Körperliche und sexuelle Übergriffe, Schläge im Sportraum, Vergewaltigungen in der Dusche: Einer neuen Studie zufolge ist Gewalt in deutschen Gefängnissen weit verbreitet. Jeder vierte Häftling gab an, im Strafvollzug Opfer von physischer Gewalt geworden zu sein.

In deutschen Gefängnissen wird einer Studie zufolge ein großer Anteil der Häftlinge zum Opfer von Gewalt. Jeder vierte Häftling werde hinter Gittern im Laufe eines Monats Opfer von körperlichen Übergriffen, berichtete die Wochenzeitung "Die Zeit" vorab unter Berufung auf eine am Donnerstag erscheinende Studie des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen.

25,7 Prozent aller männlichen Befragten und 25,6 Prozent aller weiblichen Befragten gaben demnach an, in den vier Wochen zuvor im Gefängnis Opfer physischer Gewalt geworden zu sein. Bei den Jugendlichen waren es sogar 49 Prozent. Die Wissenschaftler befragten dem Bericht zufolge anonym knapp 6400 Häftlinge in 33 Gefängnissen in Bremen, Brandenburg, Niedersachsen, Sachsen und Thüringen.

Insassen bewerfen sich mit Exkrementen

Die Gefangenen berichteten von körperlichen und sexuellen Übergriffen, Schlägen im Sportraum und Vergewaltigungen in der Gemeinschaftsdusche. Als besonders gefährliche Orte wurden die Gemeinschaftszellen sowie unübersichtliche Flure, Duschen und Freistundenhöfe mit dunklen Ecken benannt. Fast die Hälfte der Opfer gab an, keine Anzeige erstattet zu haben.

Forscher informierten Anstaltsleiter

Jeder zweite Gefangene habe zudem von weiteren Formen der Gewalt berichtet. Demnach wurden die Häftlinge schikaniert, erpresst, von gemeinsamen Aktivitäten ausgeschlossen, mit Müll oder Exkrementen beworfen oder durch Lügen und Gerüchte verächtlich gemacht.

Die Forscher informierten die Anstaltsleiter laut "Zeit" über jene Fälle von körperlichen Auseinandersetzungen und sexuellen Übergriffen, zu denen sie genauere Informationen hatten. Die Untersuchung sei die erste aussagekräftige Studie, die das Ausmaß des Gewaltproblems im deutschen Strafvollzug erkennen lasse, hieß es. (afp)