Berlin. . Seit Monaten rätselte die Polizei über die Identität von „Ray“, der nach eigenen Angaben jahrelang mit seinem Vater im Wald lebte. Jetzt hat der vermeintliche “Waldjunge“ ausgepackt: Seine Geschichte ist frei erfunden. Freunde und Verwandte haben den 20-Jährigen entlarvt.

Der als "Wald-Junge" bekannt gewordene Jugendliche hat eingeräumt, seine Geschichte frei erfunden zu haben. Er habe seine wahren Personalien bestätigt, teilte die Polizei am Freitag in Berlin mit. Die Beamten hätten ihn nach der Veröffentlichung von Fotos mit Ermittlungsergebnissen konfrontiert, woraufhin er seine Identität preisgegeben habe. Bei dem Jugendlichen handelt es sich um einen 20 Jahre alten Niederländer. Schulfreunde und Angehörige hatte ihn auf Bildern erkannt, die im niederländischen Fernsehen gezeigt wurden.

Seine Geschichte klang unglaublich. Fünf Jahre lang sollte der Junge aus dem Wald demnach in Zelten und Höhlen geschlafen haben - bis er vor neun Monaten plötzlich vor dem Roten Rathaus in Berlin stand. Seither rätselte die Polizei. Wie die Zeitung "Die Welt" in ihrer Freitagausgabe schreibt, handelt es sich bei dem jungen Mann um einen Jugendlichen aus Hengelo, einer Stadt an der Grenze zu Deutschland. "Wir sind uns hundert Prozent sicher, dass es sich um den 20-jährigen Jungen handelt, da seine Stiefmutter ihn eindeutig erkannt hat", zitiert das Blatt eine Polizeisprecherin aus der Stadt.

Den Angaben zufolge sollen die Ermittler bereits Kontakt mit seiner Familie und Bekannten aufgenommen haben. "Ein Foto, worauf man ihn sah mit Halskette und seinem Namen darauf, lieferte den Beweis", fügte die Sprecherin hinzu. Wie der niederländische Fernsehsender NOS berichtet, haben Schulfreunde und Angehörige den jungen Mann identifiziert, nachdem die Berliner Polizei in dieser Woche Fotos von ihm veröffentlicht hatte.

Zweifel an Wahrheitsgehalt der Aussagen

Polizei und Jugendamt zweifelten seit Längerem am Wahrheitsgehalt der abenteuerlichen Aussagen. Mit seinem Vater wollte der "Waldjunge" jahrelang durch die Natur gezogen sein. Wenige Wochen vor seinem Eintreffen in Berlin sei der Vater tödlich gestürzt und vom Sohn im Wald beerdigt worden sein, erzählte der 20-Jähriger. Die Leiche wurde nicht gefunden.

Das Jugendamt Tempelhof-Schöneberg hatte dem Jugendlichen wegen seines Alters einen Vormund bestellt. Nach den Worten eines Behördensprechers wollte er keinen Kontakt zu Medienvertretern. Da er angab, noch nicht volljährig zu sein, hatte das Jugendamt seinen Wunsch respektiert.

Dem Jugendlichen drohen Konsequenzen

Nach Angaben der Polizei in Hengelo wurde der junge Mann zuletzt am 2. September vergangenen Jahres in seiner Heimatstadt gesehen. "Ich weiß ganz sicher, dass das Robin ist", zitierte der Fernsehsender NOS einen Schulfreund. "Er hatte persönliche Probleme und das war seije Art, ein neues Leben anzufangen." Als Volljähriger könnte der "Waldjunge" unter anderem wegen Erschleichens von Jugendhilfeleistungen angezeigt werden. Das Jugendamt hatte sich um Verpflegung und Unterbringung gekümmert.

Auch die Polizei droht laut "Welt" mit Konsequenzen: . "Das ist kein Spaß mehr", sagte Polizeisprecher Michael Maaß dem Blatt. "Dann hat er uns vorsätzlich zum Narren gehalten. Eventuelle Kosten werden auf ihn zukommen." (dapd)