Essen. Königin Elizabeth II. feiert 2012 ihr 60. Thronjubiläum. ARD-Adelsexperte Rolf Seelmann-Eggebert (75) gratuliert ihr mit dem Film„Die diamantene Queen“ (ARD, Pfingstmontag, 19 Uhr). Britta Bingmann sprach mit ihm über das englische Königshaus – und seine Beziehung zu den Windsors.
Seit mehr als 30 Jahren berichten Sie über Elizabeth. Kennt die Königin Sie inzwischen?
Rolf Seelmann-Eggebert: Wenn wir davon ausgehen, dass sie pro Tag vermutlich 50 Hände schüttelt und dass seit 60 Jahren, dann kann man wohl kaum davon ausgehen, dass sie den Namen von jemandem kennt, der vielleicht ein Dutzend Mal dabei war. Sagen wir: Ich glaube, ich kenne sie besser als sie mich.
Aber das, was Sie wissen, haben Sie doch schon oft erzählt, beim Goldenen Thronjubiläum etwa. Gibt es denn überhaupt noch etwas Neues zu berichten?
Seelmann-Eggebert: Das ist in der Tat nicht ganz einfach. Aber den Film von vor zehn Jahren hätte ich heute so nur ungern wiederholt.
Warum? Was wäre heute falsch daran?
Seelmann-Eggebert: Auf den Tag bezogen, war alles richtig. Aber seitdem hat sich Elizabeth geändert. Sie ist heute mehr Königin, als sie je war.
Mehr Königin – wie geht das...?
Seelmann-Eggebert: Bis dahin hatte sie die Rolle der Königin immer nur gespielt, so wie ein Schauspieler, immer bedacht, es gut zu machen. Die Abdankung ihres Onkels war immer ihr Trauma, sie war geprägt vom Erfolgsdruck. Inzwischen ist das völlig anders: Heute ist sie die Königin.
Aber was hat sich geändert?
Seelmann-Eggebert: Über die Gründe kann ich nur spekulieren. Vielleicht ist es eine Frage der Routine. Aber man kann es in ihrer Mimik sehen. Früher hatte sie nur zwei Ausdrücke – würdig bei offiziellen Anlässen, liebevoll, wenn ihr jemand etwa ein Blümchen überreichen wollte. Heute hat sie ihr Gesicht freigeschaltet. Sie zeigt ihre ganze Mimik – und sie hat viel davon. Ihre Familie sagt, Elizabeth könne alle ihre zwölf Premierminister nachahmen. . .
Da wäre ich gern mal dabei! Aber wie nah kommen Sie denn eigentlich an sie ran, woher bekommen Sie Ihre Informationen?
Seelmann-Eggebert: Bevor ich einen Meter drehe, führe ich in aller Ruhe ein Gespräch vor Ort, mit jemandem vom Königshaus, dem Pressechef, einem Sekretär. Dann schauen wir in die königlichen Terminkalender und versuchen, uns das eine oder andere rauszupicken, wo ich dabei sein kann. So habe ich die Queen im letzten Jahr bei ihrem ersten Staatsbesuch in Irland begleitet. Das war ein ganz besonders anrührender Moment. Und bei dem umjubelten Besuch von William und Kate in Kanada war ich auch dabei. Von beiden Reisen werde ich in dem Film berichten.
Sie kennen sich ja nicht nur bei den Windsors aus. Aber ist Ihnen das britische Königshaus eigentlich das liebste?
Seelmann-Eggebert: Insofern schon, als ich es am besten kenne. Aber nach Sympathiewerten liegt die schwedische Königin bei mir vorn. Sie kämpft ja mit ihrer „World Childhood Foundation“ gegen Kinderarmut. Da ich in der Organisation im Beirat sitze, habe ich sie von einer ganz anderen, persönlichen Seite kennengelernt.
Eine Frage noch: Sind Sie eigentlich Royalist?
Seelmann-Eggebert: Hier in Deutschland bin ich ein guter Republikaner – nach 1945 aus guten Gründen. Wäre ich aber ein Landeskind von einer unserer europäischen Monarchien, wäre ich sicher ebenso überzeugter Monarchist. Denn ich bin fest überzeugt: Die sieben Thronfolger sind so gut auf ihre Aufgabe vorbereitet, wie noch keine vor ihnen.
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