Rom.. In drei Prozessen muss sich Italiens Ex-Regierungschef vor Gericht verantworten, in einem vierten ist er jetzt als „Opfer“ bezeichnet worden: Demnach hat Berlusconi in den 1970er Jahren Schutzgeld an die sizilianische Mafia gezahlt, um die Sicherheit seiner Familie zu gewährleisten.

Italiens Ex-Regierungschef Silvio Berlusconi hat einem Gerichtsurteil zufolge in den 1970er Jahren Schutzgeld an die sizilianische Mafia gezahlt. In dem Urteil, über das italienische Medien am Mittwoch berichteten, kommt das höchste Berufungsgericht des Landes zu dem Schluss, dass Berlusconi damals „verdächtige Summen für seine Sicherheit und die seiner Familie gezahlt“ habe. Berlusconi, dem seit Jahren Verbindungen zur Mafia nachgesagt werden, wird in dem Urteil jedoch als „Opfer“ beschrieben. Er habe in der damaligen unsicheren Zeit aus einer „Notwendigkeit“ heraus gehandelt.

In dem 146-seitigen Urteil, das bereits am Dienstag veröffentlicht wurde, begründen die Richter, warum sie im März ein Urteil gegen den Berlusconi-Vertrauten Marcello Dell’Utri aufgehoben haben. Der Senator war 2004 wegen seiner Verbindungen zur Cosa Nostra zu neun Jahren Haft verurteilt worden, 2010 wurde die Strafe auf sieben Jahre reduziert. Im März wurde das Urteil vom obersten Berufungsgericht wegen fehlender Beweise aufgehoben.

Berlusconi muss sich derzeit in drei Prozessen vor Gericht verantworten

Gleichwohl sahen es die Richter als erwiesen an, dass Dell’Utri damals als Verbindungsmann zwischen Berlusconi und der Mafia fungierte. Er habe zwischen dem damals aufsteigenden Mailänder Geschäftsmann und der Cosa Nostra „vermittelt“ und stecke unter anderem hinter einer Vereinbarung Berlusconis mit der Mafia, in der es um seinen Schutz und Zusammenarbeit gegangen sei.

Berlusconi war erst in den 1990er Jahren in die Politik gegangen, nachdem er sich ein Geschäftsimperium aus Bau- und Medienunternehmen aufgebaut hatte. Der ehemalige Regierungschef, der im November zurückgetreten war, muss sich derzeit in drei Verfahren vor Gericht verantworten, unter anderem wegen Betrugs. Die Aufmerksamkeit der Medien richtet sich vor allem auf den sogenannten Rubygate-Prozess, in dem ihm Sex mit einer Minderjährigen sowie Amtsmissbrauch vorgeworfen werden. (afp)