Essen. . Sie mimt die schöne Sekretärin in der ARD-Vorabendserie „Alles Klara“. Obendrein ist Wolke Hegenbarth das Werbegesicht einer Kosmetikfirma. Kann sich die Schauspielerin gehen lassen? Kann sie auch leger? Ein Interview.
Wolke Hegenbarth ist 31 Jahre jung, und dennoch gilt sie als sprichwörtliche alte Häsin. Die Schauspielerin aus Meerbusch steht seit 1995 vor der Kamera. In der Vorabend-Serie „Alles Klara“ mimt sie eine Sekretärin, die mit ihrer großen Klappe mindestens genauso viele Probleme schafft, wie ihr Polizei-Kommissariat löst. Auch im wirklichen Leben ist Wolke Hegenbarth nicht auf den Mund gefallen.
Wer in der Werbepause nicht zur Spülmaschine schlendert, kann Sie auch als Kosmetik-Gesicht bewundern. Können Sie noch ungeschminkt in die Stadt gehen?
Wolke Hegenbarth: Ja, ich tue es, sogar grundsätzlich. Als ich vor weit mehr als zehn Jahren zum ersten Mal auf dem Bildschirm zu sehen war, dachte ich: Oh je, jetzt erkennen mich Leute, jetzt muss ich mich schminken. Das habe ich aber schnell verworfen. Das kann doch nicht sein, dass ich mich stylen muss, wenn ich in den Supermarkt gehe, bloß weil ich im Fernsehen arbeite. Ich bin ein ganz normaler Mensch, ich habe gute und schlechte Tage. Und ich habe beschlossen, dass das kein Problem sein kann.
Sehr löblich. Trauen Sie sich im Trainingsanzug raus?
Hegenbarth: Zum Sport ja. Zum Einkaufen nein. Ich finde es einfach nicht schön.
Und beim Dreh?
Hegenbarth: Wenn man vor dem Dreh und nach einem langen Drehtag nur ins Auto muss, dann kann ich schon verstehen, dass man die legere Variante wählt. Dass man so viele Hollywood-Stars im Nicky-Anzug sieht, ist eine ganz normale Gegenreaktion auf die Zwänge, denen man beim Drehen unterworfen ist – keine High-Heels und einfach nur bequem.
Wer dreht, wird gepampert. Wissen Sie, was die Butter bei Aldi kostet?
Hegenbarth: Ja, ich gehe in den Supermarkt und kaufe mir grundsätzlich meine Butter selbst. Aber wenn man dreht, ist das schon was anderes. Da wird einem viel abgenommen, beispielsweise gibt es einen Caterer, der sich um das Essen kümmert. Beim Drehen ist das sogar notwendig, aber im Hinblick aufs Privatleben macht das gelegentlich auch etwas faul.
Wie sah ein Drehtag für „Alles Klara“ aus?
Hegenbarth: Das ging ungefähr von sieben bis sieben. Zwölf Stunden täglich sind normal, es können auch dreizehn werden, und das sechs Tage die Woche. Auf eine 60-Stunden-Woche kommt man locker.
Sie sind eine Großstadtpflanze und haben im Harz gedreht. Haben die Arbeiten für diese Serie bei Ihnen Land-Lust geweckt?
Hegenbarth: Es ist eine schöne Gegend, für Wanderungen. Quedlinburg ist eine wirklich schöne Stadt, mit viel Fachwerk, wirklich pittoresk. Und ich war in einem schönen Haus untergebracht, mit einem Rosengarten. Da haben wir auch mal zusammen mit dem ganzen Team gefeiert. Aber leben möchte ich dort nicht. Ich bin überzeugte Städterin.
Sie spielen in der Serie eine kesse junge Frau, und so wie ich Sie im Gespräch erlebe, sind Sie das auch privat.
Hegenbarth: Natürlich sind die Eigenschaften, die ich meiner Rolle in einer Komödie gebe, etwas überspitzter, etwas ausgestellter. Aber es stimmt schon: Grundsätzlich würde ich mich selbst auch als neugierig und als lebensfroh beschreiben. Aber natürlich bin ich nicht Klara.
Sie kommen aus einer Künstlerfamilie. War Ihr Weg vorgezeichnet?
Hegenbarth: Ich weiß es nicht, und ich weiß auch nicht, was meine Kinder später machen werden. Vielleicht werden Sie Rechtsanwalt oder so etwas.
Rechtsanwalt? Würden Sie Ihre Kinder vor Ihrem Beruf warnen?
Hegenbarth: Grundsätzlich würde ich jedem davon abraten, in dieses Metier einzusteigen – und zwar nicht, weil ich schlechte Erfahrungen gemacht habe. Aber die Chancen, dass man so wirken kann, wie man es gerne möchte, sind verschwindend gering.