Berlin. Bei einem internationalen Klimaschutzvergleich hat Deutschland schlechter abgeschnitten als in den Jahren zuvor. Experten fürchten, dass der Ausbau erneuerbarer Energien ins Stocken geraten könnte - und fordern die Bundesregierung zum Handeln auf. Weltweit nehmen die klimaschädlichen Emissionen zu.

Die klimaschädlichen Emissionen durch
fossile Energieträger wie Erdöl steigen nach Angaben von Experten weltweit
weiter an. Ein Ende dieses Trends sei weiterhin nicht in Sicht, heißt es in dem
am Montag veröffentlichten achten Klimaschutz-Index der Organisationen
Germanwatch und Climate Action Network (CAN). Der Index listet die 58 Länder mit
dem höchsten CO2-Ausstoß nach ihren Klimaschutzleistungen auf.

Dabei rangieren die EU-Staaten auf den vorderen Plätzen, angeführt
von Dänemark (Platz 4), Schweden (Platz 5) und Portugal (Platz 6). Der Direktor
von CAN-Europe, Wendel Trio, warnte jedoch vor einer Verschlechterung der
europäischen Leistungen. "So lange die Europäische Union blockiert ist und sich
nicht darauf einigen kann, die Emissionen bis 2020 um 30 Prozent zu reduzieren,
werden sich die Länder der Europäischen Union nicht mehr lange auf den vorderen
Plätzen halten können", erklärte Trio.

Die ersten drei Plätze bleiben leer

Im Falle Portugals sei die gute Platzierung überdies auf die
Wirtschaftskrise und dadurch gesunkene Emissionen zurückzuführen. Deutschland
(Platz 8) schneidet dem Index zufolge in diesem Jahr etwas schlechter ab als in
den Vorjahren. Unter anderem befürchteten einige Experten, dass der Ausbau
erneuerbarer Energien in Deutschland ins Stocken geraten könnte. "Hier muss
gerade die schwarz-gelbe Koalition endlich entschlossener handeln", erklärte Jan
Burck, der Teamleiter Deutsche und Europäische Klimapolitik bei Germanwatch.

Die ersten drei Plätze der Liste sind gar nicht besetzt: "Erneut
leistete kein Land genug Klimaschutz, um es auf die ersten drei Plätze zu
schaffen", heißt es in dem Bericht. Die Leistungen des Gastgeberlandes des
diesjährigen UN-Klimagipfels, des Öl-Emirats Katar, wurden in dem Index gar
nicht bewertet. "Katars Emissionen sind sogar schlechter als die des
letztplatzierten Saudi-Arabien" (Platz 61), heißt es in dem Bericht.

UN-Klimagipfel noch bis Ende der Woche

In der katarischen Hauptstadt tagt seit Anfang vergangener Woche der
UN-Klimagipfel, der bis Ende dieser Woche dauern soll. Ein zentraler Punkt der
Verhandlungen ist die zweite Verpflichtungsperiode für das Kyoto-Protokoll,
dessen erste Periode Ende des Jahres ausläuft.

Für wirklich effektiven Klimaschutz wäre allerdings ein neues
Abkommen erforderlich, das auch die größten CO2-Emittenten USA und China sowie
Japan, Brasilien, Russland und Indien einbeziehen müsste. Für ein solches, für
die Zeit ab 2020 anvisiertes Abkommen, soll in Doha ein Zeit- und Arbeitsplan
erarbeitet werden. Die Perspektiven sind allerdings bisher äußerst vage, zumal
in den USA und China keine Bereitschaft erkennbar ist, sich internationalen
Vorgaben zu unterwerfen. (afp)