Washington. . Um der Plage der Riesenschlangen Herr zu werden, dürfen Pythons bis Mitte Februar in Florida gegen eine Gebühr von 25 Dollar getötet werden. Die Zahl der Tiere wird in und um die Everglades-Sümpfe auf 20 000 bis 200 000 geschätzt. Die bis zu 100 Kilo schweren Tiere haben keine natürlichen Feinde.
Menschen, Tiere, Aggressionen. Ist von Florida die Rede, verspüren Tierschützer im Moment einen hartnäckigen Würgereiz. Der Sonnenschein-Staat geht den Schlangen ans Leder. Um der Plage des sich stetig vermehrenden burmesischen Python Einhalt zu gebieten, der sich zielstrebig zur Arteneinfalt durchfrisst, hat die Regierung des Bundesstaates einen Hinrichtungs-Wettbewerb ausgelobt. Wer bis 10. Februar die meisten der bis zu sechs Meter langen und 100 Kilogramm schwer werdenden Tiere erlegt, bekommt 1500 Dollar Preisgeld. 1000 Dollar gibt es für das längste Exemplar.
Fast 800 Python-Jäger aus 30 Ländern haben bisher für 25 Dollar die nötige Lizenz erworben und einen vorgeschriebenen Online-Kurs (www.pythonchallenge.org) absolviert. In feinstem Bürokraten-Amerikanisch wird dort erklärt, wie der behördlich genehmigte Schlangenmord vonstatten zu gehen hat.
"Nicht mehr als zwei Teile"
Die Tiere, deren Zahl in und um die Everglades-Sümpfe auf 20.000 bis 200.000 geschätzt wird und die keinen natürlichen Feind mehr kennen, müssen vorher fotografiert und nach ihrem Tod binnen 24 Stunden an gesonderten Sammelstellen abgegeben werden – „in nicht mehr als zwei Teilen“. Die wertvolle Schlangenhaut kann jeder Jäger für sich behalten.
Brian Woods von der Firma „All American Gator“ bietet für Häute über drei Meter Länge jeweils 100 Dollar. Konkurrenz-Betriebe machen aus den äußerlichen Überresten Handtaschen. Am wichtigsten ist der „Florida Fish and Wildlife Conservation“ der Akt des Tötens: „Es ist eine ethische Verpflichtung, dass der Python auf eine humane Weise getötet wird, resultierend aus einem unmittelbaren Verlust des Bewusstseins und der Zerstörung des Gehirns“, heißt es im Regelwerk. Dort werden großkalibrige Pistolen, Bolzenschuss-Geräte und Macheten als geeignete Mordwerkzeuge beschrieben.
Tierreich brutal ausgedünnt
An dieser Schnittstelle kommt unweigerlich die Tierrechts-Organisation Peta ins Spiel. Die Aktivisten, die jede Hollywood-Diva an den Pranger stellen, die im Fellmantel gesichtet wird, verurteilen das „grausame Treiben“ mit religiösem Eifer. Peta-Präsidentin Ingrid Newkirk gibt zu bedenken, dass ein enthaupteter Python „stundenlang Schmerz empfinden kann“.
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Unerfahrene Jäger sollten sich zudem darauf gefasst machen, dass eine Riesenschlange zu allerlei Muskelzuckungen fähig ist. Auch wenn ihr der Kopf längst ganz woanders steht. Die Klage der Tierfreunde findet allerdings nicht wirklich Gehör zwischen Key West und Fort Lauderdale. Gerade der Süden Floridas befindet sich seit Ewigkeiten im Würgegriff der Pythons, die als Bio-Invasoren gelten. In den letzten 20 Jahren haben die aus Südostasien stammenden Schlangen das Tierreich Floridas ausgedünnt. Kaninchen, Waschbären, Füchse, Hirsche, Luchse – fast alles leer gefressen.
Auch Hurrikan Andrew wird die Schuld gegeben
Selbst Alligatoren stehen auf dem Speisezettel der Riesenschlangen, die in Ermangelung von natürlicher Beute immer öfter in der Nähe von bewohnten Gebieten auftauchen und unter den Haustieren im Garten nach einem kleinen Snack suchen.
Wie es zu diesem ungewollten „Bevölkerungsüberschuss“ kam, weiß niemand mehr so ganz genau. Mal werden überforderte Tierhalter dafür verantwortlich gemacht, die ihre Schlangen nach Erreichen einer haushaltsunfreundlichen Größe einfach in den Everglades ausgesetzt haben. Mal wird Hurrikan Andrew die Schuld gegeben, der 1992 auch Zoos und Reptilien-Gehegen unerwünschte Tage der offenen Tür bescherte. Auch die lax gehandhabte Genehmigungspolitik, die einen Python bis vor Kurzem über den Versandhandel verfügbar machte, wird als Wurzel allen Übels angeführt.