Essen. Paartherapeut und Sozialpädagoge Rudolf Slobodian (57) ist froh, dass es den Valentinstag gibt und hätte gerne viel mehr Valentinstage im Jahr.
Viele Liebende bräuchten den Valentinstag als Anstoß, um sich gegenseitig mehr Aufmerksamkeit zu schenken, sagt Rudolf Slobodian. Der Paar-Therapeut meint damit nicht die materielle Aufmerksamkeit in Form von Blumen oder Pralinen. Aufmerksamkeit für die Person, die man liebt, das fordert der Valentinstag von den Liebenden - meint Slobodian. Der Paar-Therapeut ist daher froh, dass es den Valentinstag als Erinnerungsstütze für Paare gibt. „Es wäre schön, wenn es ganz viele Valentinstage gäbe, dann wäre der Tag vielleicht auch nicht so kommerzialisiert“, sagt er.
Denn gerade bei der Liebe beobachtet der Beziehungsfachmann eine fortschreitende Vermarktung. Selbst ein so intimer und persönlicher Liebesbeweis wie der Liebesbrief, kann online für 24 Euro inklusive Mehrwertsteuer gekauft werden. Um seine Liebe wahrhaftig zu bekunden, brauche es aber kein Geld: „Für die Kraft liebevoller Blicke gibt es keine App“, sagt Slobodian.
Gegen Geschenke, ob Blumen oder Diamanten, hat der Paar-Therapeut grundsätzlich nichts. Ein Geschenk bereichere die gemeinsame Liebe aber nur, wenn dabei auch über Partner und die Beziehung nachgedacht wird.
"Die Liebe ist nicht selbstverständlich"
Aber müssen wahrhaftig Liebende an ihr Glück und ihre Verantwortung erinnert werden? "Ja, müssen sie", sagt Slobodian, "die Liebe ist nicht selbstverständlich". Wenn alles seinen gewohnten Gang geht, bestehe immer die Gefahr, dass man die Beziehung vernachlässigt. Gerade, wenn der stressige Arbeitsalltag einen sehr vereinnahmt, drohe die Gefahr der Vernachlässigung: "Wenn man wenig Zeit füreinander hat, dürfen gemeinsamen Momente nicht nur ein flüchtiger Kuss zu Begrüßung, zum Abschied oder vor dem Einschlafen sein". Der Valentinstag biete daher eine Chance und Erinnerung, diese gemeinsamen Momente wirklich für die Liebe zu nutzen und sich Zeit füreinander zu nehmen.