Bochum. Experten gehen davon aus, dass Dieter Althaus' Amnesie nicht völlig verschwindet – wichtig sei psychische Betreuung.

Dass sich Dieter Althaus an die Umstände erinnern wird, die zu dem Unglück geführt haben, halten Neurologen für unwahrscheinlich. Prof. Uwe Schlegel vom Universitäts-Klinikum Knappschaftskrankenhaus Bochum-Langendreer: „Bei einer derart schweren Verletzung ist nicht davon auszugehen, dass die Amnesie völlig verschwindet.”

Unter Amnesie versteht man einen Gedächtnisverlust. der eine Zeitspanne von mehreren Stunden bis Tagen einnehmen kann. „In den meisten Fällen weiß der Patient nicht mehr, was vor dem Unfall geschehen ist. Man nennt das retrograde Amnesie, die selbst bei einer Gehirnerschütterung auftritt.” Bis zu sechs Stunden schon reiche hier der Gedächtnisverlust.

In vielen Fällen kommt die Erinnerung an das Ereignis zurück

Die Erklärung, dass sich das Gehirn mit diesem Vergessen selbst vor der Erinnerung schützt, hält Schlegel für einen Mythos. „Es handelt sich um eine Funktionsstörung. Es gelingt nicht mehr, Erinnerungen vom Ultra-Kurzzeitgedächtnis ins Langzeitgedächtnis zu transportieren.” In vielen Fällen komme die Erinnerung an das Ereignis – meist jedoch nur zum Teil und lückenhaft – von alleine zurück, was vielfach für die Betroffenen schwer zu verarbeiten ist.

Deshalb weist der Marburger Psychologe Georg Pieper darauf hin, dass die Nachricht so behutsam wie möglich übermittelt werden muss. Bevor Althaus informiert wird, müsse er weiter stabilisiert werden. In der Psychotherapie, die dringend erforderlich sei, müsse der Vorfall so rekonstruiert werden, dass Althaus als Unfallbeteiligter das Geschehen nachvollziehen könne. Die Verarbeitung könne nur gelingen, wenn sich Althaus „damit auseinandersetzt und nicht davonläuft”.

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