Paris. . Zehntausende demonstrierten am Wochenende in Frankreich gegen ein Gesetz, das gleichgeschlechtlichen Paaren die Adoption erlauben soll. Die katholische Kirche schürt den Konflikt mit verbalen Angriffen. Durch Gegenproteste spitzt sich die Konfrontation jetzt zu.

Die Protestformel der Demonstranten ist knapp und griffig. „1 Papa und 1 Mama, sonst nichts“, steht auf den Schildern und Transparenten, die sie bei den Kundgebungen am Wochenende hunderttausendfach in ganz Frankreich in die Höhe hielten. Die „Ehe für alle“, das Toleranz-Projekt der sozialistischen Regierung, spaltet die Nation. Die Befürworter der so genannten „Homo-Ehe“ sehen sich in Übereinstimmung mit den Revolutions-Prinzipien „Liberté“ und „Egalité“, mit der Freiheit des Einzelnen und der Gleichheit aller vor dem Gesetz. Die Gegner des Projekts hingegen befürchten, dass die Familie als Keimzelle der Gesellschaft zerstört wird.

Es ist ein leidenschaftlicher Protest, der sich seit Monaten aufbaut und mittlerweile über weite Teile des Landes erstreckt. Es ist ein Unmut, der vor allem in den Kirchen und Kathedralen genährt wird. Der Pariser Erzbischof André Vingt-Trois, der den Vorsitz der Französischen Bischofskonferenz bekleidet, steht an der Spitze der Bewegung. Für den Gottesmann ist die Homo-Ehe nichts anderes als „ein Schwindel, der die Fundamente unserer Gesellschaft bedroht“.

Seit 1999 ermöglicht ein Gesetz bereits gleichgeschlechtliche Partnerschaften, es regelt Erbschaft und Steuer. Doch der von der sozialistisch-grünen Regierung eingebrachte Gesetzentwurf geht über diesen „Pacte civile de solidarité“ („Ziviler Solidaritätspakt“) hinaus, da er Homo-Paaren in Zukunft auch die Adoption von Kindern gestatten möchte.

„Polygamie und Inzest

In Lyon ist der Protest besonders stark. Allein hier, der drittgrößten Stadt Frankreichs, gingen am Samstag über 20 000 Demonstranten auf die Straße. Kardinal Philippe Barbarin hat sich als Scharfmacher hervorgetan, indem er befand, dass „Homo-Ehen“ auf „Polygamie und Inzest“ hinausliefen.

Je häufiger sachliche Kritik am Gesetzesvorhaben in offene Schwulenfeindschaft umschlägt, desto hitziger wird der Streit. Kein Wunder, dass nun die Befürworter nicht untätig bleiben und ihrerseits auf die Straße gehen. Vielerorts blieb der Gegenprotest friedlich. In Toulouse hingegen spitzte sich die Konfrontation am Samstag so sehr zu, dass eine gespenstische Szenerie entstand: hier Familien mit Kinderwagen und bunten Ballons, dort buntes Volk mit der Regenbogen-Fahne der Gay-Bewegung – dazwischen abgrundtiefer Hass und eine Einsatzhundertschaft mit Schlagstöcken und Tränengas.