Masterton. Beuteltiere werden in Neuseeland zur Plage. 70 Millionen Exemplare soll es inzwischen geben. So viele, dass Autofahrer richtiggehend Jagd auf die niedlichen Tiere veranstalten. Doch andere profitieren von der Ausbreitung der Tiere: die Pelzindustrie. Für Beuteltierfelle werden gute Preise gezahlt.

Niedlich sieht er aus, der Fuchskusu, doch in Neuseeland ist das possierlich wirkende Beuteltier landesweit verhasst. Die "Possum" genannten Kletterer ruinieren Vorgärten. Sie zerstören Bäume. Und vor allem vergreifen sie sich an den Eiern des vielgeliebten Wappenvogels, des Kiwi. 70 Millionen Fuchskusus soll es mittlerweile in Neuseeland geben - das wären 20 Mal so viele Possums wie Einwohner. Einige Jäger haben sich jetzt darangemacht, dem Possum den Garaus zu machen. Neuseelands Pelzindustrie sieht das mit Freude.

"Das ist ein ziemlich hartes Leben, dafür eignet sich nicht jeder", sagt Stu Flett, während er Possum-Kadaver an seiner Wäscheleine auf der neuseeländischen Nordinsel aufreiht. Er trocknet so ihr Fell, bevor er es weiterverarbeitet und dann verkauft. Die Possums, die in ihrer Heimat Australien sogar unter Schutz stehen, gelangten im 19. Jahrhundert nach Neuseeland: Hier haben die nachtaktiven Säugetiere keine natürlichen Feinde, weshalb sie sich in kurzer Zeit geradezu explosiv vermehrten.

Autofahrer machen Jagd auf Possums

"Possums gelten als echte Plagegeister, Autofahrer halten auf der Straße auf sie zu, um sie zu erlegen", sagt Possumjäger Jake McLean: "Das sind richtig fiese kleine Biester, wenn man in ihre Nähe kommt." Während viele Neuseeländer sich mit der Jagd auf die Possums nur ein bisschen Extrageld für den Kneipenbesuch verdienen, zieht eine kleine Gruppe Jäger regelmäßig in den Busch, um den Lebensunterhalt mit der Jagd auf die Fuchskusus zu verdienen.

Ein Kilogramm Kusufell bringt etwa 100 neuseeländische Dollar (knapp 62 Euro) ein, "doch wer ernsthaft jagt, kann pro Jahr auch 40.000 bis 50.000 neuseeländische Dollar machen", sagt McLean. Allerdings, betont er, "ein angenehmes Leben ist das nicht gerade". Die meisten hauptberuflichen Possumjäger erledigten diesen Job nur vier oder fünf Jahre, um sich dann ein Haus von dem Geld zu kaufen.

Aus Possumfellen werden luxuriöse Pullover

McLean selbst ging bis zum vergangenen Jahr im Auftrag der Stadt Masterton selbst professionell auf Possumjagd - immer wieder für zehntägige Einsätze. Schließlich wurde es ihm zu viel, heute arbeitet er in einem Jagdgeschäft in Masterton und kauft die Possumfelle auf, die ihm seine ehemaligen Jägerkollegen anbieten.

Die Possumfelle werden an Unternehmen verkauft, die daraus luxuriöse Pullover, Schals und Handschuhe fertigen. Das Fell ist sehr gefragt, weil die Haare - wie beim Eisbären - hohl sind und dadurch sehr warm halten. Gemischt mit Merinowolle lässt sich aus den Possumfellen eine weiche, leichte Faser gewinnen. Greg Howard zufolge, der aus Possumleder Golfhandschuhe produziert, kommen in Neuseeland jährlich zwei Millionen Possumhäute auf den Markt. Nach Howards Einschätzung ließe sich diese Zahl enorm steigern, wenn die Qualitäten der Beuteltierhaut im Ausland ausreichend beworben würden.

Ethische Bedenken sind dem Beuteltier-Jäger fremd

Howard hat keinerlei ethische Bedenken, was die Jagd auf den Beuteltierpelz angeht - schließlich seien die Tiere in Neuseeland eine richtige Landplage, die der Umwelt großen Schaden zufüge. Die Jagd helfe also beim Naturschutz, meint er. Jetzt sei nur noch die Unterstützung der Regierung gefragt, um den Possumfellmarkt richtig in Schwung zu bringen.

Der neuseeländische Zweig der Umweltschutzorganisation WWF mahnt dagegen, so sehr auch der WWF für das Dezimieren der Possums sei, so fragwürdig sei es, darauf gleich einen ganzen Pelzmarkt aufzubauen. "Der WWF unterstützt den kommerziellen Handel mit Possumfellen nicht", erklären die Umweltschützer: "Es ist nämlich nicht auszuschließen, dass Unternehmen, die vom Possumfell-Verkauf profitieren, ein Interesse am Fortbestand dieser Plagegeister haben. " (afp)