Dortmund. Seit 57 Jahren ist Roberto Blanco im Showgeschäft, seit 75 Jahren auf der Welt. Sein Alter spürt er nicht. “Ich habe das Temperament von zwei Fünfunddreißigjährigen“, sagt er. Dass er nie der ganz große Star war, scheint ihn nicht zu stören. Nur einmal geriet seine Karriere ins Wanken.

Er war eigentlich nie ganz oben, aber irgendwie immer da. Und sei es nur in der ersten Reihe eines Tennisturniers. Mit grellem Sakko und weit aufgeknöpftem Oberhemd. „Siebenundfünfzig Jahre im Showgeschäft“, rechnet er nach und sagt: „Darauf bin ich stolz.“ Am Donnerstag wird Roberto Blanco 75 Jahre alt. Kein Alter. Jedenfalls nicht für ihn. „Ich habe das Temperament von zwei Fünfunddreißigjährigen.“

So ist er immer gewesen. Temperamentvoll. Schon als er 1958 im deutschen Kriegsfilm „Der Stern von Afrika“ vor seinen Kameraden barfuß und mit bloßem Oberkörper auf dem Tisch tanzt. Ein wenig wie Onkel Tom auf Ecstasy. So ist er geblieben. Auch in seiner Glanzzeit, den späten 60ern, in der er mit „Heute so, morgen so“, dem „Puppenspieler von Mexiko“ oder „Ein bisschen Spaß muss sein“ ein paar Hits landet. Die Deutschen lieben den immer lustigen schwarzen Kerl mit dem breiten Grinsen, der so schön mit den Augen rollen kann, und ihnen karibisches Lebensgefühl vermittelt. Auch wenn er gar nicht, wie es oft heißt, in Kuba geboren ist, sondern in Tunis.

Roberto Blanco ist Ehrenmitglied der CDU - "Wir Schwarzen müssen zusammenhalten"

„Braunen Bomber“ nennen sie Blanco in den Anfangsjahren seiner Karriere. Das stört ihn nicht. Im Gegenteil: „Meine Hautfarbe war die beste Werbung“, sagt er. „Damals war ich der einzige Schwarze unter vielen weißen Künstlern. Deshalb hat man sich so gut an mich erinnert.“ Von Rassismus, beteuert er, „habe ich nie etwas gespürt in Deutschland“. Vielleicht spielt er auch deshalb weitgehend schmerzfrei viele Jahre mit dem Image des ewig lächelnden Schwarzen, mimt bananenverschlingende Urwaldkönige und fordert auf einem Parteitag der CSU: „Wir Schwarzen müssen zusammenhalten.“ Was ihm eine Ehrenmitgliedschaft in der Partei einbringt.

Nur einmal vergeht „Onkel Roberto“ das Lachen. Als nach seiner Teilnahme als Juror in der „Mini Playback“-Show Gerüchte auftauchen, er sei pädophil, habe kleine Mädchen angefasst. Haltlose Vorwürfe, wie sich herausstellte, aber für Blanco „eine harte Zeit“.

Roberto Blanco mag nicht in die Schlager-Schublade gesteckt werden

Seine alten Hits verfolgen ihn bis heute. „Ich bin in die Schublade des Schlagersängers gesteckt worden“, da macht er sich nichts vor. „Dabei bin ich ein Entertainer, der auch Schlager macht.“ Lautstark protestiert hat er allerdings nie gegen die Etikettierung. Auch wenn es ihn wahrscheinlich schmerzt, dass die meisten Deutschen nicht merken, wie gut er tatsächlich singen kann.

Er nimmt das in Kauf. Weil die alten Lieder ihn auch gut ernährt haben all die Jahre. Auf Kreuzfahrtschiffen, Betriebsfesten oder in Oldie-Shows, ist Blanco immer noch einer der beliebtesten Zeremonienmeister des organisierten Frohsinns. Wenn er in den letzten Jahren in die Schlagzeilen gerät, dann hat das nur noch selten mit Musik zu tun. Eher schon mit seinen Frauengeschichten oder Familienstreitigkeiten im Allgemeinen oder seiner Hochzeit mit einer 40 Jahre Jüngeren im Speziellen. Oder damit, dass er sich in einem Alzheimer-Werbespot verläuft und plötzlich auf der Bühne eines Heavy-Metal-Konzertes steht. „Ich habe selbst Freunde an diese Krankheit verloren und finde es sehr wichtig, auf das Thema aufmerksam zu machen. Gott sei Dank geht es mir gut.“

So gut, dass er weiter singt. „In New York will ich demnächst eine CD mit Jazz und Swing-Standards einspielen.“ Aber auch als Stimmungskanonier bleibt Blanco den Deutschen erhalten. „Wir sind dabei“ heißt die – textlich eher schlichte – Single, die er zur Fußball-Europameisterschaft veröffentlicht hat. Nicht jedermanns Geschmack. Egal. „Leben und leben lassen“, lautet Blancos Motto.