Berlin. Hitzewellen, Missernten, Wirbelstürme: Umweltkatastrophen mit schlimmen Folgen könnten nach Prognosen des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung bald zum Normalfall werden. Das Erdklima könne sich bis Ende des Jahrhunderts sogar um vier Grad erwärmen.
Tausende Opfer, Missernten und 15 Milliarden US-Dollar Schaden: 2010 hatte die Hitzewelle in Russland immense Folgen. Szenarien wie diese könnten bald zum Normalfall werden, warnt das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK). Denn angesichts steigender CO2-Ausstöße befürchten das PIK und das Institut Climate Analytics in einer Studie für die Weltbank, dass sich das Erdklima bis Ende des Jahrhunderts sogar um vier Grad erwärmen könnte.
Es hätte apokalyptische Folgen, mit Missernten, Hitzewellen, Wirbelstürmen und steigendem Meeresspiegel. Umso wichtiger sei es, dass die Erderwärmung auf zwei Grad begrenzt wird.
Kann das Zwei-Grad-Ziel eingehalten werden?
Der UN-Klimarat hält das für unwahrscheinlich, wie der Entwurf des neuen Klimaberichts zeigt. Auch die Weltbank ist skeptisch. Die Autoren rechnen mit einem Anstieg klar über drei Grad. Dabei gäbe es Wege, den Ausstoß der Klimakillers CO2 einzudämmen, vor allem durch Einsparungen.
Die Internationale Energieagentur geht jedoch in einem Ausblick bis 2035 davon aus, dass weltweit zwei Drittel des Einsparpotenzials nicht ausgeschöpft werden. So werden Unmengen von Kohle, Gas und Öl sinnlos verschleudert. Die Weltbank setzt zudem auf mehr grünes Wachstum. Dazu müssten die Subventionen für fossile Brennstoffe umgenutzt werden. Sie betragen eine Billion US-Dollar.
Wie hoch ist der CO2-Ausstoß?
Er erreicht neue Rekordwerte. 2011 lag der Ausstoß bei rund 34 Milliarden Tonnen. 1990 wurden 22,7 Milliarden Tonnen in die Atmosphäre gepustet. Das Internationale Wirtschaftsforum Regenerative Energien befürchtet, dass der Wert bis 2020 auf 40 Milliarden Tonnen ansteigt.
Welche Folgen hätte eine Erderwärmung um vier Grad?
Der Meeresspiegel würde in diesem Jahrhundert um 50 Zentimeter bis einen Meter steigen, danach deutlich mehr. Am stärksten wären die Philippinen, Mexiko und Indien betroffen. Kleine Inselstaaten wären vom Untergang bedroht. Vier Grad würden auch zu einem immensen Korallensterben führen. Dies wäre für die Fische und den Küstenschutz dramatisch.
Wie sehen die übrigen Folgen aus?
Einige Beispiele: Vor allem die Tropen würden von Hitzewellen geplagt. Die kühlsten Monate wären dort dann deutlich heißer als aktuell die wärmsten. Zugleich könnte das Eisschild Grönlands unwiderruflich schmelzen. Trockenheit befürchten die Forscher unter anderem in Afrika, weiten Teilen von Nord- und Südamerika, aber auch Südeuropa. Flüsse wie die Donau könnten deutlich weniger Wasser führen.
Nicht nur wegen Dürre rechnen die Klimaforscher mit großflächigen Ernteausfällen. Einige Getreidesorten reagieren auf Temperaturen sehr empfindlich. Damit würde die Versorgung der Menschen zu einer noch größeren Herausforderung. Betroffen davon wären vor allem die Entwicklungsländer.
Wie sind die Erwartungen an den Klimagipfel in Doha?
Gering. Dass man im Kampf gegen den Klimawandel grundlegend vorankommt, erwartet niemand ernsthaft. Zudem hinken viele Staaten ihren Zusagen zur Treibhausgasreduzierung, die sie 2009 in Kopenhagen gegeben hatten, weit hinterher. Doch selbst wenn die Staaten ihre Versprechen einhielten, wären die Folgen dramatisch. Dann bestehe immer noch eine 20-prozentige Wahrscheinlichkeit, dass die Erderwärmung bis 2100 vier Grad betrage, sagte Weltbankpräsident Jim Yong Kim.