Köln. Der WDR-Hörfunk ist wegen der Ausrichtung seines Programms die Kritik geraten. Die von Kulturschaffenden getragene Initiative „Die Radioretter“ springt den WDR-Kritikern bei und verlangt einen Ausbau der politischen Journale und mehr Sendeplätze für Kulturberichterstattung.

Der WDR steht unter Druck. Vor allem der Hörfunk steht in der Kritik. Von „Abbau von lokaler Berichterstattung“ ist die Rede. Zudem wird der Umbau der Kulturwelle WDR 3 als „weitere Gleichmacherei“ des Programms kritisiert. Dabei erhalten die internen Kritiker Unterstützung von rund 70 klugen Köpfen, darunter Günter Wallraff und Elke Heidenreich. WDR-Hörfunkchef Wolfgang Schmitz hat inzwischen reagiert.

Interne Kritiker meldeten sich im Internet zu Wort. Im Blog „NachDenkSeiten.de“ beklagt eine Autorin namens Erika Fuchs die Ausrichtung des Programms nach Marketing-Gesichtspunkten: „Nicht das, was die Redakteure und Autoren für wichtig halten, hat im Quotendenken von (Intendantin, Red.) Monika Piel eine Chance.“ Was „sperrig oder gar anspruchsvoll“ sei, falle weg. Die geplante Reform von WDR 3 sei ein Beitrag zu weiterer Gleichmacherei im Hörfunk des gebührenfinanzierten Landessenders.

Ausbau der Journale

Die von Kulturschaffenden getragene Initiative „Die Radioretter“ springt den internen WDR-Kritikern bei. Sie nennen die Pläne undurchdacht. Sie befürchten „ein leicht konsumierbares Häppchenangebot“. Stattdessen verlangt die Initiative einen Ausbau der politischen Journale und mehr Sendeplätze für Kulturberichterstattung. Insbesondere macht sie sich stark für das Kulturmagazin „Resonanzen“, sowie das Literatur- und Musik-Feature. Kosten-Argumente wischen die „Radioretter“ mit Verweis etwa auf den Etat für Sportrechte weg.

Hörfunk-Chef Schmitz hält dagegen, WDR 3 müsse „nichts von seinem Etat abgeben“. Allerdings spricht er von „Umschichtungen“. So fließe Geld unter anderem in „ein verbessertes Internet-Angebot“. Schmitz begründet seine Reformpläne vor allem damit, für WDR 3 neue, jüngere Hörergruppen zu erschließen. Tatsächlich legte die Kulturwelle voriges Jahr zu. Im ersten Halbjahr erreichte WDR 3 täglich 280 000 Hörer. Zum Jahresende waren es 310 000. Nur Funkhaus Europa hat mit 90 000 Hörern am Tag eine geringere Reichweite. Zum Vergleich: Spitzenreiter 1Live wird täglich von 3,5 Millionen Menschen gehört.

Das Lebensgefühl

Um mehr über das Hörfunk-Publikum zu erfahren, ließ der WDR ermitteln, welche Lebensgefühle die sechs Radioprogramme des Senders bedienen. Ergebnis: 1Live erreicht vorrangig junge Wilde und jung gebliebene Trendsetter. WDR 2 erreicht in erster Linie Berufstätige und freizeitorientierte Familienmenschen. WDR 4 wird oft von Menschen gehört, die das Haus nur noch selten verlassen können. WDR 5 zielt auf moderne wie traditionelle Kulturfreunde. Funkhaus Europa hat ein eher flippiges Publikum. Und WDR 3? Die Welle hat eine große Schnittmenge mit dem Kulturpublikum von WDR 5. Allerdings ist der Anteil von Ruheständlern wesentlich höher als bei WDR 5.

Genau da setzt Schmitz an. Er will den veränderten Hörgewohnheiten der Generation Digital Rechnung tragen. Die Veränderungen werden – wie er beteuert – „nach gründlicher Diskussion umgesetzt“.