London. Das wird Ärger geben: Die konservative Abgeordnete Nadine Dorries nimmt an der britischen Version von “Ich bin ein Star - holt mich hier raus“ teil - und schwänzt dafür mehrere Sitzungen und Abstimmungen. Ihr Fraktionschef ist darüber not amused.

Eine gewöhnungsbedürftige Berufsauffassung legt eine britische Abgeordnete der Konservativen an den Tag: Nadine Dorries flog am Dienstag in Richtung Australien, wo sie an der britischen Version des "Dschungel-Camps" teilnehmen will. Weil sie während ihrer Abwesenheit mehrere Abstimmungen im Parlament verpassen wird, wurde sie von ihrer Partei beurlaubt.

Dorries flog zu den Vorbereitungen für die Show ins australische Brisbane. Die jüngste Staffel von "Ich bin ein Star - holt mich hier 'raus" läuft ab Sonntag für drei Wochen. Kommende Woche ist zwar sitzungsfrei im Londoner Abgeordnetenhaus, doch danach muss Dorries wegen ihrer Zweitkarriere zwangsläufig mehrere Sitzungen und Abstimmungen schwänzen.

Man zeigt sich "befremdet" über Dorries Vorgehen

Ein Sprecher der Konservativen Partei erklärte, Dorries sei deshalb beurlaubt worden. Sobald sie aus Australien zurückkehre, erwarte sie der Fraktionsführer der Tories, George Young, zu einem "dringenden Treffen". Es bestehe die Befürchtung, dass Dorries sich während ihrer Abwesenheit nicht um ihre Parlaments- oder Wahlkreisarbeit kümmern werde. Zuvor hatten sich bereits andere Abgeordnete der Konservativen und Mitglieder ihres Wahlkreises befremdet über Dorries' Teilnahme an der TV-Show gezeigt.

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In der "Daily Mail" begründete die 55-Jährige ihre Entscheidung damit, dass "16 Millionen Menschen" die Fernseh-Reality-Show verfolgten. "Ich finde, dass Parlamentarier dahin gehen sollten, wo die Leute hingehen, anstatt im Parlament unter Abgeordneten ihre Themen zu besprechen", wurde Dorries zitiert.

Angeblich kassieren die Teilnehmer der Show jeweils umgerechnet rund 50.000 Euro - dafür müssen sie Ekel-Mutproben bestehen, indem sie etwa Taranteln oder Känguruhoden essen müssen. Als Abgeordnete verdient Dorries mehr als 65.000 Pfund (über 80.000 Euro) im Jahr.

Mit dem Parteichef auf Kriegsfuß

Dorries steht nicht auf gutem Fuß mit ihrem Parteichef, Premierminister David Cameron: Ihm und Finanzminister George Osborne warf die Politikerin vor, sie seien zwei "arrogante Jungs, die den Preis für Milch nicht kennen". Cameron musste sich vergangenes Jahr bei der Abgeordneten aus dem südostenglischen Wahlkreis Mid Bedfordshire entschuldigen, nachdem er sie während einer Parlamentsdebatte "extrem frustriert" genannt hatte.

Der streitbare linksgerichtete Politiker George Galloway war bislang der einzige britische Abgeordnete, der an einer Reality-Show teilnahm. Vor sechs Jahren trat er in der Sendung "Celebrity Big Brother" auf, wo er unter anderem eine Katze darstellen sollte, die Milch aufschleckt. In Deutschland hatte einst der heutige Ausßenminister und frühere FDP-Chef mit einem Auftritt bei "Big Brother" für Aufsehen gesorgt.

(afp)