Essen. . Globalisierung in Berlin, und die kleinen Leute müssen dran glauben: Das ist Thema des „Tatortes: Alles hat seinen Preis“ (Sonntag, ARD, 20.15 Uhr). Doch ist gut gemeint auch gut gemacht?

„Alles hat seinen Preis“. Der Titel des „Tatorts“ (Sonntag, ARD 20.15 Uhr) ist Programm, verrät, worum sich die Geschichte dreht. Es geht um Geld, nicht unbedingt viel Geld. Der Berliner Taxiunternehmer Herbert Klemke wird zwar nicht unbedingt aus reiner Habgier erschlagen, allerdings: Alle Bekannten und Verwandten des Ermordeten spekulierten mit seiner Kohle.

Alle Personen, das ermitteln die Kommissare Till Ritter (Dominic Raacke) und Felix Stark (Boris Aljinovic) schnell, hatten am Tatabend Streit mit Klemke. Seine Tochter Dagmar (Nicolette Krebitz), die Mieter Ziska (Alwara Höfels) und Pit Zuckowski (Christian Blümel), sein ehemaliger Angestellter Bülent Delikara (Oktay Özdemir) sowie die Bankangestellte Christa Meinicke (Tatjana Blacher).

Das motorisierte Berlin steht im Stau

Schon die erste Szene des von Regisseur Florian Kern inszenierten Krimis verweist auf den romantisch-verklärten Überbau des Films. Das motorisierte Berlin steht im Stau. Der radelnde Kollege gewinnt das ungleiche Rennen zum Tatort. Doch dieser Sieg soll der einzige bleiben, in der die gute, alte Welt über die Moderne triumphiert. Im Laufe der nächsten 90 Minuten wird der Krimi zu einem Abgesang auf die Utopien klammer Kleinbürger, die in Zeiten der Globalisierung und Bankenallmacht immer den Kürzeren ziehen.

Kiezidylle gegen Bankenwelt

In langatmigen Verhören, mit langweiligen Sprüngen von einem Beschuldigten zum nächsten, nähern sich Ritter und Stark in einem Hörspiel, das mit Bildern unterlegt wurde, nicht nur den Abgründen einer zerrütteten Familie, sondern auch ihrem Täter. Der Weg zur Aufklärung verläuft dabei wenig stringend. Die Drehbuchautoren Michael Gantenberg und Hartmut Block irritieren die Zuschauer mit fehlerhaften Erzählsträngen, oder lassen ihn mit Andeutungen ihrer zuweilen oberflächlich charakterisierten Figuren zurück. Was, fragt man sich etwas hilflos, ist in der Vergangenheit vorgefallen zwischen Dagmar Klemke und den Zuckowski-Geschwistern?

Ein wenig mehr Tempo und weniger klischeehafte Sozialromantik hätten dem Krimi gutgetan. Die bröckelnde Kiezidylle gegen die böse kalte Bankenwelt aufzustellen, reicht nicht für eine abendfüllende Unterhaltung. Auch wenn die Schauspieler, allen voran Renate Krößner als Klemkes langjährige Sekretärin, ihre Rollen durchweg stark spielen.

Fazit: Gut gemeint, aber nicht gut gelungen.