Costa-Überlebende falsch über Rettung des Gatten informiert
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Mainta.. Eine Costa-Concordia-Überlebende aus Hessen hat es besonders hart getroffen. Die Reederei hatte ihr zunächst mitgeteilt, dass ihr 65-jähriger Mann ebenfalls gerettet worden sei. Doch das war ein Irrtum, wie sie wenig später erfuhr. Seitdem hat sie keine neue Nachricht über sein Schicksal.
Die „Concordia“-Überlebende Waltraud H. aus Maintal ist von der Reederei zunächst falsch über den Verbleib ihres Mannes informiert worden. Am Tag nach dem Schiffsunglück habe sie eine Mitteilung über die Rettung von Egon H. erhalten, sagte die 65-Jährige der Zeitschrift „Bunte“ nach einer Vorabmeldung von Mittwoch. Doch die Familie habe sich gewundert, warum der Vater sich nicht selbst meldete. Am Tag darauf habe die Reederei noch einmal angerufen und gesagt, ihre erste Auskunft sei leider falsch gewesen.
Seitdem habe sie nichts mehr von der Reederei gehört, sagte H. Die Maintalerin forderte Informationen über das Schicksal ihres Mannes. „Er ist wahrscheinlich ertrunken. Meine Kinder und ich wollen endlich Gewissheit.“ Vorher könne sie keine Trauerarbeit leisten, sagte H. im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dapd. Ihr eigenes Trauma habe ihre Psyche „weggesperrt“.
Auch von den vier weiteren Vermissten aus Hessen fehlt nach der Havarie des Kreuzfahrtschiffs jede Spur. Über den Verbleib eines Ehepaars aus Mühlheim und zweier Schwestern aus Offenbach sei noch nichts bekannt, sagte ein Sprecher der Polizei in Offenbach auf Anfrage. Sie stehe in ständigem Kontakt mit den Beamten, habe ihnen Bilder und Gebissabdrücke von ihrem Mann geschickt, sagte H. im Gespräch mit dapd.
„Nur die Stärksten sind durchgekommen“
Als das Schiff am 13. Januar mit 4.200 Menschen an Bord gekentert war, habe sie mit letzter Kraft eine Wand hochklettern können, berichtete die 65-Jährige weiter. Dabei habe sie ihren Mann aus den Augen verloren. Viele Passagiere seien in Panik einfach ins Meer gesprungen. Auch eine Stunde nachdem die „Costa Concordia“ schon schräg lag, habe es noch Durchsagen gegeben, dass die Passagiere zurück in ihre Kabinen gehen sollten, sagte sie. „Es hieß, man habe die Lage im Griff.“
An Bord sei kein qualifiziertes Personal gewesen, beklagte H. weiter. Auch den Kapitän machte sie für die Katastrophe verantwortlich. Francesco Schettino war unbefugt vom Kurs abgewichen und zu nah an die Küste der Insel Giglio gefahren.
Kein Mensch könne nachempfinden, wie schrecklich die Situation gewesen sei, sagte die Maintalerin. Sie habe fünf Stunden an Deck gesessen und ausgeharrt, bis sie von der Küstenwache gerettet worden sei. Schwere Vorwürfe erhob sie gegen das Personal: „Jeder, der gerettet wurde, hat sich selbst gerettet.“ Der Betreiber „Costa“ habe nichts getan, erst die Küstenwache habe geholfen, sagte H. weiter. „Nur die Stärksten sind durchgekommen.“ (dapd)
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