Essen. Der Wettkampf um den deutschen Startplatz für den Eurovision Song Contest hat begonnen: Die meisten Anrufe in der ersten Runde von “Unser Star für Baku“ bekam Shelly Phillips. Stefan Raabs Wunderwaffe im Kampf um die Quote heißt „Blitztabelle“. Und die ist wahrlich nichts für Sensibelchen.
Der X-Factor Gewinner, wie heißt er noch, steht gerade fest, „The Voice of Germany“ geht gerade in die heiße Phase und Bohlens Superstar-Suche hat auch schon wieder begonnen. Und jetzt noch acht Mal „Unser Star für Baku“ – kann das gutgehen? Stefan Raabs Wunderwaffe im Kampf um die Quote heißt „Blitztabelle“. Und die ist wahrlich nichts für Sensibelchen.
So „konsequent wie eine Sportveranstaltung“ solle die Show sein, hatte Raab – den Spötter inzwischen den neuen Ralph Siegel nennen – vorab verkündet. Also Schluss mit dem gewohnten Kuschelkurs. Die neue Transparenz, bei der man jederzeit am Stand der Live-Votings die Begeisterung des Publikums ablesen kann, ist für die Zuschauer zwar originell. Für manchen Sänger aber ausgesprochen schmerzhaft: Künstler sind nunmal keine Sportler. Und da muss man sich fragen, was eigentlich schlimmer ist: Ein gemeiner Spruch von Dieter Bohlen – oder die geballte, sofort sichtbare Ablehnung von ein paar Millionen.
Die meisten Anrufe bekam Shelly Phillips
Die meisten Anrufe mit 15,5 Prozent erhielt zum Schluss die vor allem von Jury-Präsident Thomas D hoch gelobte 20-jährige Abiturientin Shelly Phillips aus Coburg. Ebenfalls in der nächsten Runde sind Roman Lob, Céline Huber, Leonie Burgmer und Katja Petri.
Aber zunächst mal ging es ganz gemächlich los. Rückblick auf das Wunder von Oslo, das die Macher von „Unser Star für Baku“ so gerne wiederholen möchten und dann erstmal gegenseitige Lobhudeleien: Auf Thomas D, der doch noch 2008 nie in einer Casting-Jury sitzen wollte und jetzt den Präsidenten gibt, auf Raab, den „Motor des Song-Contests“ und auch auf die Schönheit und Sangeskunst von Frida-Gold-Sängerin Alina Süggeler, die die beiden gesetzten Herren auf dem Sofa mit ihrer Jogging-Hose buchstäblich ganz schön alt aussehen ließ.
"Vielleicht wachsen sie ja noch"
Dann noch eine mehr oder weniger unbeholfenene Vorstellungsrunde der zehn Kandidaten – und schon ging der versprochene „harte Kampf“ auch los: Die eingeblendete Blitztabelle zeigte schonungslos, wen die Zuschauer nicht besonders sympathisch fanden: Und schon da fror manches Lächeln mächtig ein. Ausgerechnet Katja, die Letzte der Liste – was für eine Last! -- musste dann den Anfang machen. Sie schlug sich tapfer, kassierte artiges Lob und konnte sich mit ihrem Lied tatsächlich unter die ersten Fünf katapultieren.
Dem Zweit(letzt)en, Jan, gelang es schon weniger die Fassung und Coolness zu bewahren: Gerade mal Sechster nach dem Auftritt – „die Eier in der Hose nicht groß genug“ für den Song, kritisierte Thomas D und der neue Moderator Steven Gätjen – eigentlich Modell Schwiegermutters Liebling – hackte drauf rum: „Vielleicht wachsen sie ja noch.“
Es kam, wie es kommen musste: Jeder Auftritt brachte dem jeweiligen Kandidaten ordentlich Anrufe, aber an der Spitze der Tabelle war trotzdem nicht für alle Platz. Auf das Hoch folgte entsprechend fast immer das wieder Runter auf dem Fuße. Und weil sich auch die von Thomas D versprochenen Überraschungen auf der Bühne – mal abgesehen von wenigen Ausnahmen – in engen Grenzen hielten, war es mit der Spannung nicht viel anders: Der dauernde Wechsel in der Tabelle brachte vor allem Hektik in den Abend. Und die prompten Veränderungen bei Jury-Lob oder -Kritik machte die Reaktionen der Zuschauer so erschreckend durchschaubar.
Aber vielleicht war ja genau das mit neuer Transparenz gemeint.