Peking. In Nordchina sind bei einer Explosion in einem Bergwerk mehr als 70 Bergleute getötet worden. Über zwanzig Bergleute gelten als verschüttet. In China ereignen sich immer wieder schwere Grubenunglücke, die Bergwerke des Landes gelten als sehr gefährlich.
Bei einer Explosion in einem Kohlebergwerk in der nordchinesischen Provinz Shanxi sind am Sonntag mindestens 74 Bergleute ums Leben gekommen. Mindestens 20 Bergleute waren nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Xinhua zunächst noch unter Tage verschüttet. Es war das folgenschwerste Grubenunglück in China seit mehr als einem Jahr.
Die Mehrheit konnte flüchten
Insgesamt 436 Bergleute waren laut Xinhua unter Tage, als sich um zwei Uhr morgens (Ortszeit) in der Tunlan-Mine rund 50 Kilometer von der Provinzhauptstadt Taiyuan entfernt die Explosion ereignete. Mehr als 300 Arbeitern gelang es, aus dem Bergwerk zu flüchten. Einige von ihnen erlagen aber später ihren Verletzungen, 113 befanden sich den Angaben zufolge im Krankenhaus, unter ihnen 21 Schwerverletzte. Die meisten Arbeiter erlitten eine Kohlenmonoxid-Vergiftung.
Präsident Hu Jintao und Regierungschef Wen Jiabao ordneten an, alles Mögliche für die Rettung der in der Grube eingeschlossenen Männer zu unternehmen. Gegen Mittag begaben sich dutzende Rettungskräfte auf der Suche nach den Vermissten in das Bergwerk. Angehörige berichteten, sie hätten über Mobiltelefon Anrufe von verschütteten Bergleuten erhalten.
Außmaß der Katastrophe lange unbekannt
Der 27-jährige Xue Huancheng sagte Xinhua von seinem Klinikbett aus, er und seine Kumpel hätten zunächst nicht erkannt, wie schwer das Unglück gewesen sei. Erst über eine Stunde nach der Explosion seien sie angewiesen worden, die Grube zu verlassen. «Zu diesem Zeitpunkt war die Stromversorgung unter Tage zusammengebrochen und wir mussten laufen», fügte der Bergmann hinzu. Nach 50 Minuten habe er Sauerstoffmangel gespürt, da habe er aber bereits den Ausgang der Mine erreicht. Ein anderer Bergarbeiter sagte, er sei nur deshalb nicht verschüttet worden, weil er die Schicht mit einem Kumpel getauscht habe. Er hoffe sehr, dass der betreffende Kollege noch am Leben sei.
Das Bergwerk mit einer Förderkapazität von fünf Millionen Tonnen im Jahr wird laut Xinhua von der Shanxi-Jiaomei-Gruppe betrieben. Es habe als relativ sicherer Betrieb gegolten. In der Provinz Shanxi waren im Dezember 2007 bei einer Minenexplosion 105 Menschen ums Leben gekommen. Die Provinz ist Chinas größter Lieferant für Kohle, mit der das Land zwei Drittel seines Energiebedarfs deckt.
Chinas Bergwerke gelten als äußerst gefährlich. Die Regierung versichert jedoch, sie bemühe sich um verbesserte Sicherheit. 2008 starben bei Unfällen amtlichen Angaben zufolge mehr als 3000 Menschen. Unabhängige Beobachter schätzen jedoch, dass die Zahl der Todesopfer noch deutlich höher liegt. Häufig werden Unfälle vertuscht, um eine Schließung der Bergwerke oder Strafen zu vermeiden. (AFP)