Essen. . Bei dem Überfall auf eine Reisegruppe in Äthiopien sind mehrere Menschen getötet worden, darunter zwei Deutsche. Sie hatten die Tour in die Danakil-Wüste beim Dresdner Reiseveranstalter Diamir gebucht. Andere Reiseanbieter meiden die als gefährlich eingestufte Region.

Das Drama in der Danakil-Wüste, an der Grenze zu Eritrea, ist immer noch nicht in seiner vollen Dimension sichtbar. Viele Fragen blieben am Mittwoch offen: Wer überfiel die Touristen? Wie viele Menschen starben oder wurden verschleppt? Klar ist, dass der Angriff in einer gefährlichen Gegend geschah. Das Auswärtige Amt spricht in einem Sicherheitshinweis von Banditen, Entführungen und neu verlegten Landminen.

Der Dresdner Reiseveranstalter Diamir hat weitere Reisen in die Region abgesagt. „Die Besteigung des aktiven Vulkans Erta Ale ist der Höhepunkt der Reise.“ Mit diesen Worten hatte Diamir für die Rundtour geworben. Ausgerechnet in dieser Region, also nahe des Vulkans und der Grenze zum Nachbarland Eritrea, hat sich jetzt der tödliche Übergriff ereignet.

3400 Euro für eine 20-tägige Reise

Offenbar hatten deutsche und österreichische Teilnehmer die Tour über Diamir gebucht. Für eine 20-tägige Reise zahlten sie knapp 3 400 Euro. In einer Stellungnahme nach dem Zwischenfall heißt es jetzt vom Veranstalter, der die Tour seit 2006 im Programm hatte: „Bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt hatte Diamir keine Hinweise darauf, dass die Sicherheit der Gäste in Frage stehen könnte.“ Diamir wirbt allerdings auf seiner Webseite damit, dass die Reisenden von Soldaten begleitet werden.

Äthiopien gilt in einigen Kreisen als attraktives Reiseland. Nicht bei Massentouristen, sondern bei Individualurlaubern. „Äthiopien wird immer beliebter“, sagt Ury Steinweg, Geschäftsführer bei „Dr. Tigges“. Sein Unternehmen ist auf Studienreisen spezialisiert und bietet seit fünf Jahren auch Rundreisen durch Äthiopien an. Steinweg bezeichnet Äthiopien-Reisende als „sehr erfahrene Menschen, die schon viel von der Welt gesehen haben“. Ihnen habe das Land geografisch, ethnologisch und kulturgeschichtlich einiges zu bieten.

Sicherheitsabstand von 800 Kilometern

Aber Steinweg kennt auch die Risiken – „wir würden uns nie in Gebiete wagen, für die es Warnungen gibt“, sagt er. Seine Touren hielten zu dem Ort, an dem jetzt der Überfall passierte, einen Sicherheitsabstand von 800 Kilometern.

Der Abenteurer und Survival-Experte Rüdiger Nehberg kennt die Gefahren der Danakil-Wüste: „Die Grenzregion ist unsicher. Es gibt Banditen dort und Verstecke, die nur schwer aufzuspüren sind“, sagte Nehberg der WAZ-Mediengruppe. Wichtig sei der gute Draht zu den Einheimischen: „Wir, das heißt die Menschenrechtsorganisation Target, unterhalten dort eine fahrende Krankenstation. Das sichert uns das Wohlwollen der Einheimischen. In deren Begleitung ist es relativ sicher. Es bleibt aber ein Restrisiko. 1977 bin ich bei einer eigenen Kamelkarawanen-Reise auf den Vulkan Erta Ale ausgeraubt worden. Wenn man unbewaffnet unterwegs ist, wird man von Banditen in der Regel mit Fairness behandelt. Wenn man aber Waffen trägt oder bewaffnete Begleiter hat, dann kann das Risiko sogar noch größer werden.“

Äthiopien macht Eritrea für den Überfall verantwortlich. Die Täter seien dort ausgebildet worden. Äthiopiens Generalkonsul in Frankfurt, Mulugeta Zewdie, kündigte gegenüber NDR Info „Maßnahmen“ gegen den Erzfeind an.