Berlin. . Bisher war Dieter Nuhr ein satirisches Fallbeil: Sein Humor war messerscharf. Jetzt schult er für die ARD (“Null gewinnt“) auf Quizonkel um. Da drängen sich Nachfragen geradezu auf.
Sein Markenzeichen ist sein staubtrockener Humor: Die Kabarettbühne, auf der er seit vielen Jahren sein Publikum unterhält, ist dem 51-Jährigen aber zu klein geworden. Neben seinem „Satire-Gipfel“ im Ersten darf sich Dieter Nuhr ab morgen immer freitags um 18.50 Uhr als Quizonkel versuchen. In der Sendung „Null gewinnt“ gewinnen die Kandidaten, die möglichst wenig Punkte sammeln – das gelingt ihnen, indem sie zu Fragen aus verschiedenen Wissensgebieten zwar richtige Antworten finden, aber eben solche, auf die nicht jeder kommt. Martin Weber sprach mit ihm.
Herr Nuhr, das ganze Fernsehen ist ein Quiz. Warum gehen jetzt auch Sie unter die Quizonkel?
Dieter Nuhr: Ganz einfach, ich bin gefragt worden und hatte spontan Lust, da mitzumachen. Das ist wie beim Spieleabend, da mache ich mir auch keine Gedanken darüber, warum ich spiele. Ich mache das aus reiner Gaudi.
Als studierter Pädagoge sind Sie ja auch gewissermaßen prädestiniert für diesen Job, oder?
Dieter Nuhr: Stimmt, als studierter Pädagoge bin ich natürlich von Haus aus Klugscheißer – und besser dazu geeignet, Fragen zu stellen als sie zu beantworten. Vor allem, weil man hinterher immer so tun kann, als hätte man es schon immer gewusst.
Hand aufs Herz: Schauen Sie sich selber die vielen Quizsendungen an, die es im Fernsehen gibt?
Dieter Nuhr: Nein, weil ich abends ja berufstätig bin und oft auf der Bühne stehe. Von daher gehöre ich sowieso nicht zur Zielgruppe für Quizsendungen. Ich gucke meistens Fernsehen, wenn irgendwo ein Fußball im Bild ist. Da ich keine Quizsendungen schaue, mache ich einfach selber eine – ist doch clever, oder?
Absolut. Aber das bedeutet ja auch, dass Sie keinen Schimmer von Günther Jauch und Co. haben.
Dieter Nuhr: Von Günther Jauch schon, denn bei „Wer wird Millionär?“ war ich schließlich mal selber Kandidat. Ich habe 64.000 Euro gewonnen und musste das Geld zu meinem großen Leidwesen einem guten Zweck zuführen – dabei hätte ich es eigentlich auch ganz gerne selbst behalten (lacht). Aber Scherz beiseite: Man steht als Kandidat unter Stress.
Stress passt gar nicht zu Ihnen, Sie wirken immer so tiefenentspannt.
Dieter Nuhr: Ich habe einen Ruhepuls von 45. Ich bin schon relativ entspannt, glaube ich. Ich neige einfach von Natur aus nicht zur Hektik. Nicht zu vergessen, dass ich zunehmend auch von der Gelassenheit des Alters profitiere, ich bin ja auch schon jenseits der 50. Wobei es durchaus Dinge gibt, die mich aus der Ruhe bringen.
Als da wären?
Dieter Nuhr: Wenn mich jemand auf den Gleisen festbindet und dann kommt plötzlich ein Zug – das kommt aber zum Glück nur selten vor. Aber im Ernst: Ich kann mich darüber ärgern, wenn ich Dinge schlechter mache, als ich es könnte. Mir ist zum Beispiel vieles peinlich, was ich früher auf der Bühne gemacht habe, manche Pointen würde ich heute so nicht mehr bringen. Zum Glück werde ich aber von den Leuten nicht als oberpeinliche Person wahrgenommen. Wenn jeder Zweite auf der Straße denkt: „Ach, guck mal, da ist ja die blöde Sau“ – das würde ich glaube ich nur schwer aushalten.
Wie gehen die Leute auf der Straße denn mit Ihnen um?
Dieter Nuhr: Sehr höflich, muss ich sagen, mich packt auch niemand an. Ich glaube, da bewährt sich das alte Motto: Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es auch heraus. Die Menschen begegnen mir mit einer gewissen Höflichkeit, was ich als sehr angenehm empfinde.
Sind Sie denn froh, dass Sie mit der neuen Quizshow „Null gewinnt“ wieder beim Heimatsender ARD gelandet sind, für den Sie ja auch recht erfolgreich den „Satire-Gipfel“ machen?
Dieter Nuhr: Heimatsender ist das falsche Wort, weil ich auf keinen Sender festgelegt bin. Ich freue mich aber, für die ARD zu arbeiten, weil ich von denen gut behandelt werde und man dort meinen Ideen gegenüber immer sehr aufgeschlossen ist. Im November zum Beispiel darf ich im Rahmen einer Themenwoche eine Dreiviertelstunde lang im Ersten Kabarett über das sperrige Thema Tod machen – das ist doch großartig.