Washington. . Bei seiner ersten Pressekonferenz nach der Wiederwahl bemühte sich US-Präsident Barack Obama um Schadensbegrenzung in der Affäre um CIA-Chef David Petraeus. Er habe keine Hinweise darauf, dass die nationale Sicherheit gefährdet gewesen sei. Er versicherte, Amerika sei durch Petraeus’ Arbeit sicherer geworden.

Eine Woche nach dem spektakulären Rücktritt von CIA-Chef David Petraeus wegen Fremdgehens und der möglichen Verwicklung des Afghanistan-Oberkommandeurs John Allen in die Sex-Affäre hat sich US-Präsident Barack Obama vorsichtig um Schadensbegrenzung bemüht. „Ich halte mich bei der Bewertung der Vorgänge zurück, da wir noch nicht alle Informationen vorliegen haben“, sagte Obama bei seiner ersten Pressekonferenz nach der Wiederwahl.

Es gebe zum jetzigen Zeitpunkt keine Hinweise darauf, dass durch die Affäre zwischen Petraeus und seiner Biografin Paula Broadwell Geheimnisse verraten und die nationale Sicherheit gefährdet gewesen sei. Der Frage, ob er als Präsident frühzeitiger von der Bundespolizei FBI hätte informiert werden müssen, die seit Monaten intern in der Sex-Affäre ermittelt hatte, wich Obama aus. Er wolle den Untersuchungsabläufen des FBI, in das er hohes Vertrauen habe, nicht vorgreifen.

Stattdessen stellte sich Obama demonstrativ vor den früheren Vier-Sterne-General, der erst Mitte 2011 an die CIA-Spitze gewechselt war: „Amerika ist sicherer geworden durch die Arbeit von David Petraeus“, sagte Obama, attestierte dem 60-Jährigen mit Blick auf dessen Einsätze im Irak und in Afghanistan eine „außergewöhnliche“ Karriere und wünschte der durch die außereheliche Affäre in Mitleidenschaft gezogenen Familie viel Glück bei dem Versuch, über die Sache hinwegzukommen.

Bengasi-Frage weiter ungeklärt

Petraeus war heute vor eine Woche wegen einer vor rund vier Monaten beendeten Affäre mit seiner Biografin Paula Broadwell zurückgetreten. Broadwell hatte in einem öffentlichen Vortrag Ende Oktober erklärt, dass es sich bei dem Terror-Anschlag auf das US-Konsulat im libyschen Bengasi am 11. September um den Versuch gehandelt habe, libysche Kämpfer zu befreien. Sie hatte sich dabei ausdrücklich auf Petraeus bezogen.

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CIA und Regierung widersprechen der Darstellung, liefern aber bis heute keine abschließende Bewertung der Vorgänge, in dessen Verlauf US-Botschafter Chris Stevens und drei amerikanische Sicherheitskräfte den Tod fanden. Auf die Frage, ob er als Commander-in-Chief alles veranlasst haben, um den Landsleuten in Bengasi am Abend des Überfalls jede denkbare Hilfe zukommen zu lassen, entgegnete Obama, dass genau dies geschehen sei. Weil am Ende vier Amerikaner gestorben seien, können „aber etwas nicht in Ordnung sein“. Die Aufklärung laufe noch, die Täter würden definitiv zur Rechenschaft gezogen.

Nebulöse Beziehung zu Jill Kelley

Unterdessen erhofft sich das Parlament in der Bengasi-Frage am heutigen Donnerstag Aufklärung von David Petraeus selbst. Der 60-Jährige wird auf Wunsch der Politik trotz seines Rücktritts vor dem zuständigen Senatsausschuss Rede und Antwort stehen.

Das Verteidigungsministerium ermittelt zudem weiter gegen den designierten Nato-Oberkommandeur in Europa, US-General John Allen. Er soll Tausende anzügliche E-Mails an Jill Kelley, eine Freundin der Petraeus-Familie, geschickt haben. Allen ist zurzeit Kommandeur der Afghanistan-Schutztruppe Isaf. Die Beziehungslinien der beiden Generäle zu Jill Kelley, einer aus dem Libanon stammenden Gesellschaftsdame in Tampa/Florida, die sich dort als Bindeglied zwischen der Militärgemeinde und der Zivilgesellschaft betätigt, sind weiter nebulös. Die 37-Jährige gilt als mit Petraeus wie Allen befreundet, eine intime Beziehung soll sie mit keinem der beiden unterhalten haben, sagt das FBI. Allen wie Petraeus waren jedoch Kelleys Zwillingsschwester Natalie in einem Sorgerechts-Verfahren behilflich.