Party-Prinz Harry kehrt aus Afghanistan-Einsatz zurück
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London. . Fronteinsatz statt Dauerparty. Britanniens Prinz Harry meldete sich aus Afghanistan zurück. Dabei erklärte das Militär überraschend deutlich, dass der blütige Hubschrauber-Schütze Menschen getötet hat.
Erleichterung in Großbritannien: Prinz Harry kommt heute nach 20 Wochen Dienst als Ko-Pilot eines Kampfhubschraubers aus Afghanistan nach Hause. Auf die Nachricht hat Vater Charles schon mal spontan im Pub mit einem Bierchen angestoßen. Nur einer ist über die Heimreise gar nicht glücklich: Harry selbst. Der Thronfolger hat sich im Wüstencamp nämlich wohler gefühlt als im Palast.
Harry in Afghanistan - da haben viele gleich spöttisch an einen Luxus-Soldaten gedacht: klimatisiertes Zelt, eigener Koch und handbestickte Bettwäsche aus der royalen Residenz. Von wegen! Der 28-Jährige hatte offenbar nur einen Wunsch, nämlich als ganz normales Mitglied der Truppe behandelt zu werden. Und die hat „Prinz Playboy“ jede Sehnsucht nach rauem Alltag mit Vergnügen erfüllt. „Wir haben hier keine Berührungsängste, mit niemandem, und unser Umgangston ist sehr direkt“, erklärt Kommandeur Simon Beattie zur Atmosphäre im Camp Bastion.
Das harte Leben eines Prinzen
Plüsch und Himmelbett durfte der Thronfolger gegen eine Matratze auf dem Boden eines umgebauten Schiffscontainers tauschen. Statt Cocktails in Londons Szene-Club Mahiki gab’s Küchendienst. Am Weihnachtsmorgen war Harry zum Frühstückmachen eingeteilt. Danach hatte er die seltene Erlaubnis, mit Papa und Oma zu skypen. Für Harry Zustände wie im Paradies: „Ich war einfach einer von den Jungs, der seinen Job macht und danach bewertet wird wie alle anderen.“ Selten hat ein Prinz so deutlich durchblicken lassen, wie ihn die Zwangsjacke des royalen Alltags einschnürt.
Für andere wär’s ein Alptraum, für Harry aber war’s die große Freiheit: Immer drei Nächte in Folge war „Captain Wales“ zum Dienst im Kampfhubschrauber Apache eingeteilt – mit Feindkontakt und auch mit Toten. „Wir mussten Leben vernichten, um Leben zu retten“, so Harry unverblümt über seinen Einsatz, „wenn die Taliban unseren Truppen Schaden zufügen wollen, nehmen wir sie aus dem Spiel.“
Kritik an saloppen Sprüchen
Harrys saloppe Sprüche übers Töten haben inzwischen für heftige Kritik gesorgt, auch im Nato-Hauptquartier in Kabul. Dort wird sein Vergleich zwischen Krieg und Computerspielen als verheerend für das gesamte, langjährige Engagement am Hindukusch eingestuft. „Ich spiele sowieso gern PlayStation oder Xbox und habe einen flinken Daumen“, hatte der 28-Jährige geprahlt, „das war nützlich im Hubschrauber.“ Der Apache ist mit Maschinenkanonen und Raketenwerfern ausgestattet.
Harry hatte lange dafür gekämpft, seine militärische Ausbildung überhaupt anwenden zu dürfen. Dabei werden Thronfolger selten an vorderster Front, sondern höchstens auf Trostplätzen eingesetzt. Prinz William etwa ist darauf festgelegt, Einsätze als Rettungspilot der Küstenwache in Wales zu fliegen. „Er hätte liebend gern mit mir getauscht“, verrät Harry in dem Interview mit der britischen Nachrichtenagentur Press Agency. Es war erst Montagabend nach seiner sicheren Abreise aus Afghanistan veröffentlich worden. Für die Dauer seines Einsatzes hatten britische Medien sich freiwillig eine Nachrichtensperre auferlegt, um ihn nicht zu gefährden.
Prinz Harry im Einsatz
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Erste Stellungnahme zu den Strip-Billard-Fotos
Für Prinz Harry war das Interview auch die erste Chance, zu den Strip-Billard-Fotos aus Las Vegas Stellung zu nehmen. Die Bilder des Thronfolgers, der seine Kronjuwelen und eine nackte Blondine nur notdürftig vor der Linse eines Fotografen verdeckt, waren im August um die Welt gegangen. Bei der wilden Abschiedsparty vor seinem Einsatz habe der Schalter „mehr auf Hauptmann und weniger auf Prinz“ gestanden. „Ich muss ständig zwischen drei verschiedenen Harrys hin- und herschalten“, klagte er, „dem einen in der Armee, dem privaten Harry in der Freizeit und dem Mitglied der königlichen Familie“. Nicht immer gelinge das.
Mit Reue hält sich der blaublütige Soldat freilich nicht lang auf. „Mein Vater Charles sagt immer, ich soll daran denken, wer ich bin“, so der Party-Prinz, „ich aber funktioniere nach einem anderen Grundsatz: Wer arbeiten kann, kann auch feiern.“
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