Essen. . RTL steigt 2014 aus, ProSiebenSat.1 überlegt noch: DVB-T ist im Vergleich zur TV-Verbreitung via Kabel und Satellit ein teurer Spaß. Verbraucherschützer jedoch kämpfen für die Technologie: Für Zuschauer ist sie gratis.

Überall-Fernsehen wird es manchmal genannt, DVB-T heißt es offiziell. Für die Zuschauer ist es einfach zu empfangen und kostenlos. Empfänger anschließen, Kabel zum Fernseher – fertig. Für die Sender ist es ein teurer Verbreitungsweg mit technisch limitierten Möglichkeiten. Die RTL-Sendergruppe hat deshalb den Ausstieg beim digitalen Fernsehen über Antenne bis Ende 2014 angekündigt. Verbraucherschützer befürchten einen Domino-Effekt. Nicht abwegig.

Denn vor allem für die Privatsender rechnet sich dieser Übertragungsweg bisher kaum. Deshalb stellt auch die ProSiebenSat.1-Gruppe die Ausstrahlung via DVB-T auf den Prüfstand. Man wolle bis Ende März eine Entscheidung darüber treffen, bestätigt eine Unternehmenssprecherin. Die Öffentlich-Rechtlichen übertragen dagegen weiter mit DVB-T. „Die terrestrische Fernsehübertragung ist für die ARD wichtig, da sie den Zuschauerinnen und Zuschauern eine attraktive Möglichkeit bietet fernzusehen“, sagt Michael Rombach vom federführenden NDR. Allerdings haben ARD und ZDF durch ihren gesetzlichen Versorgungsauftrag auch kaum eine Möglichkeit auszusteigen – obwohl sie viel Geld sparen könnten.

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Denn für die Sender ist DVB-T teuer. RTL kostet es nach Senderangaben etwa 30-mal so viel wie die Ausstrahlung über Satellit. Und die Öffentlich-Rechtlichen kostete DVB-T laut Finanzkommission KEF pro Haushalt im vorigen Jahr 37,26 Euro. Für Satellit wurden lediglich 4,02 Euro fällig, für Kabel sogar nur 2,32 Euro.

Und im Vergleich zu den Kosten, bietet der Übertragungsweg wenig. In HD, also hoch auflösend, kann bisher nicht gesendet werden, eine für die Sender wichtige Verschlüsselungsmöglichkeit gibt es nicht, und insgesamt lassen sich maximal 30 Programme per DVB-T empfangen. Beim Kabel sind es knapp 100, über Satellit 120 und mehr. Und die Anbieter von Internetfernsehen kündigen bereits Hundertschaften empfangbarer Kanäle an.

Kommt DVB-T2 noch?

Viele Zuschauer scheint das nicht zu stören. Laut Verbraucherzentrale NRW nutzen 14 Prozent der 8,2 Millionen Fernsehhaushalte in NRW das Antennenfernsehen als ersten Empfangsweg, weitere fünf Prozent setzen DVB-T für Zweit- oder Drittgeräte ein. Die regionalen Unterschiede sind jedoch groß. Während das Antennen-Fernsehen im Sauer- und Siegerland oder am Niederrhein mangels Empfangbarkeit kaum eine Rolle spielt, empfängt im Ruhrgebiet mehr als jeder vierte Haushalt TV über Antenne.

Klaus Müller, Vorstand der Düsseldorfer Verbraucherzentrale, hat die Landesregierung deshalb aufgefordert, „darauf hinzuwirken, dass DVB-T als populärer Verbreitungsweg von Rundfunk dauerhaft erhalten bleibt und weiterentwickelt wird“. Technisch ist das möglich. Ein in Entwicklung befindlicher neuer Standard (DVB-T2) soll bessere Bilder in HD-Qualität und mehr Programme ermöglichen.