Titisee-Neustadt. . 14 Menschen, die in einer Behindertenwerkstatt der Caritas in Titisee-Neustadt arbeiteten, sind gestern bei einem Feuer in der Einrichtung ums Leben gekommen. Was die Katastrophe auslöste, ist noch unklar. Zeugen wollen in der Werkstatt, in der Advents-Dekoration hergestellt wurde, eine Explosion gehört haben.
Ein Tag nach der verheerenden Brandkatastrophe in einer Behindertenwerkstatt in Titisee-Neustadt im Schwarzwald steht neben der Trauer um die Toten die Uraschenforschung im Fordergrund: Spezialisten suchen nach dem Auslöser des Feuers. Außerdem soll am Dienstag die Identität der 14 Opfer - 13 Behinderte und eine Betreuungshelferin - geklärt werden, wie die Polizei mitteilte. Das Feuer war am Montagnachmittag in der Einrichtung ausgebrochen, in der etwa 120 Menschen mit geistiger oder mehrfacher Behinderung unter anderem in der Metall- und Holzverarbeitung sowie in der Elektromontage beschäftigt waren. Obwohl Feuerwehr und Rettungskräfte innerhalb kürzester Zeit am zum Brandort kamen, konnte sich das Feuer offenbar blitzschnell ausbreiten. Laut Augenzeugen soll sich in einem Lagerraum im Dachstuhl des Gebäudes eine Explosion ereignet haben. Der Caritas zufolge entspricht die Brandsicherheit in der Werkstatt nach jetzigem Stand "absolut jeglichen Anforderungen".
Um 13.58 Uhr ging der Alarm los. Eine automatische Brandmeldeanlage hat ihn bei der Leitstelle in Freiburg ausgelöst. „Feuer in der Behindertenwerkstatt Im Bildstöckle“, heißt es. Als die Retter am Unglücksort eintreffen, steigen Rauchwolken in den Himmel. Das Feuer wütet im Inneren des zweistöckigen Gebäudes im kleinen Industriegebiet von Neustadt.
Dichter, schwarzer Rauch empfängt die Retter
Von den Flammen eingeschlossene Menschen rufen an Fenstern um Hilfe. Andere Fenster stehen offen und sind zerbrochen. Mit tragbaren Leitern können Menschen rasch aus dem Hochparterre von außen gerettet werden, andere durch den Flur und die Eingangstür. Manche taumeln selbst ins Freie. Nach Angaben des katholischen Wohlfahrtsverbandes arbeiten in der Caritas-Werkstätte Hochschwarzwald 120 Menschen mit geistiger oder mehrfacher Behinderung.
Unter schwerem Atemschutz stürmen Feuerwehrleute in das brennende Haus, retten Verstörte und Verletzte. Viele Behinderte waren wegen der Flammen in Panik geraten. Dichter, schwarzer Rauch empfängt die Retter, die sich mit Wärmebildkameras durch die Finsternis tasten – auf der Suche nach weiteren, möglichen Opfern. Für die Helfer ist schnell klar: Das Feuer hat sich sehr schnell ausgebreitet. Rund 300 Rettungskräfte sind schließlich im Einsatz. Am Himmel kreisen Hubschrauber. Angehörige der Menschen, die in der Werkstatt arbeiten, eilen zum Unglücksort, Nachbarn bieten ihre Hilfe an. Bei Andreas Bächle, Chef einer Firma für Veranstaltungstechnik, entsteht eine Art Hauptquartier.
Seine Leute kochen Tee für die Einsatzkräfte. Rund 60 Überlebende werden in der Firmenhalle versorgt. Dort macht das Deutsche Rote Kreuz aus Bühnenelementen Krankenliegen und Mikrofonständer zu Infusionshaltern. Psychologen und Notfallseelsorger sind im Einsatz, kümmern sich um Gerettete und Angehörige.
Gebete für Opfer und Angehörige
Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) und Innenminister Reinhold Gall (SPD) sind vor Ort: "Das Unglück ist schrecklich für die Betroffenen, für den Ort und für uns alle", sagte Kretschmann. Der Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch betonte beim Abendgottesdienst im Freiburger Münster: "Wir beten für die Opfer, ihre Angehörigen und Freunde sowie für alle Rettungskräfte. Auch den Menschen, die bei der Feuerkatastrophe verletzt wurden, gelten unsere mitfühlenden Gedanken."
Der Präsident des Deutschen Caritasverbandes, Peter Neher, erklärte in einer Stellungnahme: "Die Caritas in Deutschland trauert." Die Mitarbeitenden in den vielen Einrichtungen und Diensten der Caritas seien in Gedanken bei den Verstorbenen und ihren Angehörigen.