Moskau. In Bochum werden sie am Donnerstagabend mit einem Sonderpreis der 1Live-Krone ausgezeichnet – in Russland werden die Aktivistinnen und Musikerinnen der Punkband Pussy Riot weiter verfolgt. Ihre Kritik an Staatspräsident Putin hat zwei Bandmitglieder bereits in gefürchtete Arbeitslager gebracht.

In Bochum werden sie am Donnerstagabend mit einem Sonderpreis der 1Live-Krone ausgezeichnet – in Russland werden die Aktivistinnen und Musikerinnen der Punkband Pussy Riot weiter verfolgt. Ihre Kritik an Staatspräsident Putin hat zwei Bandmitglieder bereits in gefürchtete Arbeitslager gebracht. verstummen lässt es die russischen Rrriot-Girrrls aber nicht.

„Natürlich plant Pussy Riot neue Aktionen“, Katjas graugrüne Augen blicken ernst. „Aber wir haben im Moment einen Menge Probleme. Unsere Videos sind als extremistisch eingestuft werden. Auch die Mädchen im Gefängnis haben es schwer. Vor allem Mascha.“ Katja Samuzewitsch, 28, ist eine der vielleicht bescheidensten Berühmtheiten Moskaus. Sie und zwei andere junge Punkmusikerinnen der feministischen Protestband „Pussy Riot“ wurden im Februar nach einem wilden Auftritt in der Moskauer Erlöserkathedrale verhaftet und in einem Schauprozess wegen „Rowdytums, motiviert durch religiösen Hass“ zu 2 Jahren Arbeitslager verurteilt.

Das Urteil löste in Oppositionskreisen und im Westen Proteste aus. Katjas Strafe wurde später bei einer Revisionsverhandlung zur Bewährung ausgesetzt, die beiden anderen Mädchen, Mascha Aljochina und Nadja Tolokonnikowa aber landeten in Arbeitslagern. Dort bekam vor allem Mascha Schwierigkeiten, sie wurde von Mitgefangenen bedroht, aus „Sicherheitsgründen“ in einer Karzerzelle isoliert, dann von der Anstaltsleitung bestraft, weil sie angeblich verschlafen haben soll.

Pussy Riot besteht aus rund 12 Frauen - zwei sind in Arbeitslagern inhaftiert

Als Star der Pussies gilt Nadja Tolokonnikowa, die Philosophiestudentin wird wegen ihrer Modellfigur und ihren üppigen Lippen auch „Russlands Angela Jolie“ genannt. Nadja machte schon vor Jahren Schlagzeilen, als sie sich nackt und schwanger bei einem Gruppensexhappening in einem Moskauer Museum filmen ließ. Aber Katja sagt, bei Pussy Riots gäbe es keine Stars. „Wir denken uns alles gemeinsam aus, bei uns gibt es keine Hierarchie.“

Noch knapp ein Dutzend anderer jungerer Frauen gehört zu der Punk-Gruppe. Sie aber ziehen ihre grellbunten Skimasken an, bevor sie Interviews geben, jene Sturmmasken, in denen Pussy Riot monatelang die Moskauer Polizei narrte. Die maskierten Mädchen tanzten auf Trolleybus- und Gefängnisdächern herum, auf Modeschauen und dem Roten Platz. Und sie brüllten Antiputinlieder, die sie danach mit schrillem Punk unterlegt ins Internet stellten.

Vor allem die Kritik an Putin führte zum weltweit kritisiertem Schauprozess

Vor allem das Punk-Gebet „Heilige Jungfrau Maria verjag Putin!“ in der Erlöserkirche kann ihnen die Staatsmacht nicht verzeihen. Die „Pussies“ werden weiter von den Kremlmedien als gotteslästerliche Vaterlandsverräterinnen verunglimpft. Angeblich gesteuert von Nadjas jungen Ehemann Pjotr Wersilow, der einen kanadischen Pass besitzt, sollen sie mit westlichem Geld die russische Verfassungsordnung bekämpfen und sich nebenher mit ihren Anwälten um Film- und Markenrechte streiten. Katja aber schüttelt nur den Kopf: „Uns interessiert Kommerz nicht. Pussy Riot wird nie auf einem Konzert auftreten, für das Eintrittskarten verkauft werden.“