Washington. . Der mutmaßliche Todesschütze Thomas Caffall, der in der Stadt College Station in Texas zwei Menschen erschossen haben soll, ist nach Angaben seiner Mutter psychisch krank gewesen. Im Internet hatte sich der 35-Jährige mehrfach selbst als Waffen-Narr bezeichnet.

Als Linda Weaver den Fernseher einschaltete und die ersten Bilder von der Schießerei in der Nähe der nur 20 Kilometer entfernten Universität Texas A & M in College Station über die Mattscheibe flimmerten, war ihr sofort alles klar: „Ich wusste, das ist mein Sohn“, sagte sie gestern dem Internet-Dienst „Huffington Post“, „er war zuletzt sehr durcheinander. Es bricht mir das Herz, dass seine Krankheit dazu geführt hat.“ Ob eine psychische Erkrankung tatsächlich der Auslöser für den Gewaltausbruch war, wird man Thomas „Tres“ Caffall nicht mehr fragen können. Der 35-Jährige gehört zu den drei Toten, die das jüngste Blutbad in Amerika gefordert hat.

Alles begann nach den Worten von Polizeichef Scott McCollum am Montagmittag mit einer Routine. Brian Bachmann, ein 41 Jahre alter Polizeibeamter und zweifacher Vater, hatte den Auftrag, Caffall, der in unmittelbarer Nähe der Universität lebte, eine Räumungsaufforderung zu überbringen. Grund: Der Besitzer wollte das kleine Haus in der Nähe des Präsidentenmuseums von George W. Bush ab Ende August für monatlich 700 Dollar neu vermieten.

Mutmaßlicher Täter schoss mit halbautomatischer Waffe

Der Verdächtige Thomas Caffall, 35, soll sich im Internet selbst als Waffen-Narr bezeichnet haben. Foto: ap
Der Verdächtige Thomas Caffall, 35, soll sich im Internet selbst als Waffen-Narr bezeichnet haben. Foto: ap © AFP

Caffall wollte bleiben. Nach einem kurzen Wortwechsel an der Haustür eröffnete der Mann, der nach seiner Scheidung allein lebte und sich auf seiner Facebook-Seite als Waffen-Narr bezeichnete, mit einer halbautomatischen Schnellfeuerwaffe das Feuer. Bachmann starb in den Armen von Rigo Cisnero, ein Nachbar, der nach den ersten Schüssen den Notarzt und die Polizei alarmiert hatte. Auf einem Video, das der frühere Militär-Krankenhelfer machte, ist schemenhaft ein Feuergefecht mit der Polizei zu erkennen, in dessen Verlauf Caffall mehrfach angeschossen wurde. Im Krankenhaus erlag er später seinen Verletzungen.

Eine unbeteiligte Passantin, Barbara Holdworth, die ihrer Tochter in dem Viertel beim Umzug helfen wollte, wurde von einem Querschläger Caffalls getroffen. Sie schwebte am Dienstag weiter in Lebensgefahr. Chris Northcliff (43), ein weiterer Passant, der zufällig in der Nähe war, hatte kein Glück. Auch er wurde ein Opfer der Schießwut Caffalls, der sich im Internet als Fan von Waffen-Pionieren wie dem Erfinder des Kalaschnikow-Gewehrs geoutet hatte. Drei weitere Polizeibeamte wurden leicht verletzt.

Drei Fälle von Waffengewalt mit insgesamt 19 Toten

Weil sich der Vorfall in der Nähe der Universität ereignete und die Hintergründe zunächst unklar waren, hatte die Leitung der Hochschule per Intenet und SMS-Mitteilungen Alarm ausgelöst. Wegen der noch andauernden Ferien waren nur wenige Hundert Studenten auf dem Campus 150 Kilometer nordwestlich von Houston, der in Semesterzeiten 50.000 Studierenden Platz bietet.

Der Vorfall in College Station ist nach den Amokläufen von Colorado und Wisconsin mit insgesamt 19 Toten die dritte Tragödie in kurzer Zeit, die auf Waffengewalt zurückgeht. Eine Debatte über die Frage, ob die laxen Waffengesetze in Amerika eine Ursache dafür sein könnten, will die Politik in Washington im Wahljahr mit Rücksicht auf die einflussreiche Waffenlobby vermeiden. Der republikanische Präsidentschaftskandidat Mitt Romney sagte, nicht die Waffen seien für die Zwischenfälle verantwortlich, sondern die Menschen, die zur Waffe greifen. Der Todesschütze Caffall war zuvor polizeilich nicht in Erscheinung getreten. Ob sein Geisteszustand beim Kauf der Waffen eine Rolle spielte, ist bisher nicht bekannt.