Washington. Jahrtausende alte Kortallen haben Klimaforschern zu einer wichtigen Erkenntnis verholfen. Ihnen gelang es aufgrund der Korallenbestädne, Daten über das Klimaphänomen El Niño abzuleiten. Demnach ist das Phänomen derzeit besonders ausgeprägt.

Die Meeresströmung im äquatorialen Pazifik schwankt gegenwärtig stärker als in den vergangenen Jahrtausenden. Aus mehr als 7.000 Jahre alten Korallen hat ein internationales Forscherteam die Entwicklung des als "El Niño" bekannten Phänomens abgeleitet. Davon profitiert auch die Klimaforschung, wie die Forscher im Wissenschaftsjournal "Science" berichten.

Kim Cobb vom "Georgia Institute of Technology" in Atlanta und ihre Kollegen sammelten für ihre Untersuchung im tropischen Pazifik fossile Korallen. Während ihres Wachstums lagerten die Korallen Sauerstoffmoleküle in ihrem Skelett ein. Aus dem Verhältnis der unterschiedlichen Sauerstoffisotope - Atome mit verschieden vielen Neutronen im Kern - konnten die Forscher Temperatur und Niederschlag während der Wachstumsjahre der Korallen auf den Monat genau ableiten. Die zeitliche Zuordnung erfolgte anhand des Verhältnisses der Elemente Uran und Thorium zueinander.

Zusammenhang mit Kohlendioxid unklar

Die Forscher analysierten rund 15.000 Proben aus 17 Bohrkernen, die 650 Jahre, verteilt über die letzten 7.000 Jahre, abdeckten. Die fossilen Korallen dokumentieren für die vergangenen Jahrtausende zwar große natürliche Schwankungen in der Stärke der "El Niño"-Strömungen. Die Daten für das 20. Jahrhundert übertreffen diese Variation jedoch signifikant, schreiben die Forscher.

Aufgrund der generell starken Schwankungen sei es jedoch schwierig, einen zweifelsfreien Zusammenhang zwischen der Intensivierung von El Niño und dem Anstieg der Kohlendioxidlevel im 20. Jahrhundert zu belegen. So gab es beispielsweise vor 400 Jahren noch extremere El-Niño-Werte, diese aber nur über einen kurzen Zeitraum.

Klimasimulationen über mehrere Jahrhunderte hinweg hatten vorhergesagt, dass das pazifische Strömungsphänomen eine große Schwankungsbreite aufweisen würde. "Wir haben die Langzeitvariabilität von El Niño in den Klimamodellen betrachtet und gefragt, wie diese mit der Langzeitvariabilität von El Niño in der realen Welt übereinstimmen", erklärt Leitautorin Cobb. Ihr Fazit: ziemlich gut. Infrage stellt die Studie jedoch die bisherige Annahme, dass sich El Niño vor rund 6.000 Jahren abschwächte. Bestimmte Klimamodelle stützen diese Hypothese, doch in den Daten der Korallenstudie findet sich in diesem Zeitraum keine Abschwächung.

Genauigkeit der Klimamodelle jetzt überprüfbar

"Diese Projekt legt die Grundlage, um detaillierte Vergleiche von Daten und Modellen für bestimmte Zeitintervalle vorzunehmen", erläutert Cobb. So könne die Genauigkeit in den verschiedenen Modellen geprüft werden. Bislang habe es nur sehr lückenhafte Daten gegeben.

Für die Klimaforschung ist eine exakte Wiedergabe der Folgen der pazifischen Strömungsmechanik von großer Bedeutung, da El Niño weltweit das Klima beeinflusst. Alle zwei bis sieben Jahre verändern die Extremzustände die globalen Temperatur- und Niederschlagsmuster. Besonders stark ausgeprägt ist dieser Effekt im zentralen tropischen Pazifik. Präzise Vorhersagen bleiben aber auch nach dieser Studie unmöglich. (dapd)