Kiel. . Eine neue DNA-Spur könnte im Fall des vor 25 Jahren ums Leben gekommenen CDU-Politikers Uwe Barschel für einen Durchbruch bei den festgefahrenen Ermittlungen sorgen. Auf den verwahrten Bekleidungsstücken des Toten, der in einem Genfer Hotelzimmer gefunden worden war, entdeckten Spezialisten des Kieler Landeskriminalamts jetzt den genetischen Fingerabdruck eines Unbekannten.

In den 25 Jahre alten Fall des mysteriösen Todes von Uwe Barschel kommt wieder Bewegung. Wie die "Welt am Sonntag" vorab berichtete, wurde jetzt die DNA-Spur eines Unbekannten auf der damals sichergestellten Kleidung des CDU-Politikers gefunden. Barschel hatte tot in einem Genfer Hotelzimmer gelegen. Experten des Kieler Landeskriminalamts hätten auf Socken, Krawatte und der Strickjacke von Barschel Rückstände sichergestellt, bestätigte der frühere schleswig-holsteinische CDU-Landtagsabgeordnete Werner Kalinka, der im Herbst 2010 die genauere Untersuchung angeregt hatte, am Samstag auf dapd-Anfrage.

Kalinka, der im Fall Barschel von Mord ausgeht und dazu mehrere Bücher und Artikel verfasst hatte, erwartet nun von der Staatsanwaltschaft eine Neuaufnahme der inzwischen eingestellten Ermittlungen. Die Funde erhärteten den Verdacht, dass Barschel ermordet worden sei, sagte Kalinka.

Der ehemalige schleswig-holsteinische Ministerpräsident Barschel war am 11. Oktober 1987 in der Badewanne seines Zimmers im Genfer Hotel "Beau Rivage" tot aufgefunden worden. Bis heute sind die Todesumstände ungeklärt. Die Ermittlungen der Lübecker Staatsanwaltschaft wegen Verdachts des Mordes wurden im Juni 1998 eingestellt, sollten aber bei neuer Beweislage wieder aufgenommen werden.

Beweisstücke lagern erst seit 1995 in Deutschland

Zahlreiche Beweisstücke, die 1987 von den Ermittlern am Fundort der Leiche Barschels sichergestellt und kriminaltechnisch untersucht worden waren, lagerten bis 1995 in der Schweiz. Danach wurden die Gegenstände der Staatsanwaltschaft in Lübeck übergeben. Im Zuge der neuen Begutachtung wurde 2011 öffentlich, dass ein auf dem Hotelbett Barschels sichergestelltes Haar aus der Lübecker Asservatenkammer verschwunden war und somit nicht mehr untersucht werden konnte.

Der neue DNA-Fund stützt die Theorie, dass Barschel zum Zeitpunkt seines Todes nicht wie bisher angenommen allein in seinem Hotelzimmer war. Das genetische Material sei auch nach der langen Zeit noch gut genug erhalten, um es mit möglichen Verdächtigen vergleichen zu können, schrieb die "Welt am Sonntag".

Es gebe heute ganz erheblich verfeinerte Untersuchungsmöglichkeiten, sagte Kalinka. "Ich kann nur hoffen und wünschen, dass sich wieder intensiv mit dem Fall beschäftigt wird", sagte er. Seit seinem Ausscheiden aus dem Landtag nach der Wahl im Mai befasse er sich selbst wieder mit den Ermittlungen. (dapd)