Bregenz. Es klingt wie aus einem Thriller: Ein Mann ohne Gedächtnis taucht in einem österreichischen Krankenhaus auf. Vermutlich stammt er aus Deutschland. Nun soll eine Fahndung helfen.
Die Kleider an seinem Leib und eine Wanderung vom bayerischen Lindau nach Bregenz: Das ist alles, was ein etwa 50 Jahre alter Mann noch über sich wissen soll. Name, Herkunft oder Alter - alles ausgelöscht. Auch vermisst ihn seit Wochen anscheinend niemand. Der vermutete Deutsche stellt Ärzte und Behörden im österreichischen Bundesland Vorarlberg vor Rätsel. Nun soll eine öffentliche Suche nach Angehörigen oder Freunden dem Mann helfen.
"So einen Fall hatten wir noch nie", sagte ein Polizeisprecher am Samstag. Eigentlich sei die Polizei nicht direkt für den Mann zuständig - weil er ja keine Gesetze gebrochen hat. Aber man wolle ihm helfen. Die öffentliche Suche mit einem Bild sei ein letztes Mittel, weil seine Erinnerung über Wochen nicht zurückgekehrt sei.
Im November ins Bregenzer Krankenhaus gekommen
Bisher sind laut Polizei aber noch keine konkreten Hinweise eingegangen. Der Grauhaarige ist etwa 1,70 Meter groß, schlank, hat kurze Haare mit einer ausgeprägten Stirnglatze und braune Augen.
Am 19. November soll der hochdeutsch sprechende Mann nach Medienberichten im Landeskrankenhaus Bregenz aufgetaucht sein. Dort wollte er sich wegen einer Verletzung behandeln lassen. Was für eine Verletzung er hatte, wollte die Polizei nicht sagen. Sie sei jedoch nicht am Kopf gewesen. Die Ärzte wurden auf sein fehlendes Gedächtnis aufmerksam und alarmierten die Polizei. Bei Befragungen kam heraus, dass der Mann wohl mit dem Zug in Lindau am Bodensee angekommen und zu Fuß die etwa neun Kilometer nach Bregenz gelaufen sei - mehr wusste er nach eigenen Angaben nicht. Auch nach wochenlanger ärztlicher Behandlung kam seine Erinnerung nicht zurück.
Der Mann wird von den Behörden als intelligent, gebildet und nicht verwahrlost beschrieben. Bei seinem Eintreffen im Krankenhaus trug er eine graue Feincordhose, eine rotes Langarm-Shirt, eine Sportjacke, Wanderschuhe und einen Rucksack. Er hatte jedoch nicht den kleinsten Hinweis auf seine Identität dabei. Wegen seiner Sprache gehen die Behörden davon aus, dass er aus Deutschland kommt.
Hoffnung auf Wiederkennung
"Wir haben alle polizeilichen Möglichkeiten ausgeschöpft", sagte der Fahndungsleiter des Landeskriminalamts (LKA) den "Vorarlberger Nachrichten" am Samstag. "Nun können wir nur noch hoffen, dass ihn jemand auf dem Foto erkennt und wir ihm seine Identität zurückgeben können."
Der Grund für eine Amnesie könne organisch wie psychisch begründet sein, sagte der Chefarzt des Landeskrankenhauses Rankweil, Albert Lingg, den "Vorarlberger Nachrichten": "So kann die Erinnerung etwa durch ein belastendes traumatisches Erlebnis beziehungsweise einen heftigen Schreck gelöscht werden." Organische Ursachen seien beispielsweise Kopfverletzungen, Durchblutungsstörungen oder Vergiftungen. "Eine Amnesie kann aber natürlich auch simuliert werden." Falls die öffentliche Suche nach Bekannten keine Ergebnisse bringt, soll sich die Fürsorge weiter um den Mann kümmern, sagte ein Polizeisprecher. (dpa)