Düsseldorf. . In Düsseldorf geht eine Ära zu Ende: Die letzte CPD steht an. Unter ihrem früheren Namen Igedo galt sie einst als größte Modemesse der Welt. Inzwischen läuft die Show in Berlin, auch wenn das Geschäft mit der Mode weiterhin am Rhein gemacht wird.

Sie hatten es noch einmal versucht. Ein neues Konzept sollte die alte Modemesse retten. Die Herren mussten nach einem kurzen Zwischenspiel schnell wieder raus, seit drei Jahren konzentrierte sich die Düsseldorfer CPD allein auf Damenmode. Aber es war ein letztes Aufbäumen. Einst, als sie noch unter dem Namen des Veranstalters Igedo lief, galt sie als größte Modemesse der Welt. Jetzt ist sie tot. Vom 4. bis 6. Februar wird sie beerdigt, dann findet sie zum letzten Mal statt.

Auf den ersten Blick erscheint die Todesursache der 63 Jahre alten Messe als klar: Düsseldorf wurde überrollt von Berlin. Einfach platt gemacht. Denn in Berlin tanzt der Bär. Eigentlich überall, aber besonders gerne auf und neben den Messen. Die Hauptstadt gibt sich laut, schnell und gerade so chaotisch, dass man es noch als kreativ bezeichnen darf. In Berlin liegt der Style auf der Straße und wird bei der großen „Mercedes Benz Fashion Week“ seit 2007 und parallel bei der szenigen „Bread & Butter“ zweimal jährlich zum Sehen und Gesehenwerden hinein in die coolen Buden geholt: in den Flughafen Tempelhof, in Industriehallen und schicke Lofts. Da hält Til Schweiger dann Händchen neben dem Laufsteg, und junge Designer krallen sich an Caffé Latte mit Sojamilch fest.

Miss Piggy schaut rein

Dieses Mal war die vor knapp zwei Wochen zu Ende gegangene Fashion Week sogar richtig versaut: Miss Piggy schaute vorbei. Das berühmteste Schwein der Welt ließ sich von Designer-Größe Michalsky einkleiden. Ein gefundenes Fressen für die vielen Internet-Blogger und Street-style-Fotografen, die hier hinter jeder Ecke lauern. Die ganze Stadt ist eine Party, bei der keine elitäre Schicht ein Modediktat vorgibt. Aber genau das ist der Punkt: Mode, sagen Kritiker, spiele in Berlin nur die Nebenrolle, der Star sei das Amüsement. Will sich die Modewelt plötzlich nur noch vergnügen? Und könnte diese Entwicklung das Ende einer Modestadt Düsseldorf einläuten? „Nein. Es muss beides geben. Berlin und Düsseldorf können wunderbar nebeneinander funktionieren“, heißt es von der Fachzeitschrift Textilwirtschaft, deren Redakteure die Branche genau beobachten. Sicherlich ziehe Berlin mit seinem Talent zur Selbstinszenierung die Augen der Öffentlichkeit auf sich und sei mit seinen Messen für junge Firmen wie Kaviar Gauche und Lala Berlin oder für Jeans- und Sportswear-Marken wie „7 for all mankind“ attraktiv, aber nicht jeder mag hier mittanzen. In Düsseldorf funktioniert der Markt mit der Mode inzwischen anders. Manche nennen es sachlich, andere souverän.

Das Partyvolk muss draußen bleiben

Nachdem man erkennen musste, dass der Ruhm einer Modestadt Berlin keine vorübergehende Stimmungsschwankung ist, sondern etwas Ernstes, besinnt man sich am Rhein aufs Kerngeschäft. Und das läuft in den Showrooms. Bei denen steckt die Show nur im Namen, sie funktionieren weit weniger aufgeregt als die Messen. Heißt: Das Partyvolk muss draußen bleiben, Facheinkäufer sind herzlich willkommen. In den Showrooms präsentieren die Marken ihre Kollektionen das ganze Jahr über. Von Messeterminen unabhängig, dafür mit viel Zeit für die Beratung bis hin zum Geschäftsabschluss.

Über 1000 Showrooms

Über 1000 Showrooms gibt es im Stadtgebiet. So viele wie nirgendwo sonst in Europa. Die ersten ließen sich vor Jahren im Norden nieder, rund um die Kaiserswerther Straße, danach wurden Golzheim, das Fashion House in Stockum, Derendorf und der Medien-Hafen für die Branche interessant.

In der „Halle 29“ in Derendorf, die stolz Unternehmerstadt genannt wird und von Gerry Weber gebaut wurde, hat sich auch Klaus Brinkmann mit seiner Marke Bugatti angesiedelt. Brinkmann gilt als großer Mann der Düsseldorfer Mode und war viele Jahre Präsident des Produzenten-Verbandes German Fashion. Er sagt: „An Düsseldorf führt kein Weg vorbei, und so wird es auch bleiben.“ Keine andere Stadt in Europa biete eine solche Auswahl. Aber Brinkmann weiß auch, dass die Branche sich verändert. Nur fünf Prozent, schätzt er, schließen ihre Order heute noch auf Messen ab, die Mehrheit bevorzuge die ruhigere Atmosphäre in den Showrooms.

Geld fließt nach Berlin

In einem Punkt lässt die Bundeshauptstadt die Landeshauptstadt aber doch alt aussehen: bei den Einnahmen. Laut Berliner Tourismusverband hat die Fashion Week im Januar der Stadt 600 000 Übernachtungen beschert. Verbunden mit rund 120 Millionen Euro an Einnahmen – ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Berlin sagt Danke. Düsseldorf bleibt trotzdem lieber auf dem Teppich. Auch wenn der zu bestimmten Anlässen weiterhin gerne rot sein darf.