Arnsberg/Iserlohn/Olpe. . Die Schützenvereine in Nordrhein-Westfalen fordern den Verzicht auf das geplante Rauchverbot in Festzelten und bei Brauchtumsveranstaltungen. Die geplante Verschärfung des Nichtraucherschutzes gefährde die Existenz des Schützenwesens und bedeute somit auch auf Raten das Aus für das Brauchtum.

Wenn die Obristen des Kreisschützenbundes Arnsberg tagen und die geplante Verschärfung des Nichtraucherschutzes diskutieren, gibt es im Schützenheim der St.-Hubertus-Bruderschaft im Seufzertal in Arnsberg dicke Luft. Nicht nur, weil das Rauchverbot heiß diskutiert wird. „Es darf auch geraucht werden“, sagt Dietrich-Wilhelm Dönneweg, Vorsitzender des Kreisschützenbundes Arnsberg.

Als Symbol wollen die Schützen das zwar nicht verstanden wissen, doch der Tenor, der aus den Vereinen in Südwestfalen zu hören ist, ist eindeutig. Die geplante Verschärfung des Nichtraucherschutzes, die Kappung der Ausnahmeregelungen für Festzelte und Brauchtumsveranstaltungen gefährde die Existenz des Schützenwesens. „Das wäre eine mittelschwere Katastrophe für uns“, sagt Dönneweg. Rauchen gehöre zum System. „Es geht doch um das gemeinsame Feiern. Das wird dann auseinandergerissen.“ Zudem sei es in den 58 Vereinen, die er regelmäßig zu ihren Festen und Veranstaltungen besuche, noch nie Thema gewesen, dass sich Nichtraucher belästigt fühlten.

Rauchverbot bei Kinder-Veranstaltungen

Hubert Kleff, CDU-Landtagsabgeordneter im Hochsauerland, hat schon im Dezember die Pläne der Landesregierung gegeißelt: „Das nordrhein-westfälische Nichtraucherschutzgesetz hat sich bewährt. Es schützt dort, wo der Schutz gebraucht wird, und es lässt die Eigenverantwortung dort, wo die Menschen eigenverantwortlich handeln. Die grüne Gesundheitsministern Steffens holt dagegen jetzt den großen Dampfhammer heraus und schlägt alles platt, was sich regt.“

Jetzt springt Kleff, der selbst Schütze ist und auch schon als Schützenkönig regierte, seinen Vereinskameraden bei und spricht sich gegen die gesetzliche Regelung aus. „Wir tun alles, um die Menschen vom Rauchen abzuhalten“, sagt der Gesundheitspolitiker. Doch gesteht er den Schützen Eigenverantwortung zu. „Jeder Verein kann das für sich beschließen, das müssen wir nicht in Düsseldorf machen.“

Beschlossene Sache ist für die Schützen in Iserlohn-Sümmern, dass bei Veranstaltungen mit Kindern keinesfalls geraucht wird. Und manchmal regelt es sich auch von selbst, dass die Raucher vor die Tür gehen. „Beim Offiziersball am Samstag hat hier keiner geraucht“, sagt Hermann-Josef Moneke, Schützenoberst der St.-Sebastian-Schützenbruderschaft Sümmern. Da waren gut 200 Leute in der Halle. „Aber wenn hier 3000 sind, lässt es sich nicht mehr kontrollieren“, warnt Moneke vor weiteren Kosten, die die Vereine stemmen müssen. „Nach dem dritten Bier ist das nicht mehr zu kontrollieren“, sagt der Schützenoberst. Und eine Erweiterung des Sicherheitsdienstes könne sich der Verein nicht leisten.

Martin Tillmann, Kreisoberst im Kreisschützenbund Olpe mit gut 37 000 Mitgliedern, plädiert dafür, die Ausnahmeregelung für die Brauchtumsvereine bestehen zu lassen. Er fürchtet, „dass die Leute wegbleiben.“ Und das in einem Bereich, in dem die Vereine vielfach mit sinkenden Mitgliederzahlen zu kämpfen haben. Der Olper hält die Hallen, in denen in der Regel gefeiert wird, außerdem für tauglich, Nichtraucher nicht zu sehr zu Mitrauchern zu machen. „Das ist anders als in einer Kneipe, wir haben alle Abluftanlagen installiert.“

Sturm der Entrüstung und Ablehnung

Ein Rauchverbot „bedeutet auf nahe Sicht das Aus für viele Schützenvereinigungen und somit auch auf Raten das Aus für das Brauchtum“, warnte der Sauerländer Schützenbund in einem unserer Zeitung vorliegenden Alarmbrief an NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens (Grüne).

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    Der Bundesgeschäftsführer des Schützenbundes, Meinolf Linke, verwies darauf, dass das geplante Nichtraucherschutzgesetz „ausnahmslos bei allen Schützenvereinigungen im ganzen Land zu einem Sturm der Entrüstung und Ablehnung“ führe. Für eine Minderheit der Festbesucher gehöre der Konsum von Tabakerzeugnissen bei Volksfesten zur Gemütlichkeit. Einer totalen Ausgrenzung dieser Gruppe müsse auch im Namen der Festveranstalter energisch widersprochen werden.

    In diesem Zusammenhang erinnerte der Schützenbund daran, dass die Veranstalter von Volks-, Heimat- und Schützenfesten bereits durch stetig steigende Kosten für GEMA und Künstlersozialkasse sowie unverhältnismäßige Auflagen und Sicherheitsbestimmungen bei der Planung von Veranstaltungen auf das „Extremste in ihrer Existenz bedroht“ seien.

    Die NRW-Landesregierung will das verschärfte Nichtraucherschutzgesetz bis zum Sommer im Landtag verabschieden. Es soll dann im September in Kraft treten. Es sieht ein uneingeschränktes Rauchverbot in Kneipen und Festzelten vor.