Finale Emilia. . Nach dem schweren Erdbeben vom Sonntag trauen sich Tausende Italiener noch nicht zurück in ihre Häuser. Sie verbrachten die Nacht lieber in Zelten oder in ihren Autos. Mehr als 100 Nachbeben hielten die Region weiter in Atem.
Nach dem schweren Erdbeben in Norditalien haben mehrere tausend Menschen die Nacht zu Montag in Notunterkünften verbracht. Nach Behördenangaben mussten rund 4000 Menschen in Zelten, Turnhallen oder in ihren Autos auf Parkplätzen übernachten. Zudem wurden die Menschen in der Emilia Romagna in der Nacht von 24 Nachbeben aufgeschreckt und am Montagmorgen von starkem Regen überrascht.
In Finale Emilia, am Epizentrum des Bebens, wurde ein einstürzender Glockenturm zum Symbol der Katastrophe. Der Turm stürzte am Sonntagnachmittag bei einem Nachbeben vollends ein. Nach dem Beben in der Nacht zuvor war er noch zur Hälfte stehengeblieben. Das Bild des halben Turmes prangte am Montag auf den Titelseiten zahlreicher italienischer Zeitungen. "Tausend Jahre Geschichte verschwinden mit einem Schlag", sagte Fernando Ferioli, Bürgermeister von Finale Emilia.
In der Emilia Romagna blieben die meisten modernen zweigeschossigen Wohnbauten intakt, aber Jugendstilvillen und alte Bauernhäuser stürzten zusammen. In dem kleinen Ort San Carlo wurde das Ghisilieri-Oratorium aus dem 16. Jahrhundert mit seinen wertvollen Fresken stark beschädigt, an dem seit acht Jahren Restauratoren arbeiteten. Regierungschef Mario Monti verließ den NATO-Gipfel in Chicago frühzeitig, um früher nach Italien zurückzukehren.
Hunderte Italiener schlafen in ihren Autos
Helfer des Katastrophenschutzes errichten in Finale Emilia über Nacht vier Zeltlager. Eines davon befindet sich im Stadion der Stadt, die gut 30 Kilometer nördlich von Bologna liegt. "Wir haben die ganze Nacht durchgearbeitet", sagte ein Sprecher. Viele Menschen hätten Angst, in ihre Häuser zurückzukehren. "Es gibt immer noch Beben, also haben wir Angst. Hier fühlen wir uns sicher, auch wenn wir Sorge haben, dass wir vielleicht noch lange hier bleiben müssen", sagte eine Rentnerin.
Hunderte Menschen übernachteten in ihren Autos auf großen Parkplätzen. Andere waren in riesigen Zelten des Roten Kreuzes untergebracht oder schliefen in Turnhallen. Nach einer stürmischen Nacht wurden die Menschen am Morgen von starkem Regen überrascht. Die Nachbeben ereigneten sich in der Region um die Städte Finale Emilia, Ferrara, Modena, Verona und Mantua.
Bei dem Beben der Stärke 6,0 in der Nacht zum Sonntag kamen mindestens sechs Menschen ums Leben, mehr als 50 wurden verletzt. Unter den Toten waren nach Behördenangaben vier Arbeiter, eine 37-jährige Deutsche und eine über hundert Jahre alte Frau. Die Erdstöße zerstörten Wohnhäuser und Fabriken und richteten in der Region um Ferrara, einer zum UNESCO-Weltkulturerbe zählenden Stadt, schwere Schäden an historischen Bauten an. (afp)