Urbar. Bei Abrissarbeiten wurden sechs Männer von herabstürzenden tonnenschwere Betonteilen getroffen - drei wurden unter dem Schutt begraben. Die dramatischen Rettungsarbeiten dauerten drei Stunden. Nun ermittelt die Staatsanwaltschaft zu den Ursachen des Unglücks.

Über das Dröhnen der Generatoren rufen sich die Feuerwehrleute Kommandos zu. Unter einem tonnenschweren Brückenteil ist ein Bauarbeiter begraben, nun muss er mit Plasmaschneidern befreit werden. Am Samstagabend gegen 18.00 Uhr stürzte beim Abriss einer alten Brücke über die Bundesstraße 42 und die rechtsrheinische Bahnstrecke ein großer Teil des maroden Bauwerks ein.

Sechs Arbeiter im Alter zwischen 25 und 52 Jahren wurden bei dem Unglück in Urbar bei Koblenz von den plötzlich herabstürzenden Trümmern getroffen, drei von ihnen verschüttet. Zwei der Männer zogen sich lebensgefährliche Verletzungen zu, eine Person verletzte sich schwer und drei weitere Menschen wurden leicht verletzt, wie der Leitende Notarz sagte. Polizeiangaben vom Sonntag zufolge hat sich der Zustand der Verletzten aber stabilisiert.

Unter zehn Tonnen schweren Trümmern begraben

Fast drei Stunden lang war der letzte der verschütteten Arbeiter unter dem Brückenteil eingeklemmt. Schließlich gelang es den Einsatzkräften, den lebensgefährlich Verletzten frei zu bekommen. Er wurde ärztlich versorgt und ins nahe Bundeswehrkrankenhaus Koblenz gefahren. "Der Mann hatte noch Glück", sagte der Notarzt. Vermutlich habe ein Baufahrzeug die Wucht des Aufpralls des auf mindestens zehn Tonnen geschätzten Trümmerteils beim Einsturz gedämpft.

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Während der Rettungsaktion müssten Ingenieure immer wieder die Statik des zerstörten Bauwerks prüfen, betonte Feuerwehrsprecher Norbert Gras. Der Einsatz an den labilen Resten des Bauwerks war für die Retter äußerst riskant. Ein 500-Tonnen-Kran stand zwar parat, konnte aber bei der Rettungsaktion nicht eingesetzt werden, um das Leben des Verschütteten nicht zu gefährden. Behutsam arbeiteten sich die Feuerwehrleute an den Mann heran.

Autofahrer waren nicht in Gefahr: Für die Abrissarbeiten war die viel befahrene Bundesstraße abgesperrt worden. "Die Rettungskräfte kamen daher schnell an die Unglücksstelle", sagte der Einsatzleiter und Bürgermeister der Verbandsgemeinde Vallendar, Fred Pretz.

Staatsanwaltschaft ermittelt

Die genaue Ursache für das Unglück steht noch nicht fest. Die Staatsanwaltschaft nahm die Ermittlungen auf. Laut Pretz stürzte das Brückenteil plötzlich herab, dabei befanden sich die sechs Arbeiter auf und unter der Brücke. "Wir hoffen jetzt, dass es den Verletzten bald wieder besser geht", sagte Pretz. Die Fuß- und Fahrzeugbrücke aus den 1960er Jahren sollte ihm zufolge abgerissen werden, weil sie marode war und nicht mehr genutzt werden konnte.

Am Sonntagmorgen hatten die Feuerwehrleute die Trümmerteile beseitigt. Die Schienen und die Bundesstraße konnten für den Verkehr wieder freigegeben werden. Wie es letztlich zu dem Unglück kam, soll ein Gutachter klären. Ergebnisse werden frühestens in drei bis vier Wochen vorliegen. Einsatzleiter Pretz zeigt sich erleichtert. "Es hätte viel, viel schlimmer kommen können", sagte er. Nur dem schnellen und guten Zusammenspiel der 90 Einsatzkräfte sei es zu verdanken, dass es keine Toten gab. (dapd)