Essen. . Mit „Willkommen im Krieg“ versucht ProSieben am Ostermontag den Spagat zwischen Drama und Comedy. Mit „Stop War, Make Fun“ bewirbt der Sender den Streifen. Was witzig gemeint ist, aber auch als Warnung aufgefasst werden kann. Ein Absturz-Projekt.

Irgendetwas scheint schief gelaufen. Furchtbar schief. Sonst würde der junge Mann, der sich tags zuvor ins Koma gesoffen hat nicht in einem Panzerwagen der Bundeswehr aufpassen, der irgendwo im nirgendwo durch die Wüste rast und plötzlich unter schweren Beschuss gerät. Denn der junge Mann ist kein Soldat und geschossen hat er bisher nur in einem Videospiel. Jetzt aber heißt es „Willkommen im Krieg“ (Ostermontag, ProSieben, 20.15 Uhr)

„Stop War, Make Fun“ bewirbt der Sender den Streifen. Was witzig gemeint ist aber auch als Warnung aufgefasst werden kann. Denn wenn die Deutschen in den letzten Jahren in den Kino- und TV-Krieg zogen, rief Ausbilder Schmidt „Morgen, Ihr Luschen“ oder Atze Schröder soff mit „U 900“ ab. Was beides in etwa den Unterhaltungswert einer Magenspiegelung besaß.

Deshalb schaut man auf die Besetzungsliste. Constantin von Jascheroff findet man darauf und atmet kurz auf. Kann ja was, der Junge. Hannes Jaenicke steht da auch zu lesen. Muss nichts heißen. Hat ja auch gute Sachen gemacht, der Mann. Dann liest man Wilson Gonzales Ochsenknecht und weiß: Man kann eben nicht alles haben.

Der Zeigefinger, der nach dem Sinn des Krieges fragt

Anfangs ist das auch gar nicht so schlecht, was Komödien-Experte Oliver Schmitz da in Marokko inszeniert hat. Von Jascheroff spielt Martin Brand, eine Art „Hauptgefreiten von Köpenick“ der für seinen besten Kumpel und Vater in spe in den Krieg zieht. In ein Land, das nie genannt wird aber stark an Afghanistan erinnert. Nie um einen guten Spruch verlegen und einem Händchen dafür, die Wünsche seiner Kameraden zu erfüllen – also Bier in rauen Mengen ranzuschaffen - wird Martin schnell zum heimlichen Helden des abgelegenen Wüstencamps, in dem die Bundeswehr die meiste Zeit so überflüssig ist, wie ein Heizer auf der E-Lok. Bis auf die hübsche Krankenschwester Nina (Jessica Richter) vielleicht, die alle ins Bett kriegen wollen, die aber nach Dienstschluss lieber in einem örtlichen Krankenhaus der mittellosen Bevölkerung hilft.

Witzig ist das zeitweise und oft mit einem Augenzwinkern gespielt, manchmal sogar ein wenig anarchisch. In guten Augenblicken schimmert manchmal sogar das große Vorbild M.A.S.H. durch, diese Mutter aller Antikriegsfilme, die diese Produktion zu kopieren versucht, ohne es allerdings jemals zu erreichen.

Ein paar Klischees zu viel

Doch das ist nicht schlimm. Und es sind am Ende auch nicht die Klischees, von denen es ein paar zu viel gibt oder die Figuren des tumben Vorgesetzen, des schweigsamen aber herzensguten Zimmerkameraden und des Camp-Kommandeurs, der gerne mal beide Augen zudrückt, wenn seine Lieblingssoldaten ihre Scherze treiben, die „Willkommen im Krieg“ scheitern lassen.

Es ist der Zeigefinger, der sich irgendwann erhebt und nach Sinn und Unsinn des Krieges an sich fragt. Er ist es, der die Geschichte plötzlich zwischen Drama und Comedy schwanken lässt. „Gratwanderung“ hat das von Jascheroff in Interviews genannt. Da hat er Recht. Doch wo der 26-Jährige gerade eben noch die Balance halten kann, stürzt der Rest des Films ab.

Schade.