Paris. . Mit einem leidenschaftlichen Bekenntnis zu Präsident Wladimir Putin und dessen „großer Demokratie“ hat der französische Filmstar Gérard Depardieu die russische Staatsbürgerschaft angenommen. Gewerkschafter und Intellektuelle in Frankreich kritisierten den Schritt scharf.
Kaum hat sich Obelix in Rasputin verwandelt, schlagen ihm Empörung und Verachtung, Spott und Häme entgegen. Nicht nur an der Seine, auch bei Menschenrechtlern an der Moskwa ist Fremdschämen und Kopfschütteln angesagt. Der Grund: Gérard Depardieu, Frankreichs bekanntester Schauspieler und Steuerflüchtling, nimmt das umstrittene Angebot Wladimir Putins an und wird Russe. In einem überschwänglichen Offenen Brief an den Staatschef verneigt sich der Schauspieler und schreibt: „Ich bewundere euer Land Russland, seine Menschen, seine Geschichte, seine Schriftsteller.“
Ob eine Flasche reinsten Wodkas geholfen hat, Depardieus Hand zu führen? Nun, nüchtern fällt seine politische Analyse jedenfalls nicht aus. Schließlich verleiht Monsieur Depardieu dem autoritären Putin-Staat, weithin gefürchtet für seinen knüppelharten Umgang mit Regimekritikern, das leuchtende Gütesiegel „grande démocratie“ - das ist zwar nicht weit entfernt vom Etikett des "lubenreinen Demokraten", das Altkanzler Gerhard Schröder seinem Freund Putin einst verlieh. Aber in Frankreich ist der Aufruhr über groß - und nicht nur den französischen Philosophen André Glucksmann veranlasste diese Huldigung zu dem Eingeständnis, sich für den Schauspieler zu schämen.
Seit bald drei Wochen hält Depardieus Steuerflucht-Affäre die Franzosen in Atem. Aus Wut über die Reichensteuer von Staatspräsident François Hollande (75 Prozent für Einkommensmillionäre) hatte Depardieu, der bestbezahlte Schauspieler der Republik, angekündigt, gleich hinter der Grenze im belgischen Nest Néchin Zuflucht vor dem Pariser Fiskus suchen zu wollen. Ein gewagter Schritt, denn so mancher stempelte ihn sogleich als bösen Vaterlandsverräter ab. Der sozialistische Premier Jean-Marc Ayrault tadelte sein Verhalten gar als „erbärmlich“. Die Mehrheit der Franzosen hingegen feierte den Steuer-Rebell als Volkshelden.
Skandal und Posse
Wie so oft in Depardieus rasantem Leben verquicken sich auch in seiner spektakulären „Obelix bei den Russen“-Episode mehrere Elemente: Komödie und Tragödie, Skandal und Posse. In einem langen Telefonat mit Präsident Hollande hat Depardieu seine Kritik an der Reichensteuer dargelegt. Und ihn wissen lassen, dass er Putin sehr schätze.
"Asterix bei den olympischen Spielen"
So überschwänglich seine Liebeserklärung an Russland auch ausfallen mag, kaum jemand glaubt ernsthaft daran, dass der vor Wut schnaufende Franzose jemals im Schatten des Kreml seine Zelte aufschlagen wird. Denkbar ist eher, dass ihm eine andere berühmte Französin zuvorkommt. Keine Geringere als die Schauspielerin Brigitte Bardot, die einst die „Marianne“ verkörperte, droht nun ebenfalls damit, Russin werden zu wollen. Die Tierschützerin will auf diese Weise verhindern, dass die beiden tuberkulose-kranken Elefanten „Baby“ und „Nepal“ im Lyoner Zoo getötet werden.