Berlin. Bei der Suche nach den Bankräubern von Berlin-Steglitz setzt die Polizei auch High-Tech ein. Der Tunnel, der von den Tätern in eine Filiale der Volksbank gegraben wurde, wird am Dienstag von einem Roboter gescannt. Trotz vieler Hinweise gibt es bislang gibt es noch keine heiße Spur zu den Tätern.
Nach dem spektakulären Einbruch in eine Berliner Bank durch einen 30 Meter langen Tunnel am Wochenende hat die Berliner Polizei am Dienstag weiter mit Hochdruck nach den Tätern gefahndet. Bei der Sonderkommission (Soko) "Tunnel" gingen rund zwei Dutzend Hinweise ein, wie ein Polizeisprecher mitteilte. Doch eine heiße Spur gab es zunächst nicht. Die Kriminaltechniker waren weiter vor Ort, um Spuren sicher zu stellen.
Vor dem Einbruch hatten die Täter den 30 Meter langen Tunnel von einer Tiefgarage zum Tresorraum der Bank-Filiale im Stadtteil Steglitz gegraben. Am Wochenende drangen sie in die Bank ein und stahlen den Inhalt von rund 200 der 900 Schließfächern, wie der Sprecher weiter sagte. "Es ist anzunehmen, dass die Täter ab Freitag nach Bankschluss den Durchbruch machten." Am frühen Montagmorgen verschwanden sie spurlos. Vorher legten sie im Tresorraum und in der Tiefgarage Brände, um Spuren zu vernichten.
Bankräuber mieteten Garage mit falschen Papieren an
Nach Auffassung der Polizei müssen die Täter monatelang an dem Tunnel gearbeitet haben. Laut dem Sprecher mieteten sie den Stellplatz in der Tiefgarage bereits im Februar vergangenen Jahres mit gefälschten Dokumenten. Die Papiere wiesen einen niederländischen Staatsbürger aus, der nicht existiert. Die niederländischen Behörden seien deshalb kontaktiert und um Mithilfe gebeten worden.
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Die Ermittler gehen davon aus, dass die Täter den Erdaushub aus dem Tunnel "in einzelnen, kleinen Fuhren" abtransportierten. So seien die Arbeiten von den Anwohnern unbemerkt geblieben. Allerdings hätten einige Zeugen sich jetzt an Menschen erinnert, "die aufgefallen sind", sagte der Sprecher. So sei den Zeugen nun bewusst geworden, häufiger Bauarbeiter in der Gegend gesehen zu haben, obwohl es keine größere Baustelle gab.
Roboter scannt den von den Tätern gegrabenen Tunnel
Nach dem Überfall hinterließen die Räuber dem Polizeisprecher zufolge im Tresorraum ein "Chaos". "Diverse Schließfächer wurden herausgenommen und Türen hingen aus den Angeln", berichtete er. Wieso die Täter nur 200 der insgesamt 900 Fächer öffneten, war unklar. Möglicherweise seien sie gestört worden. Auch wie viel Beute sie machten, blieb am Dienstag weiter offen. Der Inhalt von Schließfächern ist nur den Besitzer der Fächer bekannt.
Mit einem Roboterwagen der Berliner Wasserwerke untersuchte die Polizei am Dienstag den Tunnel. Dieser sei so hoch, dass man sich gebeugt durch ihn bewegen kann, "gut ausgebaut und mit Balken abgestützt". "Wir suchen nach jedem Detail, jeder Spur, jedem bisschen DNA", sagte der Sprecher. Beim legendären Tunnelraub in einer Bankfiliale in Berlin-Zehlendorf 1995 habe "ein Teil eines Fingerabdrucks" zur Festnahme eines Täters geführt.
Vorgehen erinnert an legendären Tunnelraub in Zehlendorf 1995
Damals hatten fünf Männer die Bank überfallen und 16 Geiseln genommen. Während ein Teil von ihnen mit der Polizei verhandelte, hatte ein anderer den Boden des Tresorraums aufgestemmt und damit den Weg in einen 170 Meter langen Tunnel frei gemacht. Die Täter waren mitsamt des Lösegelds und des Inhalts der Schließfächer durch ihn verschwunden, wurden aber nur Wochen nach dem Überfall gefasst.
Auf die jetzt überfallene Filiale der Berliner Volksbank wurde bereits ein Einbruchsversuch verübt. Nach Angaben des Polizeisprechers hatten Unbekannte im Oktober 2010 versucht, "durchs Mauerwerk" in die Filiale zu kommen. "Der versuchte Einbruch wurde nicht aufgeklärt", sagte der Sprecher. Die damals gesammelten Spuren und Hinweise würden jetzt neu ausgewertet.