Hier fügt sie Sätze ein, dort streicht sie welche heraus. Sie trimmt die Dialoge auf jugendlich, kürzt Beschreibungen, strafft die Geschichte, die ihre Mutter sich ausgedacht hat und in der Vampyre sich mit „y“ schreiben. Von Blutsaugern in einem Internat, das sich „House Of Night“ nennt, erzählt sie. Wo sie die notwendigen Fähigkeiten für ihr späteres Leben als Erwachsene lernen. Und von einer Auserwählten mit besonderen Gaben. Was von der Grundidee natürlich schon ein wenig an Harry Potter erinnert, gewürzt mit einer Prise „Twilight“. Zumindest letzteres aber sieht Cast anders. „Wir hatten die Idee, bevor der erste Twilight-Roman veröffentlicht wurde.“ Im Übrigen, stellt sie klar, sei der Vampiranteil auch nur „zweitrangig“. Im Grunde sei es eine Story „über Mädchen und die Entscheidungen, die sie treffen“ – erzählt im Slang, den ihre Altersgenossinen in der echten Welt sprechen.
Soap-Opera in einer Fantasy-Welt
Die Mischung kommt an. In den USA stürmt das Buch sofort in die Charts – genau wie alle Fortsetzungen es tun. Obwohl die Plots recht platt, die Wendungen oft vorhersehbar und die Figuren klischeebeladen sind. Eine Soap-Opera in einer Fantasy-Welt. Mit viel Tempo zwar, aber auch einer Heldin, die zeitweise nicht aufhört zu plappern. „Das ist nichts für das Hochfeuilleton“, bestätigt eine Sprecherin des Fischer-Verlages, der die Reihe in Deutschland vertreibt. Aber für junge Mädchen. Allein in Deutschland haben sich die bisher erschienenen Bände mehr als zwei Millionen Mal verkauft. „Junge Leute“, glaubt Kristin Cast, „können sich mit den Hauptpersonen identifizieren.“
Ein Ende ist nicht in Sicht. Denn anders als Joanne K. Rowling oder Stephenie Meyer haben sich Mutter und Tochter Cast aus Tulsa in Oklahoma nie wirklich festgelegt, wie viele Bücher die Serie einmal umfassen soll. Band zehn, mit dem Untertitel „Verloren“, ist vor kurzem erschienen, zwei weitere sind für diesen Herbst, beziehungsweise 2014 angekündigt.
Außerdem ist eine Verfilmung geplant. Über Figuren, Schauplätze, ja sogar die Spezialeffekte sei bereits gesprochen worden, sagt P.C. Cast. Muss ja alles stimmen auf der Kinoleinwand. „Denn da“, ahnt die Autorin, „wollen Millionen Fans genau das House of Night sehen, das wir in unseren Büchern beschrieben haben.“