Washington/Milwaukee.. Bei einem Amoklauf im US-Bundesstaat Wisconsin hat es sieben Tote gegeben. Ein Mann eröffnete in einem Sikh-Tempel in Oak Creek nahe Milwaukee das Feuer. Über seine Motive ist noch nichts bekannt. Der Täter soll einer der sieben Toten sein.

Schon wieder ein Massaker mit Schusswaffen in Amerika. Diesmal starben sieben Menschen in einem Gotteshaus: Die Glaubensgemeinschaft „Gurudwara Sahib“ war wie jeden Sonntag in ihrem weitläufigen Tempel in Oak Creek nahe Milwaukee im Bundesstaat Wisconsin zum Gottesdienst zusammengekommen, als ein noch unbekannter Schütze gegen 10 Uhr aus noch ungeklärten Motiven das Feuer eröffnete. In dem seit 2007 bestehenden Tempel der im nordindischen Punjab beheimateten Gemeinschaft der Sikhs, die im Süden Wisconsins rund 3000 Familien zählen, entstand binnen weniger Minuten Panik.

“Sinnloser Akt” der Gewalt

Tragische vorläufige Bilanz der Polizei: Sieben Menschen überlebten den Amoklauf nicht, darunter der Täter. Präsident Barack Obama drückte in einem Telegramm den Familien der Opfer sein Beileid aus und stellte fest: “Wir trauern über den Verlust, der sich in einer Stätte des Glaubens ereignet hat. Es erinnert uns, wie sehr unser Land bereichert wird durch die Sikhs, die ein Teil der erweiterten amerikanischen Familie sind.” Auch der republikanische Präsidentschaftskandidat Mitt Rommney kondolierte und sprach von einem “sinnlosem Akt” der Gewalt.

„Viele Menschen versuchten sich und ihre Kinder in Sicherheit zu bringen“, berichtet Amardeep Kaleka dem Fernsehsender CNN über seine Informationen aus dem Tempel und zeigte auf Anruflisten und Text-Mitteilungen in seinem Handy. Sein Vater Satwant, Präsident der Glaubensgemeinschaft, gehört zu den mindestens drei Schwerverletzten, die mit mehrfachen Schusswunden in umliegenden Krankenhäusern notärztlich behandelt wurden. Ihr Zustand wird als „kritisch“ beschrieben.

Keine Auskunft über möglichen Motive

Wie der aus dem benachbarten Greenfield herbeigerufene Polizeichef Bradley Wentlandt am Nachmittag berichtete, stieß der erste am Einsatzort eingetroffene Polizei-Officer auf den Schützen, der als „weißer Mann in seinen 30ern“ beschrieben wird. Im Verlauf eines Feuergefechts, bei dem der seit 20 Jahren Dienst tuende Beamte mehrmals angeschossen wurde, starb der Attentäter. Über seine Identität und möglichen Motive gaben die Behörden noch keinerlei Auskunft.

Im Zuge der von Fernsehsendern aus Hubschraubern teilweise live übertragenen Fahndung hielt sich über längere Zeit die Spekulation, es gebe weitere Attentäter, die in dem Tempel Geiseln genommen hätten, darunter auch Kinder. Laut Wentlandt hat sich das im Zuge intensiver Durchsuchungen nicht bestätigt. Über den Hintergrund der Tat, die aus Polizeisicht noch völlig im Dunkel liegt, sagte Ven Boba Ri, Vorstandsmitglied der Tempel-Gemeinschaft, der Zeitung „Milwaukee Sentinel“: „Es war keiner von uns. Das war ein Outsider. Und es sieht sehr nach einem Gewaltverbrechen aus Hass aus.“ Gurcharan Grewal, Präsident der Sikh-Gemeinschaft in Wisconsin, deutete an, dass ein noch größeres Ausmaß der Katastrophe nur zufällig ausblieb. “Als der Täter zuschlug, waren höchstens 50 Leute im Tempel. Um 11.30 Uhr beim Gottesdienst wären es über 400 gewesen”, sagte er einer lokalen Radiostation.

Weltweit rund 25 Millionen Anhänger

Die Glaubensgemeinschaft der Sikhs, die im Unterschied zu den Hindus nur an einen einzigen Gott glauben, hat weltweit rund 25 Millionen Anhänger. In den USA leben rund eine halbe Million. Weil die Männer traditionell Turbane und längere Haare tragen, kam es insbesondere nach den Terror-Anschlägen vom 11. September 2001 mehrfach zu brutalen Übergriffen. 700 Vorfälle sind polizeilich bekannt. Man hatte die Sikhs schlichtweg für radikale Muslimen gehalten.

Die Ereignisse von Wisconsin kommen nur wenige Tage nach dem 20. Juli, als der 24 Jahre alte Student James Holmes in einem Kino in Colorado 12 Menschen getötet und rund 60 zum Teil schwer verletzt hatte.