Wotan Wilke Möhring hält nichts von einem Pyro-Verbot
•
Lesezeit: 4 Minuten
Köln. . Der in Herne aufgewachsene Schauspieler hat einen guten Lauf, sammelt Preise wie andere Leute Fußballbilder. Apropos Fußball. Der BVB-Fan hat zur aktuellen Stadion-Debatte eine eigene Meinung.
Wotan Wilke Möhring hat einen guten Lauf. Der in Herne aufgewachsene Schauspieler sammelt in jüngerer Zeit Preise wie andere Leute Fußball-Bilder. Dabei ist der drahtige 45-Jährige so uneitel wie nur wenige in seinem Job. Zum Interview ins plüschige Kölner Savoy-Hotel kam er in Jeans, Steppweste, Baumwoll-Pullover und seinen geliebten Nike-Laufschuhen. Jürgen Overkott sprach mit ihm.
Sie waren bei der Emmy-Verleihung in New York. Wie kam’s?
Wotan Wilke Möhring: New York ist meine Lieblingsstadt. Ich habe sogar mal eine Zeit lang dort gewohnt. Jetzt war ich mit der Filmstiftung NRW da, der ich eng verbunden bin. Sie hat unter anderem meinen Film „Der letzte schöne Tag“ gefördert.
„Es ist toll, dass sich das Publikum auch mal fordern lassen will“
Sie haben in diesem Jahr und im Vorjahr davor den Deutschen Fernsehpreis gewonnen. Wie haben die Preise Ihr Leben verändert?
Hindenburg
1/31
Möhring: Ach, für mich hat sich nichts verändert. Aber es motiviert mich sehr, wenn meine Filme sowohl vom Publikum als auch von der Kritik gemocht werden. Vor allem das Echo auf „Der letzte schöne Tag“ hat mich überrascht. Ich hätte nie damit gerechnet, dass sich diesen Film fast sechs Millionen Menschen ansehen. Wir sind eher von der Hälfte ausgegangen. Es ist toll, dass sich das Publikum nicht nur berieseln, sondern sich auch mal fordern lassen will.
Ihr Film „Obendrüber, da schneit es“ (ZDF, 20.15 Uhr) ist das exakte Gegenteil von „Homevideo“ und „Der letzte schöne Tag“…
Möhring: …gerade das hat mich gereizt. Die Geschichte spielt in der Vorweihnachtszeit, eine Zeit, die von Pathos und Rührseligkeit belastet ist. Und ich spiele einen Pfarrer. Ich spiele diese Figur sehr zurückgenommen, sie ist das Gegenteil von mir. Ich könnte niemals als Pfarrer leben, dazu liebe ich das Leben viel zu sehr.
Wie halten Sie’s mit der Religion?
Möhring: Zur Kirche kann ich nur sagen: Ich bin getauft. Aber ich habe positive Erfahrungen mit der Kirche gemacht, und zwar in Ost-Berlin vor der Maueröffnung. Mich hat beeindruckt, wie die Kirche mit Punks umgegangen ist. Die Kirche im Osten war offen auch für Menschen, die am Rand der Gesellschaft standen. Sie stand für die Friedensbewegung – Schwerter zu Pflugscharen. Im Westen dagegen ist die Kirche zur Folklore geraten. Insofern habe ich mich für den Glauben, aber nicht für die Kirche entschieden.
Vom Glauben zum Fußball ist es nur ein Katzensprung. Für manche Leute ist er eine Art Religion…
Möhring: …ich bin übelster BVB-Fan.
„Ein Stadion kann wie eine Kirche sein“
Haben Sie selbst gespielt?
Möhring: Ja, früher. Ist lange her. Ich habe im Mittelfeld gespielt, im Sturm. Im Spiel willst Du ja ein Tor machen.
Was erleben Sie im Stadion?
Möhring: Ein Stadion kann wie eine Kirche sein. Du erlebst da ein Gemeinschaftsgefühl wie sonst nirgendsund das mit vielen unterschiedlichen Menschen.
Einige Fans schaffen aber auch Probleme.
Möhring: Sie meinen Pyros? Schwieriges Thema. Von generellen Verboten halte ich nichts. Es gibt Fans, die ein kontrolliertes Abbrennen von Pyros fordern; auch die sollte man sich anhören. Und seien wir doch ehrlich: Die Fans sind die Seele des Vereins. Deshalb müssen die Stehplätze erhalten werden. Auf jeden Fall ist es wichtig, mit den Fans zu reden.
Fußball ist sehr emotional. Sind Kicker die besseren Schauspieler?
Möhring:Manchmal glaube ich schon. Auf der anderen Seite kenne ich keinen guten Fußballfilm aus Deutschland…
„Ein Hotel schaut auf deutsche Geschichte“
…ich schon: „Nordkurve“ von Adolf Winkelmann…
Möhring: …ein Film muss eigentlich ein Einzelschicksal erzählen, aber Fußball ist Mannschaftssport, und das ist schwierig zu erzählen.
Eine Ensemble-Leistung ist der ZDF-Mehrteiler „Adlon“.
Möhring: Da haben sie einen unfassbaren Aufwand getrieben. Die Hotellobby wurde nach alten Plänen fast komplett nachgebaut. Was mich fasziniert an diesem Film: Das Hotel schaut auf die deutsche Geschichte – nicht umgekehrt. Es war das erste interkulturelle Haus in Deutschland.
Waren Sie schon im echten Adlon?
Möhring: Ja, war ich. Aber privat brauche ich Licht, und ich muss atmen können. Das reicht mir schon.
Sie haben vermutlich einen Ad-Blocker aktiviert. Aus diesem Grund können die Funktionen des Podcast-Players eingeschränkt sein. Bitte deaktivieren Sie den Ad-Blocker,
um den Podcast hören zu können.