Ein Streik von Minenarbeitern in Südafrika ist in eine blutige Schießerei eskaliert. Nach ersten Angaben sollen Dutzende Arbeiter bei einer blutigen Auseinandersetzung mit der Polizei erschosswen worden sein. Der Streik läuft bereits seit dem 10. August.
Südafrikanische Polizisten haben bei einer Konfrontation am Donnerstag mehrere streikende Arbeiter einer Platinmine erschossen - einer der schwersten Zwischenfälle seit dem Ende des Apartheid-Regimes 1994. Die Polizei bestätigte, dass es Tote gegeben habe, nannte aber keine Zahl. Laut der Nachrichtenagentur afp sollen mehr als 30 Menschen getötet worden sein. In Medienberichten wurden Augenzeugen zitiert, die von bis zu 18 Toten sprachen. Präsident Jacob Zuma sagte, er sei "bestürzt und schockiert von dieser sinnlosen Gewalt".
In einem Bericht des privaten Fernsehsenders e.tv waren Dutzende Schüsse aus automatischen Waffen zu hören, bis ein Beamter rief: "Feuer einstellen." Auf den Aufnahmen waren mehrere blutüberströmte, regungslose Körper zu sehen. Zuvor hatte die Polizei die Streikenden aufgefordert, ihre Waffen - darunter Macheten und Knüppel - niederzulegen.
Arbeiter bis an die Zähne bewaffnet
Die Arbeiter des Bergwerks nahe der nordwestlichen Stadt Rustenberg hätten ein Ultimatum des Bergwerkbetreibers, der ihnen im Falle der Fortsetzung des Streiks mit Entlassung drohte, zurückgewiesen und sich geweigert auseinanderzugehen, sagte Adriao. Die mit Macheten, Eisenstangen und Schusswaffen bewaffneten Arbeiter hätten daraufhin die Polizei angegriffen, der daher keine Wahl geblieben sei, als selbst das Feuer zu eröffnen.
Polizeisprecher Zweli Mnisi sagte, die Arbeiter hätten ebenfalls auf die Beamten geschossen. "Wir waren in einer Situation, in der bis zu den Zähnen bewaffnete Leute andere angegriffen und getötet haben - sogar Polizisten", sagte Mnisi. "Was soll die Polizei in einer solchen Lage tun, wenn sie sich bewaffneten Kriminellen gegenüber sieht, die Polizisten ermorden?"
Minen-Betreiber will Streikende entlassen
Seit dem 10. August streiken rund 3000 Arbeiter der Mine Marikana 70 Kilometer nordwestlich von Johannesburg. Seit Sonntag starben bei den Auseinandersetzungen zwischen Streikenden und Sicherheitskräften bereits mindestens neun Menschen. Minenbetreiber Lonmin, der weltweit drittgrößte Platinproduzent, stuft den Streik als illegal ein.
Zuma sagte, im demokratischen System Südafrikas gebe es genug Raum, jeden Konflikt "durch Dialog zu lösen ohne jegliche Verstöße gegen das Gesetz oder Gewalt." Ein Vizepräsident von Lonmin, Barnard Mokwena, sagte zu dem blutigen Zwischenfall lediglich: "Das ist ein Polizei-Einsatz." Zuvor hatte die Lonmin-Geschäftsleitung erklärt, wer von den streikenden Arbeitern am (heutigen) Freitag nicht zur Arbeit erscheine, sei entlassen. (afp/dapd)